Saisonstart am 1. Mai

Fahrräder ab jetzt verboten: In Köpenick kommt die BVG ganz schön ins Rudern

Abseits der Schlichtung werden jetzt BVG-Ausflugsfähren startklar gemacht. Da brauchen die Verkehrsbetriebe viel Kraft und Ausdauer, damit wenigstens hier nichts aus dem Ruder läuft.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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„Paule III“ ist das kleinste Beförderungsmittel der BVG. Bald ist das Ruderboot auf der Müggelspree im Einsatz. Fährmann Marcel Franke zeigt hier sein Können.
„Paule III“ ist das kleinste Beförderungsmittel der BVG. Bald ist das Ruderboot auf der Müggelspree im Einsatz. Fährmann Marcel Franke zeigt hier sein Können.Oliver Lang/BVG

Keine Streiks bei der BVG: Zumindest bis zum 10. April haben wir Berliner Ruhe vor den Arbeitskämpfen, solange das Schlichtungsverfahren bei den Verkehrsbetrieben läuft. Da lohnt sich es, auch einmal einen Blick darauf zu werfen, was das Unternehmen so in der nahen Zukunft vorhat. Etwa in Köpenick: Da kommt die BVG auch ohne Streiks wieder mal ganz schön ins Rudern.

Hinter den Kulissen der BVG geht es zurzeit nicht nur um den Tarifstreit. Man bereitet sich auch auf die Ausflugssaison in den Frühlings- und Sommermonaten vor. Und da kommt unter anderem „Paule III“ ins Spiel. Sein Einsatz wird zu einem Kraftakt.

In der Tat sind starke Arme gefordert, wenn man mit dem kleinsten Verkehrsmittel der BVG unterwegs ist. 5,21 Meter lang, 1,82 Meter breit, 32 Zentimeter Tiefgang – bis zu acht Personen können rauf auf das Ruderboot, das bald wieder an den Wochenenden und Feiertagen als Fähre F24 auf der Müggelspree in Köpenick schippert.

Am 1. Mai geht es los. Und bis dahin muss der Rudermann fit wie Marcel Franke sein, der diesen Job in den vergangenen Jahren mit Bravour leistete. Für die 36 Meter lange Strecke zwischen den Anlegern Kruggasse und Spreewiesen braucht der Fährmann nur 36 Schläge mit seinen Rudern (auch Skulls genannt). Nach drei Minuten ist die Fahrt zu Ende.

Alle 60 Minuten geht die Ruderfähre F24 auch in diesem Jahr mit den erholungssuchenden Berlinern und Touristen auf die kurze Reise. Meist rudert der Fährmann auch häufiger, wenn genug Fahrgäste am Ufer stehen. Bis zum 5. Oktober dauert die Saison. Alles scheint wie immer zu sein.

Ruderfähre: Fahrräder dürfen nicht mehr mit

Doch eins ist neu in diesem Jahr. In diesem Sommer werden keine Fahrräder mehr mit dem kleinen Ruderboot befördert. „Damit sich die Wartezeiten in Grenzen halten“, heißt es bei der BVG. Das schafft mehr Platz für mehr Fahrgäste. Außerdem entfällt das anstrengende und manchmal heikel-wacklige Verladen der Drahtesel für den Fährmann, so die Begründung.

In der Tat ist die Ruderfähre F24 in der Vergangenheit bei den Berlinern und Touris wieder beliebter geworden. Der Andrang ist groß. Vor zehn Jahren wollte die Senatsverkehrsverwaltung noch die Fähre abschaffen – wegen zu wenig Fahrgästen. Doch die Köpenicker kämpften mit dem Heimatverein und dem Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) – und gewannen.

BVG lässt rudern: „Paule III“ ist das kleinste Beförderungsmittel der Verkehrsbetriebe

Wer nun mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann mit seinem Drahtesel mit der benachbarten Fährlinie F23 übersetzen. Sie ist stündlich zwischen den Anlegern Müggelwerderweg und Kruggasse unterwegs – und das schon ab 5. April. Mit ihrem Elektroantrieb ist sie täglich unterwegs.

Ebenfalls elektrisch, ebenfalls täglich ist die Fähre F21 unterwegs, verbindet im 30-Minuten-Takt Schmöckwitz mit der Halbinsel Krampenburg. Dazu kommen die Ganzjahresfährlinien F10 (Wannseefähre), F11 (Wilhelmstrand bis Baumschulenstraße) sowie F12 (Müggelbergallee bis Wassersportallee), bei denen ab 5. April die Sommerfahrpläne gelten – die also öfter fahren.

Voll elektrisch: Die Fähre der Linie F23 ist schon ab 5. April auf der Müggelspree im Einsatz.
Voll elektrisch: Die Fähre der Linie F23 ist schon ab 5. April auf der Müggelspree im Einsatz.Jürgen Ritter/imago

Zurück zu „Paule III“: Vor mehr als 100 Jahren entstand diese Fährverbindung über die Müggelspree. Der Fischer ruderte Leute bei Bedarf von einem Ufer ans andere. Mehr als 20 Jahre lang, zwischen 1978 und 2002, hat Fährmann Paul Rahn das Boot gesteuert und ist so zur Legende geworden. Nach ihm ist das heutige Boot benannt: „Paule III“.

Warum die Ruderfähre und ihr Elektrobruder F23 für Ausflügler so wichtig sind? Zu einem fahren alle BVG-Fähren auch, wenn gestreikt wird. Denn die Boote werden von der Weißen Flotte im Auftrag der BVG betrieben, sind daher von Tarifverhandlungen nicht betroffen.

Was noch viel wichtiger ist: Die Verbindung über die Müggelspree verbindet Rahnsdorf auf kurzem Weg mit Müggelheim. Mit dem Auto müsste man mindestens 20 Kilometer Umweg über die Köpenicker Altstadt oder Erkner fahren.

Das bedeutet wegen der zahlreichen Baustellen gerade viel Stress. Mit dem Fahrrad kann man dagegen auch über die Brücke nach Müggelheim gelangen. ■