Riesen-Aquarium in Trümmern
Aquadom zerschellt: So hätte das Unglück verhindert werden können
In der Nacht zu Freitag war das 16 Meter hohe Becken des Aquadoms zerschellt. Ein Experte verrät, wie die Katastrophe hätte verhindert werden können.

Es ist eine Katastrophe, die noch viel schlimmer hätte kommen können. Man stelle sich nur mal vor, der Aquadom hätte bereits geöffnet gehabt, Menschen wären im Fahrstuhl im Inneren der beliebten Touristen-Attraktion gewesen. Denn auch ohne größere Personenschäden (zwei Menschen wurde leicht verletzt) ist das Ausmaß enorm. Hätte das Unglück womöglich verhindert werden können?
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In der Nacht zu Freitag war das 16 Meter hohe Becken des Aquadoms zerschellt. Gegen 5.45 Uhr soll es einen lauten Knall gegeben haben. Die Hotellobby des angeschlossenen Radisson Blue gleicht seitdem einem Trümmerfeld. Fast 1500 Fische verendeten qualvoll. Eine Million Liter Wasser überschwemmten nicht nur die Straße, sondern liefen auch bis ins dritte Untergeschoss. Auch Teile des DDR-Museums wurden zerstört.
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Aquadom zerschellte wohl wegen Materialermüdung
16 Meter Höhe, 11,5 Meter im Durchmesser. 41 Platten aus Acrylglas, verbunden durch 16 Klebeverbindungen – das waren die Daten zum Aquadom, der am 2. Dezember 2003 eröffnete. Die Bau-Kosten beliefen sich auf 12,8 Millionen Euro.

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Aber wie konnte das Unglück das passieren? Carsten Kunert (44) von der Berliner Glasfirma Vandaglas erklärt in der B.Z.: „Kunststoff wird natürlich irgendwann porös. Wie lange es hält, hängt an verschiedenen Faktoren: Ist da Salzwasser drin? Strahlen da Lampen oder UV-Licht drauf?“
Nach ersten Erkenntnissen ist von einer Materialermüdung die Rede. Obwohl der Aquadom erst 2020 umfassend saniert wurde und mitten dieses Jahres wiedereröffnet werden konnte, soll das Acrylglas dem hohen Druck von 1 Million Liter Wasser nicht mehr standgehalten haben. Dabei wurden die Silikondichtungen gerade erst erneuert. Kostenpunkt für die Sanierung: rund 2,6 Millionen Euro.
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Aquadom-Betreiber: „Sieht aus wie ein Grundbruch“
Trotzdem geht auch Carsten Kunert von Materialermüdung aus, wenn er sich die Bilder anschaut. Er sagt aber auch: „Es kann auch sein, dass in der Konstruktion ein Fehler ist.“
Hätte das Unglück verhindert werden können? Ja, laut dem Experten schon. Der 44-Jährige meint: „Mit einem Sicherheitsglas und einer speziellen Folie wäre das nicht passiert. Acryl wird aber oft für so etwas verwendet, weil man die Wände sonst viel dicker bauen müsste.“
US-Firma schickt Spezialisten
Eine am Bau des Aquariums beteiligte amerikanische Firma will nun ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin schicken. Das teilte das Unternehmen Reynolds Polymer Technology mit. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, den Faktor oder die Faktoren zu bestimmen, die zu einem solchen Riss geführt haben.“
Das Unternehmen aus den USA hat nach eigenen Angaben 2002 eine „Zylinderkomponente“ des Tanks hergestellt und installiert. Auf seiner Homepage schreibt das Unternehmen, es habe das Acrylfenster des Aquadoms hergestellt.
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Uwe Abraham, der Betreiber des Aquadoms, nahm in der taz bereits Stellung: „Die Sanierungsarbeiten sind erfolgt, weil es Undichtigkeiten gab. Ich bin ratlos im Moment. Das Ganze sieht aus wie ein Grundbruch – das ist der bauliche Fachausdruck, wenn sich plötzlich die Statik eines Gebäudes verändert. Aber wir wissen nicht, was die Ursache ist. Wir wissen nicht, ob es allgemeines Materialversagen war oder ob es eine Schwachstelle gab. Es ist völlig unerklärlich. Aber es wird in den nächsten Tagen sicher erkennbar sein.“
Gebäude des ehemaligen Aquadoms nicht einsturzgefährdet
Unterdessen wurde das Gebäude, in dem sich der Aquadom befand, wieder an den Besitzer übergeben. „Es ist nicht einsturzgefährdet“, sagte Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäudeeigentümers Union Investment, am Samstagmorgen. Bautechnische Untersuchungen fänden aber weiterhin statt. Zuvor hatte der RBB berichtet.
Das Hotel, in dem sich das 16 Meter hohe Aquarium befand, sei „bis auf Weiteres“ geschlossen. Die Gäste seien noch am Freitag in ein anderes Hotel gebracht worden. Man sei in engem Austausch mit dem Hotel, sagte Hellbusch. In dem Gebäudekomplex wurden demnach mindestens sechs weitere Läden beschädigt. „In der Tiefgarage stehen aktuell immer noch fünf Zentimeter Wasser“, sagte er.