Rouven Laur starb im Einsatz

Berlin: Schweigemarsch am Potsdamer Platz für getöteten Polizisten

Ein 25-jähriger Afghane hatte mit einem Messer auf Teilnehmer einer Kundgebung eingestochen und den Polizisten tödlich verletzt.

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Vertreter aus Polizei und Politik beim Trauermarsch für den getöteten Polizisten Rouven in Berlin. 
Vertreter aus Polizei und Politik beim Trauermarsch für den getöteten Polizisten Rouven in Berlin. JOHN MACDOUGALL / AFP

Eine junge Polizistin steht mit tränenüberströmtem Gesicht zwischen ihren Kollegen, ein Mann kniet weinend vor dem Blumenmeer am Mannheimer Marktplatz: Videos im Internet zeigen, wie sehr die tödliche Messerattacke von Mannheim die Menschen in der Stadt, aber auch weit darüber hinaus bewegt. Der 29-jährige Polizist Rouven Laur starb nach der Attacke am vergangenen Freitag. Fünf weitere Männer wurden verletzt, als ein 25-jähriger Afghane mit einem Messer auf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) einstach.

Auch in Berlin und Brandenburg wurde am Freitag des getöteten Polizisten gedacht. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte zu einem Schweigemarsch in Berlin aufgerufen. Beide Gewerkschaften wollen damit des ermordeten Polizisten gedenken und „ein klares Zeichen für die Demokratie“ setzen.

Rund 2500 Menschen haben nach Polizeiangaben bei einem Schweigemarsch in Berlin an den bei einer Messerattacke in Mannheim getöteten Polizisten erinnert. Fahnen, Flaggen und Transparente waren unerwünscht. Unter den Teilnehmern waren Polizisten in Uniform prominent zu sehen. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik liefen mit.

Der Trauermarsch startete am Freitag, um 12 Uhr, am Potsdamer Platz und endete an der Landesvertretung Baden-Württemberg in der Tiergartenstraße. 

Die Polizei Baden-Württemberg hatte für 11.34 Uhr zu einer Gedenkminute aufgerufen. Zu diesem Zeitpunkt passierte der tödliche Angriff auf den Polizisten. An der Gedenkminute haben mehr als 1000 Menschen teilgenommen. Man gehe von 1500 bis 2000 Menschen aus, die auf dem Marktplatz zusammengekommen seien, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag in der 300.000-Einwohner-Stadt im Norden Baden-Württembergs. Auch die Eltern des getöteten Polizisten sowie weitere Angehörige nahmen an dem Gedenken teil. 

Berlin: Polizisten beim Schweigemarsch der „Blaulichtfamilie“ von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Gedenken an den von einem Afghanen ermordeten Polizisten Rouven Laur teil.
Berlin: Polizisten beim Schweigemarsch der „Blaulichtfamilie“ von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Gedenken an den von einem Afghanen ermordeten Polizisten Rouven Laur teil.Christoph Soeder/dpa

Frust gegenüber der Politik ist riesig

Die fünf Verletzten vom vergangenen Freitag leiden indes eine Woche nach der Tat weiter an den Folgen, sie hätten alle noch Schmerzen, wie Stefanie Kizina von Pax Europa sagt. „Wir sind alle noch unter Schock“, erzählt die Schatzmeisterin. „Man reißt sich zusammen, man muss das erst mal verarbeiten. (...) Man hat ja immer in der Gefahr gelebt, aber irgendwie ist man immer davon ausgegangen, es passiert schon nichts, wird schon nicht so schlimm.“ Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger habe ein weiteres Mal ins Krankenhaus gemusst wegen seines hohen Blutverlusts durch die Verletzungen. Der 59-Jährige werde auf jeden Fall vier bis acht Wochen ausfallen.

Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, zeigt sich berührt von der großen Anteilnahme am Tod von Rouven Laur. Allerdings mische sich rund eine Woche nach dem Angriff in die Trauer auch Wut. „Die Leute sind natürlich auch enttäuscht“, sagt er über die Stimmung unter Polizisten. „Der Frust gegenüber der Politik ist riesig.“ Nach Taten wie diesen gebe es umfassende politische Diskussionen und Forderungen, aber letztlich ändere sich nichts. So müsse etwa konkret über Fortbildungen für Polizisten gesprochen werden, Ausrüstung zum Schutz und für die Behandlung von Wunden nach Angriffen.

Am Einsatz beteiligte Polizisten werden psychologisch betreut

Wie es den am Einsatz beteiligten Polizisten eine Woche nach der Messerattacke geht, ist nicht bekannt. Ein Sprecher der Polizei Mannheim sagte am Donnerstag, man wolle sich zu dem Thema nicht äußern. Die Präsidentin des Mannheimer Polizeipräsidiums, Ulrike Schäfer, hatte am Dienstag lediglich mitgeteilt: „Diejenigen, die mit Laur zusammengearbeitet hatten und bei dem verhängnisvollen Einsatz dabei gewesen waren, werden derzeit psychologisch betreut.“  ■