Sie sorgen für gute Luft, spenden an Hitzetagen wohltuenden Schatten und verschönern mit ihrem Grün unsere Stadt: Berlins Bäume sind ein wichtiges Stück Lebenskraft. Allein über 440.000 von ihnen stehen in Parks und Straßen. Nicht allen geht es wegen des Klimawandels gut. Viele sind krank. Und jetzt sind auch noch Kriminelle unterwegs, die Linde, Eiche, Ahorn und Co. auf perfide Weise vergiften. Doch wer macht denn so etwas? Dies möchte auch die Berliner Polizei wissen, die nun Jagd auf die Baummörder macht.
Erst vor Kurzem hatten die Kriminellen zugeschlagen. Auf einer Badewiese an der Havel im Spandauer Ortsteil Gatow wurden durch Unbekannte über 40 Bäume vergiftet. Sie sind nicht mehr zu retten, teilt das Bezirksamt Spandau mit. Ein Großteil der Bäume ist nun quasi tot.

„Sie zeigen erst eine braune Laubwelke, verlieren schließlich ihr Laub vollständig und sterben schließlich ab“, teilte jetzt das Bezirksamt mit. Unter den Opfern sind Erlen, Ahornbäume, eine Eiche und eine Linde. Es gibt keine Möglichkeit, die Bäume zu retten, sagt Berlins Stadtnaturexperte Derk Ehlert. Wie lange die Bäume noch leben, hänge vom jeweiligen Gesundheitszustand und der Art ab.
Die Schäden der Baummörder sind erheblich
Der Schaden, den die Baummörder angerichtet haben, ist „erheblich“, so das Bezirksamt. Zwischen 155.000 und 310.000 Euro beziffert ihn die Behörde. Hinzu kommen Schäden am Grundwasser, in dem möglicherweise Giftstoffe hineingelangt sind. Und auch das Nachpflanzen kostet Geld, das wir Steuerzahler bezahlen müssen. Denn neue Bäume müssen her, um den Hang auf der Badewiese zu stabilisieren. Das war eine der wichtigen Aufgaben der Bäume auf der Badewiese, die nun von Unbekannten vergiftet wurden.

Die Baumkiller gehen fast immer mit der gleichen Methode vor. Auf der Badewiese an der Havel hatten die Täter die über 40 Bäume angebohrt. Bis zu 35 Zentimeter tiefe Löcher, durch die die kriminellen Naturfeinde eine giftige Chemikalie gossen. Mitarbeiter des Spandauer Straßen- und Grünflächenamtes hatten die Beschädigungen bei Routinekontrollen entdeckt. In einem Baum steckte sogar ein Bohrer, der sich offenbar im Stamm verhakt hatte.
Löcher bohren, Gift hineinschütten: Die Baummörder gehen stets mit der gleichen Methode vor
Das Bezirksamt erstattete Anzeige. Nun ermittelt das Berliner Landeskriminalamt. Momentan wird dort durch Experten geprüft, um welche Flüssigkeit es sich genau handelt, die die Baumkiller in die Stämme gegossen haben. Möglicherweise handelt es sich bei der Substanz um ein giftiges Lösungsmittel.
Was am Havelufer in Spandau passiert ist, ist kein Einzelfall. Auch in Grünau im Bezirk Treptow-Köpenick sind die Baumkiller unterwegs. Erst im Juni waren sie aktiv. In der Regattastraße wurden von Mitarbeitern des Bezirksamtes bei einer Kontrolle zwei Bohrlöcher an eine 88 Jahre alten Linde entdeckt.

Eines der Löcher geht 75 Zentimeter tief in den Wurzelstock des Baumes. „Es wird davon ausgegangen, dass Unbekannte den 21 Meter hohen Baum abtöten wollen“, teilte das Bezirksamt Treptow-Köpenick mit. Auch diese Behörde stellte Strafanzeige. Den Schaden schätzt das Amt auf mehrere Tausend Euro.
Baummörder: Giftanschläge auch in Grünau
Die Berliner Zeitung berichtete, dass der Giftanschlag bereits der dritte in dieser Gegend war. 2021 wurde an einer etwa 200 Jahre alten Eiche ein Bohrloch am Stammfuß und Lösungsmittelgeruch festgestellt. Mit einem drastischen Rückschnitt versuchten Mitarbeiter des Grünflächenamtes, den Baum zu retten. Doch der Absterbeprozess schritt unaufhaltsam voran. Das Bezirksamt ließ den 20 Meter hohen Baum mit einem Stammumfang von drei Metern noch eine Weile „als Mahnmal“ stehen, bis er im vorigen Jahr gefällt wurde.
Warum Menschen in Berlin Bäume vergiften? Aus Hass? Aus Geltungssucht? Oder, weil jemand einen Baum einfach nur weghaben will? Über die Motive der Baummörder kann man nur spekulieren. In der Vergangenheit wurden in Berliner Bäume vor allem im Zusammenhang mit Grundstücks-Erweiterungen oder beim Bau von Solaranlagen beschädigt, sagt Naturexperte Ehlert.
Liebe Leser, was sagen Sie zu den Giftanschlägen? Waren die Baummörder auch in Ihrer Gegend unterwegs? Schreiben Sie uns an leser-bk@berlinerverlag.com oder kommentieren Sie unseren Beitrag auf Facebook oder bei X. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften! ■