Es ist ein Drama, das nicht nur die betroffene Familie erschütterte, sondern auch die gesamte Stadt Berlin in einen Schock versetzte. Ein Rentner, 83 Jahre alt, raste am 9. März vergangenen Jahres eine Mutter und ihren vierjährigen Sohn auf der Leipziger Straße tot. Auf einer Strecke mit Tempo 30, mit seinem Ford Mondeo, bei unglaublichen 89 km/h. Und alles, weil er an einem Stau vorbeibrettern wollte. Jetzt wurde Anklage erhoben.
Verhängnisvoller Crash auf der Leipziger Straße
Was als harmloser Trip in die deutsche Hauptstadt begann, endete in einem Horror für eine belgische Familie. Feuerwehrmann Gregory D., seine Lebensgefährtin Emeline C. und ihr kleiner Sohn Guy wollten eigentlich nur den Tag in Berlin genießen. Doch auf der Leipziger Straße, in unmittelbarer Nähe der Mall of Berlin, wurde aus ihrem geplanten Abenteuer der schlimmste Albtraum. Ein Stau, ein unschuldiger Spaziergang auf dem Gehweg – und dann kam er: der Rentner, der mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und völlig rücksichtslos über den Radweg raste.
Obwohl der Bereich klar mit einem Tempolimit von 30 km/h versehen war, schoss der Ford Mondeo des Rentners an den wartenden Fahrzeugen vorbei – und erfasste die Mutter und ihren Sohn im Buggy. Das Unglück konnte nicht verhindert werden. Der Sohn starb noch am Abend im Krankenhaus, die Mutter wurde sofort nach dem Aufprall für tot erklärt. Die Bilder der Zerstörung auf der Leipziger Straße sind erschütternd: Der Buggy flog meterweit durch die Luft, das zerstörte Auto des Rentners schleuderte in weitere Fahrzeuge. Drei weitere Menschen wurden verletzt.

Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Berlin Anklage gegen den 83 Jahre alten Peter R. aus Charlottenburg-Wilmersdorf. Er soll auf fahrlässige Weise zwei Menschen das Leben genommen haben, indem er mit überhöhter Geschwindigkeit über die Leipziger Straße raste und dabei den Fahrradweg als Überholspur nutzte. Die Ermittler werfen ihm vor, grob fahrlässig gehandelt zu haben.
Mit einer Geschwindigkeit von 89 km/h überholte der Rentner die wartenden Fahrzeuge auf der 30er-Strecke, nahm dabei keinerlei Rücksicht auf Fußgänger oder Radfahrer und fuhr einfach weiter, als wäre er in einem Rennen. Nach dem Crash war der Fahrer des Fords nicht nur mit dem Unfallhergang konfrontiert, sondern auch mit den emotionalen Folgen. Als er später im Krankenhaus war, gab er an, sich an den Vorfall nicht mehr erinnern zu können. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Horror-Crash auf Leipziger Straße: Familie zerstört, Trauma bleibt
Der verheerende Unfall hat die belgische Familie zutiefst erschüttert. Der Vater des kleinen Jungen, Gregory D., musste nicht nur den Tod seiner Frau und seines Sohnes mitansehen, er kann den Horror des Unfalls bis heute schwer verarbeiten. Und auch die Schwester von Emeline C., Laurie C., leidet unter den Folgen. In einem Interview betonte Rechtsanwalt Stephan Maigné, dass seine Mandanten, die als Nebenkläger im Verfahren auftreten, vom Vorfall immer noch schwer traumatisiert sind. „Mein Mandant ist Feuerwehrmann. Er sagte mir, er habe leider Gottes schon gewusst, wie es ausgehen werde, als er Frau und Kind durch die Luft wirbeln sah“, so Maigné.
Die Anklage gegen den mutmaßlichen Raser lautet auf fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. Das Verfahren gegen Peter R. wird vor dem Amtsgericht Tiergarten geführt, wo noch eine umfassende Begutachtung des 84-Jährigen geplant ist. Rechtsanwalt Maigné, der die Nebenklage vertritt, hofft, dass das Verfahren noch vor dem Sommer dieses Jahres beginnt.
Doch was bleibt, ist die Frage nach der Verantwortung des Rentners. Ein Alkoholtest des Fahrers ergab Null Promille, es wurden keine technischen Mängel am Fahrzeug festgestellt. Bleibt die erschreckende Erkenntnis: Der Unfall war nicht nur vermeidbar, sondern auch völlig unverständlich. ■