Hitlergrüße und Rabatz

Bio-Supermarkt feuert Azubi – weil der ein Neonazi sein soll

Bei einem Neonazi-Aufmarsch soll der Azubi der Bio Company mitmarschiert sein. Das hatte jetzt Folgen für ihn.

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Der Dritte Weg marschiert Ende März durch Berlin-Hellersdorf. Der Azubi soll mitgelaufen sein.
Der Dritte Weg marschiert Ende März durch Berlin-Hellersdorf. Der Azubi soll mitgelaufen sein.Benjamin Pritzkuleit

Vergangenes Wochenende sorgte ein Aufmarsch der rechtsextremen Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ in Hellersdorf für Empörung. Rund 250 Neonazis marschierten durch den Stadtteil, begleitet von Hitlergrüßen, Angriffen auf Medienvertreter und Zusammenstößen mit der Polizei. Mittendrin soll ein Azubi der Bio Company gewesen sein – ein Vorwurf, der jetzt hohe Wellen schlägt.

Die Anschuldigungen tauchten zuerst im Internet auf, verbreitet unter anderem durch „Antifa Berlin“ und auf der Plattform Indymedia. Doch es blieb nicht bei Online-Posts: Seit Montag hängen in Friedrichshain Plakate, die vor dem jungen Mann warnen.

Besonders brisant: Die Plakate sind im Stil der Bio Company gestaltet und nennen den vollen Namen des mutmaßlichen Neonazis. Die Botschaft ist unmissverständlich: Der Mann sei nicht nur naturverbunden, sondern auch nationalsozialistisch.

Der Verdacht gegen ihn wiegt schwer, so die Berliner Zeitung, die ebenfalls über den Fall berichtet. Er soll als Mitglied der Jugendorganisation Nationale Revolutionäre Jugend (NRJ) bei der Demonstration mit einem Megafon Parolen gerufen haben, darunter eine mit eindeutigen Bezügen zur NS-Zeit. Fotos zeigen offenbar, wie er in der typischen grünen Parteikleidung der Neonazi-Gruppe durch Hellersdorf marschiert.

Die Neonazis des Dritten Wegs auf einem S-Bahnhof.
Die Neonazis des Dritten Wegs auf einem S-Bahnhof.Roshan/imago

Doch es geht um mehr als nur seine Teilnahme an der Demo. Dem Azubi wird zudem vorgeworfen, an einem brutalen Angriff auf Antifaschisten am Ostkreuz beteiligt gewesen zu sein. Im Juli vergangenen Jahres sollen Neonazis dort zehn Menschen mit Reizgas, Schlagstöcken und Schlagringen attackiert haben – mehrere wurden verletzt.

Die Bio Company distanzierte sich von jeglichem extremistischen Gedankengut

Die Enthüllungen haben auch seinen Arbeitgeber aufgeschreckt. Die Bio Company distanzierte sich umgehend von jeglichem extremistischen Gedankengut. Man sei schockiert und prüfe die Vorwürfe, hieß es in einer Stellungnahme, den die Berliner Zeitung zitiert. „Wir werden schnellstmöglich handeln. Wir möchten außerdem klarstellen, dass wir für Weltoffenheit und Toleranz stehen und Diskriminierung und Rassismus keinen Platz bei der Bio Company haben.“ Welche Konsequenzen der Azubi nun zu erwarten hat, bleibt aber unklar. Die Tageszeitung TAZ berichtet, er sei inzwischen gefeuert worden.

Der Fall erinnert an einen ähnlichen Skandal im Berliner Fußball: Ein Schiedsrichter des SV Sparta Lichtenberg wurde nach vergleichbaren Vorwürfen sofort suspendiert. In diesem Fall ging es aber nur um eine Mitgliedschaft in rechtsextremen Gruppen – Gewaltvorwürfe standen nicht im Raum.

„Der Dritte Weg“ gilt als besonders radikal und wurde 2013 von einem bekannten Neonazi gegründet. Die Partei pflegt ein offen nationalsozialistisches Profil und sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Die neuen Ereignisse zeigen, wie tief ihre Strukturen in die Gesellschaft reichen – und wie wichtig es ist, hinzusehen und zu handeln. ■