Es sollte 2022 fertig sein

16 Millionen mehr! Warum wird im Tierpark das Elefantenhaus so teuer?

So groß wie zwei Fußballfelder wird das neue Zuhause für bis zu 15 Afrikanischen Elefanten. Pleiten, Pech und Pannen überschatteten das gigantische Bauvorhaben, das nun bis 2026 dauern soll.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Töröööö, der Rohbau steht, auch ein Dach ist darüber! Endlich konnte das Richtfest im neuen Elefantenhaus im Tierpark gefeiert werden. Direktor Andreas Knieriem schlägt mit Zimmerer Tristan Westerling ganz nach Tradition Nägel in einen Balken. Die Elefanten werden wir erst 2026 im Tierpark wiedersehen.
Töröööö, der Rohbau steht, auch ein Dach ist darüber! Endlich konnte das Richtfest im neuen Elefantenhaus im Tierpark gefeiert werden. Direktor Andreas Knieriem schlägt mit Zimmerer Tristan Westerling ganz nach Tradition Nägel in einen Balken. Die Elefanten werden wir erst 2026 im Tierpark wiedersehen.Markus Wächter/Berliner KURIER, Jörg Carstensen/dpa, Montage: BK

Der Rohbau aus Beton steht. Er sieht schon jetzt wie ein prunkvoller Palast für Dickhäuter aus. Endlich weht auch die Richtkrone in knapp zwölf Meter Höhe am fast fertigen Dach. Richtfest wurde jetzt im Tierpark Berlin für das neue Elefantenhaus gefeiert. Und das war ja nun auch wirklich höchste Zeit! Denn das Haus sollte bereits 2022 fertig sein. Doch es gab Pleiten, Pech und Pannen, die nicht nur den Bau verzögert haben. Sie machen das künftige Elefantenparadies auch noch 16,5 Millionen Euro teurer als geplant.

Was ging denn da auf der größten Baustelle, die der Tierpark je hatte, nur schief? Und so legt vor dem Richtfest Direktor Andreas Knieriem (59) alle Karten auf den Tisch. Denn auch er weiß, dass die Besucher die Elefanten, die damals wegen des geplanten Umbaus des einstigen Dickhäuterhauses in andere Zoos ziehen mussten, seit 2020 schmerzlich vermissen.

Das Haus ist das größte Gebäude im Tierpark und auch das letzte, das 1989 zu DDR-Zeiten dort  gebaut wurde. „Das Haus hatte die Haptik eines Bunkers“, sagt Knieriem. „Es hatte viel Platz, vor allem für die Besucher, aber nicht für die Tiere.“

Der Eingangsbereich des künftigen Elefantenhauses mit Blick auf das große Innengehege, wo Afrikanische Elefanten viel Freiraum haben sollen. Dort, wo die Richtkrone hängt, werden sich die Privaträume der „Rüsseltiere“ befinden.
Der Eingangsbereich des künftigen Elefantenhauses mit Blick auf das große Innengehege, wo Afrikanische Elefanten viel Freiraum haben sollen. Dort, wo die Richtkrone hängt, werden sich die Privaträume der „Rüsseltiere“ befinden.Markus Wächter/Berliner KURIER

Tierpark Berlin: Warum musste ein neues Elefantenhaus gebaut werden?

Für eine artgerechte Tierhaltung mit genug Freiraum für eine Elefantenherde war das Dickhäuterhaus nicht mehr zeitgemäß. Und es gab nicht nur das Platzproblem für die Elefanten, die im Gebäudeinneren auf wenig Fläche fast zusammengepfercht standen. „Das Haus war auch viel zu dunkel. Tiere brauchen aber nun einmal Licht“, sagt Knieriem.

Dazu kam, dass das Gebäude eine energetische Katastrophe war. Die Heizkosten schossen durch die Decke. Der Umbau war also notwendig, der 35,4 Millionen Euro kosten sollte. Mehr Platz für Tiere, ein Foliendach, dass richtig dämmt und für viel Licht sorgt, moderne Haustechnik: 2021 wurde mit dem Rückbau begonnen, eine Eröffnung des neuen Elefantenhauses für 2022 anvisiert. „Ich habe anfangs auch gedacht, dass der Umbau schneller geht“, sagt Knieriem.

So solle es im Innern des Elefantenhauses aussehen.
So solle es im Innern des Elefantenhauses aussehen.Dan Pearlman Architekturbüro/Tierpark Berlin

Der Tierpark-Chef zitiert den berühmten Satz aus dem Film „Forrest Gump“: „Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, man weiß nie, was man bekommt.“ So sei es auch beim Umbau des Dickhäuterhauses. „Es gab viele Überraschungen, mit denen wir nicht gerechnet hatten“, sagt Knieriem.

Und das war nicht nur das marode Heiz-, Strom- und Lüftungssystem, das richtig viel Energie verbrauchte. Knieriem: „Das Gebäude besaß keinen richtigen Brandschutz. Stahlträger hatten nicht die nötige Standfestigkeit. Und wir mussten auch das alte Dach entsorgen, weil es Asbest enthielt.“ Am Ende blieben nur die Grundmauern stehen.

