Lange schien das Projekt abgeschrieben zu sein – doch jetzt wird groß aufgerüstet. Berlins umstrittene Countdown-Ampeln erleben ein Comeback: Die Verkehrsverwaltung hat sich einen ordentlichen Vorrat gesichert und will die ersten Kreuzungen mit der neuen Technik ausstatten.
Noch im Herbst deutete alles darauf hin, dass der Senat die von Experten kritisierten Anzeigen klammheimlich in der Versenkung verschwinden lassen würde. Doch nun steht fest: Es geht weiter. Das berichtet der Tagesspiegel (Bezahlschranke).
Laut der Berliner Verkehrsverwaltung sind bereits 300 dieser speziellen Signalgeber fest bestellt, weitere 100 sollen folgen. Für weitere 100 Signalgeber gebe es die Zusage für die Abnahme, bestätigte ein Sprecher dem Tagesspiegel.
Die digitalen Anzeigen funktionieren ganz einfach: Sie erweitern die klassischen Fußgängerampeln um ein drittes Leuchtfeld. Während der sogenannten Räumzeit – wenn Fußgänger nicht mehr starten dürfen, aber der Autoverkehr noch wartet – zeigen schwindende Balken auf einem stilisierten Zebrastreifen, wie viel Zeit bleibt.
Die ersten dieser Anzeigen wurden bereits am Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf installiert – und ersetzen dort ältere Technik aus dem einstigen Pilotprojekt.
Als Nächstes sind die Kreuzungen Lankwitzer Straße und Ferdinandstraße in Lichterfelde sowie Hohenzollerndamm und Sächsische Straße in Wilmersdorf an der Reihe. Und die übrigen Signalgeber? Die sollen sukzessive verbaut werden – immer dann, wenn es in die Planungen passt und die technischen Bedingungen stimmen.

Wie teuer der Umbau für Berlin wird, ist laut Verwaltung noch nicht abschließend geklärt. Fest steht allerdings: Die Kosten steigen durch die Countdowns nur um wenige Prozentpunkte.
Ursprünglich war das Konzept 2013 getestet worden – es schnitt damals als schlechteste von drei Varianten ab. Trotzdem wurde es zehn Jahre später von der damaligen Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) wieder aus der Schublade geholt.
Countdown-Ampeln schon im Jahr 2013 getestet
Im Oktober 2024 war angesichts der angespannten Haushaltslage noch unklar, ob das Projekt fortgeführt würde. Doch die neue Verkehrsverwaltung unter Ute Bonde (CDU) ließ prüfen, wie sich die Anzeigen in bestehende Ampeln integrieren lassen – und entschied sich jetzt für den Ausbau.
Wie sinnvoll ist die Maßnahme aber nun wirklich? Stadtplaner Roland Stimpel vom Fachverband FUSS e.V. beschreibt im Tagesspiegel einen Vorteil: Fußgänger wissen bei kurzen Grünphasen immerhin, dass sie nach dem Umschalten auf Rot noch Zeit haben. Blinde haben keinen Nutzen, da ein Tonsignal fehlt.
Kritiker befürchten außerdem, dass sich Fußgänger durch die Anzeige in falscher Sicherheit wiegen und weniger auf abbiegende Fahrzeuge achten. Autofahrer könnten Probleme haben, die kleinen Signale überhaupt zu erkennen – wenn sie denn überhaupt wissen, was sie bedeuten. Trotz aller Bedenken: Die Countdown-Ampeln kommen – und das wohl flächendeckender als zunächst gedacht.
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