Es ist ein an Dummheit und Zynismus kaum zu übertreffender Zwischenruf: Jemand aus der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus sollen bei einer Ansprache von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) dazwischengerufen haben. Dann sollen auch noch einige in der Grünen-Fraktion gelacht haben. Selbst Grünen-Chef Omid Nouripour meldet sich zu Wort.
Der Vorfall soll am Dienstag bei einer Rede der Innensenatorin im Plenum des Abgeordnetenhauses passiert sein. Spranger sagte gerade: „Der schreckliche Tod von Mannheim zeigt uns natürlich … dass wir“. Dann wird die Ansprache durch einen Zwischenruf unterbrochen. „Mannheim ist tot?“, fragt eine Frauenstimme, gefolgt von einem hämischen „Ha!“.
Der Tod von Rouven L. ist so witzig. 😂 … finden die Zwischenrufer der @GrueneFraktionB pic.twitter.com/vcSNMemTdj
— Carl-Victor Wachs (@WachsVictor) June 6, 2024
Zwischenruf und Lacher bei Rede zu Mord an Polizist Rouven L. in Mannheim
Die Innensenatorin weist die Zwischenruferin dann darauf hin, dass sie darüber nicht lachen würde. „Da oben sitzen Kolleginnen und Kollegen“, sagt sie dann in Bezug auf Polizisten, die wohl auf den Rängen saßen.
Das Video wurde von Carl-Victor Wachs geteilt, dem Kommunikationschef der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die traditionell ein eher kritisches Verhältnis zu den Grünen pflegt. Doch unter dem Beitrag sammeln sich bereits mehr als 150 Kommentare, die für den Ausfall und die Lacher absolut kein Verständnis aufbringen. Entsprechend deutlich antwortet der Landesverband Hamburg der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Menschen, denen offensichtlich alles gleichgültig ist, vermutet man eigentlich nicht in einem deutschen Landesparlament – bis man eines Besseren belehrt wird“, kommentiert die Polizistenvereinigung das Video.
Prompte Entschuldigung von Grünen
Schon kurz nach Bekanntwerden des Videos haben sich die Fraktionsvorsitzenden der Berliner Grünen zu Wort gemeldet und bestätigen indirekt, dass der Zwischenruf aus ihren Reihen kam. „Dieser Zwischenruf war falsch. Wir werden dies in der Fraktion aufarbeiten“, heißt es in einem Post von Bettina Jarasch und Werner Graf auf dem Konto der Berliner Grünen-Fraktion auf der Nachrichtenplattform X. „So etwas wird sich nicht wiederholen. Die uneingeschränkte Anteilnahme unserer Fraktion gilt dem getöteten Polizisten Rouven L., seiner Familie und seinen Kolleg*innen“, fügten sie an.
Dieser Zwischenruf war falsch. Wir werden dies in der Fraktion aufarbeiten. So etwas wird sich nicht wiederholen. Die uneingeschränkte Anteilnahme unserer Fraktion gilt dem getöteten Polizisten Rouven L., seiner Familie und seinen Kolleg*innen.@Bettina_Jarasch & @grafwer
— Grüne Fraktion Berlin (@GrueneFraktionB) June 6, 2024
Mittlerweile ist auch klar, wer die Zwischenruferin war. Die Abgeordnete Tuba Bozkurt hat sich in einem Post auf dem Nachrichtennetzwerk X (zuvor Twitter) zu Wort gemeldet. „Ich möchte für meinen Zwischenruf im Abgeordnetenhaus um Entschuldigung bitten. Er war pietätlos und unanständig und ich bereue ihn zutiefst“, schrieb die Antidiskriminierungsbeauftragte der Berliner Grünen dort. „Die Angehörigen, Freund:innen und Kolleg:innen von Rouven L., die ich damit verletzt habe, bitte ich aufrichtig um Entschuldigung.“
Die 1983 in Lübeck geborene Bozkurt, die Gesundbrunnen im AGH vertritt, fügte an: „Nichts liegt mir ferner als nach dieser schrecklichen Tat den Eindruck von Spott zu erwecken.“ Auch zollte sie Polizisten Respekt.
Ich möchte für meinen Zwischenruf im Abgeordnetenhaus um Entschuldigung bitten. Er war pietätlos und unanständig und ich bereue ihn zutiefst. Die Angehörigen, Freund:innen und Kolleg:innen von Rouven L., die ich damit verletzt habe, bitte ich aufrichtig um Entschuldigung.
— Tuba Bozkurt (@TubaBozkurt) June 6, 2024
Auch Grünen-Bundeschef Omid Nouripour meldet sich zu Wort und wird deutlich: „Richtig, dass ihr das aufarbeitet. Ein solches Verhalten ist unanständig“, schreibt er. „Ich entschuldige mich im Namen meiner Partei bei den Angehörigen von Rouven L. dafür. Wenn die Familie eines Mordopfers am Grabe steht, gibt es nichts zu lachen.“