Wo Grenzer patrouillierten

Alter DDR-Grenzsteg soll zum hippen Museumsquartier werden

DDR Museum, Mampe und jetzt ein alter DDR-Grenzsteg: Unternehmer Quirin Graf Adelmann will in Berlin alt und neu zusammen denken.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Mit dem Grenzhafen soll ein neues Kulturquartier an der Spree in Berlin entstehen. So könnte das neue Quartier aussehen.
Mit dem Grenzhafen soll ein neues Kulturquartier an der Spree in Berlin entstehen. So könnte das neue Quartier aussehen.GMH &MICA Grenzhafen GmbH

Dieser 500 Meter lange Steg mitten in der Spree ist ein Relikt aus der Zeit, als Berlin geteilt war: Grenzsteg wird der bröckelige Betonweg in der Spree zwischen Lohmühleninsel und der Molecule-Men-Skulptur genannt. Seit dem Mauerfall rottet die Anlage vor sich hin. Eigentlich sollte sie schon abgerissen werden, so kaputt ist sie. Doch Proteste verhinderten 2010 den Abriss und erreichten, dass der Steg unter Denkmalschutz gestellt wurde. Nun soll rund um das Zeugnis der Teilung der Stadt ein neues Kulturquartier entstehen.

Deutsch-deutsche Geschichte bewahren

Mit dem DDR Museum ist Quirin Graf Adelmann schon voll im Thema. Nun will der Unternehmer, der auch hinter der Berliner Spirituosen-Marke Mampe steckt,  mit der eigens gegründeten Grenzhafen GmbH und in Zusammenarbeit mit der Stiftung Museumshafen ein weiteres Stück Deutsch deutscher Geschichte bewahren und zugänglich machen.

Quirin Graf Adelmann hat die Berliner Spirituosenmarke Mampe revitalisiert und betreibt erfolgreich das private DDR Museum in Mitte.
Quirin Graf Adelmann hat die Berliner Spirituosenmarke Mampe revitalisiert und betreibt erfolgreich das private DDR Museum in Mitte.Ina Schoenenburg/Ostkreuz

Ausflugsschiff flüchtet aus der DDR über die Spree

Der Steg hat eine spannende Vergangenheit: Er wurde 1962 als Wassersperre errichtet, nachdem das Ostberliner Ausflugsschiff „Friedrich Wolf“ über den hier in die Spree mündenen Landwehrkanal in den Westen entkommen war. Es gab sogar einen Wachturm und Sperrgitter, die aber nach der Wende abgerissen wurden.

Der Grenzsteg in der Spree. Hier soll ein neues Veranstaltungs- und Bildungszentrum auf dem Wasser entstehen.
Der Grenzsteg in der Spree. Hier soll ein neues Veranstaltungs- und Bildungszentrum auf dem Wasser entstehen.Jürgen Held /imago

Die Stiftung Museumshafen hat nun das Konzeptverfahren zur Rettung und Wiederbelebung des historischen Stegs gewonnen. Gemeinsam mit den Berliner Behörden und renommierten Architekturbüros startet nun ein kooperatives Werkstattverfahren zur Realisierung des ungewöhnlichen Projekts. Erste Entwürfe, wie das neue Quartier auf der Spree aussehen könnte, versprechen einen spannenden und relaxten Ort für Bildung und Veranstaltungen am Wasser.

Neues Museumsquartier auf der Spree

Ziel sei es, einen musealen Stadtraum mit Ausstellungen, einem Museumshafen, Bildungsangeboten sowie kulturellen Veranstaltungen zu schaffen, der auch architektonisch neue Impulse für die Stadt setzt, teilt der Grenzhafen-Macher mit.  „Im Mittelpunkt des künftigen Museums steht die historische Bedeutung der Spree als innerstädtische Verkehrsader und politische Grenze.“ Im 20. Jahrhundert war die Spree ein zentrales Element der Berliner Binnenschifffahrt und spielte eine bedeutende Rolle für den Warenverkehr. Gleichzeitig markierte sie über Jahrzehnte hinweg die Trennlinie zwischen Ost- und West-Berlin.

Die Statue Molecule Men im Sonnenuntergang. Zu ihren Füßen verlief einst die Grenze durch Berlin.
Die Statue Molecule Men im Sonnenuntergang. Zu ihren Füßen verlief einst die Grenze durch Berlin.Panthermedia/imago

Geplant sind Ausstellungen mit historischen Modellen, Dokumenten und begehbaren Originalschiffen. Diese sollen die Geschichte der Spree und ihre Rolle in der geteilten Stadt für Besucherinnen und Besucher greifbar machen. Ziel ist es, den „Grenzhafen Berlin“ zu einem offenen Ort der Begegnung, der Erinnerung und des Dialogs zu machen. Auch die originale Grenzinstallation aus dem Jahr 1962 soll erhalten und in das Museumskonzept eingebunden werden, um einen authentischen Einblick in die Architektur und Funktionsweise der Berliner Mauer zu ermöglichen.

Visualisierung des Areals am Grenzhafen der Architekten GMH Wilk Salinas.
Visualisierung des Areals am Grenzhafen der Architekten GMH Wilk Salinas.GMH Wilk Salinas

Um den bisher unzugänglichen Steg in das Konzept einzubinden, soll die Erschließung über ein Grundstück von der Treptower Eichenstraße aus erfolgen. Vor dem Steg werden gut 35.000 Quadratmeter Wasserfläche für das Projekt zur Verfügung stehen.

Die Mauerelemente, Wachtürme und Sperranlagen sollen aufbereitet und in einem historischen Rundgang erfahrbar gemacht werden. Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, nicht nur die architektonischen Details der Anlage zu zeigen, sondern auch die persönlichen Geschichten der Menschen zu erzählen, die hier lebten und arbeiteten – und die versuchten, die Grenze zu überwinden.

Baubeginn soll schon Ende 2026 sein. Wenn Quirin Graf Adelmann so auf die Tube drückt, wie beim Turbo-Neubau des Depots für das DDR Museum in Marzahn und die Behörden mitspielen, hat Berlin bald einen neuen Anziehungspunkt an der Spree mehr.