Dieser 500 Meter lange Steg mitten in der Spree ist ein Relikt aus der Zeit, als Berlin geteilt war: Grenzsteg wird der bröckelige Betonweg in der Spree zwischen Lohmühleninsel und der Molecule-Men-Skulptur genannt. Seit dem Mauerfall rottet die Anlage vor sich hin. Eigentlich sollte sie schon abgerissen werden, so kaputt ist sie. Doch Proteste verhinderten 2010 den Abriss und erreichten, dass der Steg unter Denkmalschutz gestellt wurde. Nun soll rund um das Zeugnis der Teilung der Stadt ein neues Kulturquartier entstehen.
Deutsch-deutsche Geschichte bewahren
Mit dem DDR Museum ist Quirin Graf Adelmann schon voll im Thema. Nun will der Unternehmer, der auch hinter der Berliner Spirituosen-Marke Mampe steckt, mit der eigens gegründeten Grenzhafen GmbH und in Zusammenarbeit mit der Stiftung Museumshafen ein weiteres Stück Deutsch deutscher Geschichte bewahren und zugänglich machen.

Ausflugsschiff flüchtet aus der DDR über die Spree
Der Steg hat eine spannende Vergangenheit: Er wurde 1962 als Wassersperre errichtet, nachdem das Ostberliner Ausflugsschiff „Friedrich Wolf“ über den hier in die Spree mündenen Landwehrkanal in den Westen entkommen war. Es gab sogar einen Wachturm und Sperrgitter, die aber nach der Wende abgerissen wurden.

Die Stiftung Museumshafen hat nun das Konzeptverfahren zur Rettung und Wiederbelebung des historischen Stegs gewonnen. Gemeinsam mit den Berliner Behörden und renommierten Architekturbüros startet nun ein kooperatives Werkstattverfahren zur Realisierung des ungewöhnlichen Projekts. Erste Entwürfe, wie das neue Quartier auf der Spree aussehen könnte, versprechen einen spannenden und relaxten Ort für Bildung und Veranstaltungen am Wasser.
Neues Museumsquartier auf der Spree
Ziel sei es, einen musealen Stadtraum mit Ausstellungen, einem Museumshafen, Bildungsangeboten sowie kulturellen Veranstaltungen zu schaffen, der auch architektonisch neue Impulse für die Stadt setzt, teilt der Grenzhafen-Macher mit. „Im Mittelpunkt des künftigen Museums steht die historische Bedeutung der Spree als innerstädtische Verkehrsader und politische Grenze.“ Im 20. Jahrhundert war die Spree ein zentrales Element der Berliner Binnenschifffahrt und spielte eine bedeutende Rolle für den Warenverkehr. Gleichzeitig markierte sie über Jahrzehnte hinweg die Trennlinie zwischen Ost- und West-Berlin.

Geplant sind Ausstellungen mit historischen Modellen, Dokumenten und begehbaren Originalschiffen. Diese sollen die Geschichte der Spree und ihre Rolle in der geteilten Stadt für Besucherinnen und Besucher greifbar machen. Ziel ist es, den „Grenzhafen Berlin“ zu einem offenen Ort der Begegnung, der Erinnerung und des Dialogs zu machen. Auch die originale Grenzinstallation aus dem Jahr 1962 soll erhalten und in das Museumskonzept eingebunden werden, um einen authentischen Einblick in die Architektur und Funktionsweise der Berliner Mauer zu ermöglichen.

Um den bisher unzugänglichen Steg in das Konzept einzubinden, soll die Erschließung über ein Grundstück von der Treptower Eichenstraße aus erfolgen. Vor dem Steg werden gut 35.000 Quadratmeter Wasserfläche für das Projekt zur Verfügung stehen.
Die Mauerelemente, Wachtürme und Sperranlagen sollen aufbereitet und in einem historischen Rundgang erfahrbar gemacht werden. Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, nicht nur die architektonischen Details der Anlage zu zeigen, sondern auch die persönlichen Geschichten der Menschen zu erzählen, die hier lebten und arbeiteten – und die versuchten, die Grenze zu überwinden.