Husten und Schnupfen, Muskel- und Kopfschmerzen, Lungenentzündung und schwere Fieberanfälle: Die Grippewelle hat Berlin gepackt. Besonders Kinder sind von ihr betroffen. Ungewöhnlich viele Mädchen und Jungen werden gerade in den Kliniken wegen eines schweren Grippeverlaufs behandelt.
Der Trend macht sich im gesamten Bundesgebiet bemerkbar. Anfang Februar kamen rund fünfmal so viele Kinder mit einer Grippe in große Kinderkliniken wie noch Anfang Januar, meldet die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Als Grundlage dienen Daten, die aus insgesamt 65 Kliniken in Deutschland stammen.
„In diesem Jahr ist die Grippewelle relativ stark“, sagt der DGPI-Vorsitzende Tobias Tenenbaum der Deutschen Presse-Agentur. Der Mediziner ist Chefarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Sana Klinikums Lichtenberg in Berlin. Dort seien zwar die Verhältnisse noch nicht dramatisch. „Es ist gibt aber auf jeden Fall sehr viel zu tun.“

Denn gerade Ende Januar/Anfang Februar hat die Grippewelle richtig in Berlin zugeschlagen. Man merkte es an den Krankmeldungen in Firmen, Schulen und Kitas. Über 2.000 Fälle in einer Woche wurden dem Landesamt für Gesundheit (Lageso) gemeldet. Im gleichen Zeitraum gab es im vergangenem Jahr nur 775 Fälle.
Dass die Grippewelle besonders hart die Kinder trifft, kann man allein schon an den überfüllten Kinderpraxen sehen. „Alle in ganz Berlin sind voll“, sagte vor wenigen Tagen der Sprecher des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske. Er selber praktiziert als Kinderarzt in Berlin Berlin-Schöneberg. „Wir sehen hier viele schwer und lange Erkrankte“, sagte Maske im RBB.
Auch das Robert Koch-Institut (RKI) hatte in der vergangene Woche von außergewöhnlich vielen von Grippe infizierten Kindern gesprochen, die sogar ins Krankenhaus mussten. Die meisten sind zwischen fünf und acht Jahre alt.
Grippewelle in Berlin: Fieberkrämpfe – manche Kinder müssen in die Klinik
Kinderärzte erzählen von Fällen, wo Kinder bis zu sechs Tagen mit 40 Grad Celsius fiebern würden. Das hohe Fieber ist der Beweis für einen sehr schweren Grippeverlauf.
Diese äußerten sich vor allem durch eine Lungenentzündung, eine schwere Bronchitis oder auch den Fieberkrämpfen, wie Chefarzt Tenenbaum vom Lichtenberger Sana-Klinikum berichtet. Nur wenig bekannt sei, dass eine Influenza außerdem zu Muskelentzündungen führen könne, bevorzugt in den Waden.
„Die Kinder können dann nicht mehr so richtig laufen und haben Schmerzen“, sagt der Mediziner. Betroffene würden stationär aufgenommen. In seiner Berliner Klinik gebe es zurzeit ungewöhnlich viele dieser Fälle, auch bezogen auf Kinder mit Fieberkrämpfen. Manche Kinder müssten auf die Intensivstation.
Ab wann müssen Eltern sich Sorgen machen - und vor allem rasch handeln? „Wenn das Kind schwer Luft kriegt, nicht mehr genug isst, das Fieber nach mehreren Tagen nicht runter geht oder der Allgemeinzustand sich verschlechtert, sollten sie auf jeden Fall zum Arzt“, sagt Tenenbaum. Der könne im Zweifel zu einer Krankenhauseinweisung raten.
DARUM trifft die Grippewelle Kinder so hart: Hilft noch eine Grippeschutzimpfung
Warum trifft die Grippewelle die Kinder so hart? Zum Teil hätten die schwer erkrankten Mädchen und Jungen Vorerkrankungen – zum Beispiel Asthma. Prinzipiell kann es Tenenbaum zufolge aber jeden erwischen.
Die Grippe kann sehr schnell übergreifen. Ist einer aus der Familie erkrankt, ist oft die ganze Familie betroffen, erklärt Tenenbaum. Die Gefahr, sich mit Grippe anzustecken ist derzeit groß. Auch bei den Erwachsenen, die die Keime in Bussen, Bahnen oder im Großraumbüro quasi durch die Luft abbekommen können.

Daher raten Apotheker und Mediziner, sich als Vorbeugungsmaßnahme eine Grippeschutzimpfung verpassen zu lassen. Meistens wird diese aber meistens im Herbst (Oktober/November) im Vorfeld einer Grippesaison verabreicht.
Für gesunde Kinder gibt es in Deutschland keine Grippe-Impfempfehlung. Denn die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Grippeschutzimpfung allen Menschen über 60 Jahren, Schwangeren, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, medizinischem Personal sowie unter anderem Beschäftigten in Berufen mit viel Publikumsverkehr.
Doch das Impfen kann durchaus auch bei jüngeren Menschen für den nötigen Grippeschutz beziehungsweise für einen leichteren Krankheitsverlauf sorgen. Daher sprechen sich Kinder- und Jugendärzte auch für Grippeimpfungen bei Kindern aus. Darüber hinaus kann sich jeder Mensch, der das wünscht, in Abstimmung mit seinem Arzt oder seiner Ärztin impfen lassen. Meist übernimmt das die Krankenkasse. ■