Viele wollen dichtmachen!

Keine Lust mehr auf Dancefloor: Sterben Berlins Clubs jetzt aus?

Die Berliner Clubcommission warnt, die Hälfte aller Club-Betreiber überlegt, im nächsten Jahr den Laden dichtzumachen.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Kit Kat Club an der Köpenicker Straße. Nicht jeder Club in Berlin wird auch 2025 noch gewinnbringend arbeiten können. Viele Betreiber überlegen, ob sie schließen.
Kit Kat Club an der Köpenicker Straße. Nicht jeder Club in Berlin wird auch 2025 noch gewinnbringend arbeiten können. Viele Betreiber überlegen, ob sie schließen.www.imago-images.de

Weniger Besucher, steigende Kosten und fehlende staatliche Unterstützung: Die Berliner Clubkommission geht davon aus, dass das Clubsterben in der Hauptstadt weitergeht. Die fetten Jahre in Berliner Clubs sind offenbar vorbei. Hohe Gagen, noch höhere Betriebskosten, und weniger Gäste aus dem In- und Ausland - dieser Cocktail für Berliner Clubs schmeckt bitter.

Laut einer Umfrage unter den Mitgliedern der Clubcommission denken 46 Prozent der befragten Clubs darüber nach, in den nächsten zwölf Monaten zu schließen, das berichtet der Tagesspiegel. Im Vergleich zu Februar habe sich die Zahl verdoppelt.

„Die Clubschließungen der letzten Monate sind erst der Anfang einer Entwicklung“, teilte die Interessensvertretung der mehr als 100 Berliner Clubs mit. „Berlins Clubkultur steht unter enormem Druck.“

Clubs in Berlin schließen: Renate und Watergate sind erst der Anfang

Zuletzt war bekannt geworden, dass etwa der Club Renate und auch das Watergate ihre Türen schließen. Oft sind die Macher in die Jahre gekommen. Der Nachwuchs scheut das Wagnis, neue Clubs aufzumachen. Denn Gewerbemietrecht bietet Clubs wenig Schutz vor Verdrängung, deshalb steigt der kommerzielle Druck zunehmend besonders in der Berliner Innenstadt auf sie. Gut möglich, dass die Clubszene sich in die Außenbezirke verlagert.

Fakt ist, bekannte Clubs schließen wie beispielsweise Ende 2023 das „Mensch Meier“ an der Storkower Straße, 2021 das „Rummels Bucht“ in Lichtenberg, außerdem das „Rosi's“, die „Griessmühle“, das „Magnet“ und das „Musik & Frieden“.

Mehr als die Hälfte der Clubs, 52 Prozent, habe laut dem aktuellen Club-Monitoring weniger Besucher als vor einem Jahr. 55 Prozent verzeichneten rückläufige Umsätze – im Schnitt etwa neun Prozent.

Der Techno-Club (Die Wilde) Renate verbirgt sich hinter einem hohen Holzzaun an der Zufahrt zur Stralauer Halbinsel. Sie schließt Ende 2025 an diesem Ort. Ob es anderswo weitergeht, ist offen.
Der Techno-Club (Die Wilde) Renate verbirgt sich hinter einem hohen Holzzaun an der Zufahrt zur Stralauer Halbinsel. Sie schließt Ende 2025 an diesem Ort. Ob es anderswo weitergeht, ist offen.F. Anthea Schaap/imago

Um die Härten abzufedern und die Clubkultur, die einst Berlins Aushängeschild war, zu erhalten, fordert die Clubcommission auch weiter staatliche Unterstützung.

Emiko Gejic, zweite Vorsitzende der Clubcommission, sagt: „Die Situation ist ernst: Immer mehr Clubs stehen vor dem finanziellen Aus. Es braucht dringend staatliche Unterstützung, um das kulturelle Erbe Berlins zu sichern und weiterhin ein vielfältiges und inklusives Nachtleben zu ermöglichen.“ Die Clubkultur sei ein wertvolles Gut, das weit über die Stadtgrenzen hinaus wirke und Berlin weltweit einzigartig mache, teilte Marcel Weber, erster Vorsitzender der Clubcommission, mit. „Die geplanten Kürzungen im Kulturetat treffen uns mitten ins Herz. Jeder Euro, der jetzt in die Kultur investiert wird, kommt um ein Vielfaches in die Stadt zurück und ist eine Investition in die Zukunft von Berlin.“

Thalbach, Eidinger und Scheer gegen Einsparungen in der Kultur

Am Mittwoch wollten Kulturschaffende daher in Berlin auf die Straße gehen. Ab zehn Uhr will die Kulturszene am Brandenburger Tor vor drohenden Einsparungen im Kulturetat der Hauptstadt warnen. Angekündigt haben sich unter anderem die Schauspielerin Katharina Thalbach sowie ihre Kollegen Lars Eidinger und Alexander Scheer.

Katharina Thalbach, Schauspielerin, nimmt vor dem Brandenburger Tor an einer Demonstration gegen die geplanten Kürzungen im Kulturbereich teil.
Katharina Thalbach, Schauspielerin, nimmt vor dem Brandenburger Tor an einer Demonstration gegen die geplanten Kürzungen im Kulturbereich teil.Lenhardt/dpa

Zudem beteiligen sich viele Kulturinstitutionen Berlins - darunter Theater, Bibliotheken und eben auch die Berliner Clubszene - an dem Aufruf des Aktionsbündnisses #BerlinIstKultur. Geplant sind verschiedene Beiträge. Eidinger spielt etwa einen Auszug aus Shakespeares „Hamlet“, wie eine Sprecherin sagte. Demnach wurden 3.000 Personen angemeldet.

Seit Monaten schwört die schwarz-rote Koalition die Stadt auf milliardenschwere Einsparungen im Jahr 2025 ein. Momentan wird darüber beraten. Die Kulturszene befürchtet, mit bis zu zehn Prozent weniger Geld auskommen zu müssen. Bereits im Oktober hatte sie mit einem Aktionstag vor drastischen Konsequenzen gewarnt. ■