Afrikanische Elefanten in der Savanne: Fast so schön sollen es auch die Tiere im Tierpark-Elefantenhaus haben.
Afrikanische Elefanten in der Savanne: Fast so schön sollen es auch die Tiere im Tierpark-Elefantenhaus haben.Zoomar/imago

Vieles musste daher für den Umbau, der quasi zum Neubau wurde, neu durchdacht und geplant werden, bevor 2022 die eigentlichen Bauarbeiten begannen – in dem Jahr also, als das fertige Elefantenhaus als Mittelpunkt der neu entstehenden Savannen-Welt bereits fertig sein sollte. „Der Bau eines modernen Elefantenhauses ist schon recht kompliziert“, sagt Knieriem. Denn in ihm sollen sich nicht nur die Lebensbedingungen für Elefanten verbessern. Auch die Sicherheit für die Pfleger soll besser werden. Sie sollen künftig über spezielle Abstandsvorrichtungen den Tieren nicht mehr allzu nahe kommen. Denn die Arbeit mit Elefanten ist nicht ganz ungefährlich, betont Knieriem.

So soll das Gehege im Elefantenhaus aussehen.
So soll das Gehege im Elefantenhaus aussehen.Dan Pearlman Architekturbüro/Tierpark Berlin

Ein Elefantenhaus erfordert schon eine ganze Menge Dinge, die es beim Bau zu berücksichtigen gilt. Doch dabei geschahen offenbar Pannen. „Manche Architekten hatten zugehört, einige aber nicht“, sagt Knieriem. „Es kam zu ,Schnittstellenproblemen‘ aufgrund mangelhafter Ausführungsplanung.“

Tierpark Berlin: Pleiten, Pech und Pannen bei Elefantenhaus-Bau

Die Folge: Der Tierpark feuerte die Planer und musste sich neue suchen. Auch so manche andere Firma sollen nicht das geleistet haben, was man in den Ausschreibungen versprochen hatte, so Knieriem. „Wir können uns nicht aussuchen, mit wem wir zusammen arbeiten. Laut EU-Recht müssen die Vorhaben ausgeschrieben werden.“

So groß wie zwei Fußballfelder: Blick auf die Baustelle des Elefantenhauses im Tierpark Berlin. Geblieben sind die Außenmauern des alten Dickhäuterhauses.
So groß wie zwei Fußballfelder: Blick auf die Baustelle des Elefantenhauses im Tierpark Berlin. Geblieben sind die Außenmauern des alten Dickhäuterhauses.Tierpark Berlin

Und dann kam das Pech gepaart mit Pleiten dazu. Der Baustart fiel in die Corona-Zeit. „Es gab Lieferschwierigkeiten beim Material, dann fehlten Arbeiter und plötzlich gab es auch Firmen nicht mehr auf der Baustelle“, sagt Knieriem. „Unter anderem ging ein technischer Gebäudeausstatter in Insolvenz, der nicht ganz unwichtig für ein Bauvorhaben ist.“

Tierpark Berlin: So stiegen die Kosten für den Bau des Elefantenhauses

Für Verzögerung soll auch noch ein Kampf zwischen Firmen gesorgt haben, die das Foliendach bauen sollte. „Weil sich verschiedene Konkurrenten gegenseitig den Auftrag wegschnappen wollten, wurde wegen angeblicher Vergabemängel geklagt“, sagt Knieriem.

Zu allerletzt stiegen dann auch noch die Material-, Liefer- und Lohnkosten. „In manchen Fällen bis zu 30 Prozent“, sagt Knieriem. Unterm Strich verschlingt das neue Elefantenhaus nun knapp 52 Millionen Euro und wird damit um 16,5 Millionen Euro teurer. 90 Prozent des Geldes stammen aus EU-Fördermitteln, zehn Prozent zahlt der Tierpark.

So sah das Dickhäuterhaus aus. Es wurde 1989 fertig, war das letzte Gebäude, das zu DDR-Zeiten im Tierpark gebaut wurde.
So sah das Dickhäuterhaus aus. Es wurde 1989 fertig, war das letzte Gebäude, das zu DDR-Zeiten im Tierpark gebaut wurde.Anthea Schaap/imago

Sicher, eine hohe Summe. „Wir bauen hier Dinge für die Zukunft des Tierparks, der mittlerweile zu den meistbesuchten Zoos in Europa gehört“, sagt Knieriem. Bei einem Bau, der auch in den nächsten Jahrzehnten gut funktionieren soll, könne man nicht nur sparen.

Nach dem Richtfest soll nun der Innenausbau erfolgen. Kunstfelsen, Badebecken und Pflanzen sind für die Rüsseltiere geplant. Zusammen mit der Außenanlage erreicht das Elefantenhaus eine Größe von 16.300 Quadratmetern – so groß wie zwei Fußballfelder.  Und wenn alles gut läuft, die Firmen sich an Vorgaben halten, könnte das Elefantenhaus 2026 eröffnen, hofft der Tierpark-Direktor.

Einziehen sollen Afrikanische Elefant. Insgesamt 15 Tiere hätten in dem Haus Platz. „Aber wir wollen mit einer kleinen Gruppe beginnen“, sagt Knieriem. Schließlich sei das Leben in einer Elefanten-WG nicht einfach. „Die Chemie unter den Tieren muss schon stimmen.“ ■