Dank einer neuen Anlage im Tierpark Berlin kommen Besucher jetzt den Giraffen sehr nah – besonders, wenn ihnen auch noch DDR-Knäckebrot gereicht wird.
Dank einer neuen Anlage im Tierpark Berlin kommen Besucher jetzt den Giraffen sehr nah – besonders, wenn ihnen auch noch DDR-Knäckebrot gereicht wird. Gerd Engelsmann

Wo liegt Afrika? Genau: in Lichtenberg im Tierpark Berlin! Dort wurde am Donnerstag die neue afrikanische Savannenwelt mit Zebras, Gnus, Gazellen und Pelikanen eröffnet. Das Besondere sind aber die Giraffen. Dank hoher Aussichtsplattformen können erstmals Besucher diesen Tieren direkt in die Augen schauen, wenn sie zur Fütterung dorthin kommen. Und man wird staunen. Die Afrika-Riesen fressen nicht nur Blätter. Sie lieben auch DDR-Knäckebrot!

Doch bevor es hoch hinaus über den 120 Meter langen Giraffenpfad zu den langhalsigen Tieren geht, zeigt Chef Andreas Knieriem (57) seinen ersten Besuchern, was die neue Attraktion des Tierparks am Boden zu bieten hat. Gewaltig weit eröffnet sich die Savannenwelt vor den Augen der Betrachter. „Über 460.000 Quadratmeter liegen vor uns“, sagt Knieriem. „Das entspricht der Größe von zehn Fußballfeldern. Viel Platz für die insgesamt 48 Tiere, die hier leben.“

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Ein spezieller Weg führt durch das Savannenparadies, das nahe dem einstigen Dickhäuterhaus und der jetzigen Regenwaldwelt im Alfred-Brehm-Haus liegt. Zwischen kleinen Bäumen, Gräsern und Steinen (sie stammen aus brandenburgischen und sächsischen Steinbrüchen) streifen Zebras und Thomson-Gazellen umher. Am Wasserloch sonnen sich Marabus und Rosapelikane.

Knieriem zeigt stolz auf die Herde Weißbartgnus. Zwei Kälber springen munter um ihre Mütter. „Sie sind die jüngsten Bewohner der Savannenwelt“, sagt der Tierpark-Chef. „Sie kamen am 9. und 15. Mai zur Welt.“

Keine engen Gehege mehr: In der neuen Savannenwelt haben Zebras nun viel Platz und Auslauf.
Keine engen Gehege mehr: In der neuen Savannenwelt haben Zebras nun viel Platz und Auslauf. Gerd Engelsmann

Neue Afrika-Welt im Tierpark Berlin: Man glaubt, man steht wirklich mitten in einer Savanne

Das besondere Erlebnis für die Besucher: Es gibt zwischen ihnen und den Tieren keine großen Barrieren. Zebras und Gnus stehen nicht weit vom Wegesrand, scheinen zum Greifen nah. Man glaubt fast, sich wirklich mitten in einer Savanne in Afrika zu befinden. Dass es dann doch keine echte ist, merkt man daran, dass die Tiere sich sehr gelassen und ohne Furcht auf dem Areal bewegen.

„Es fehlen hier die Löwen, Geparde und Hyänen, die es in der echten afrikanischen Savanne natürlich gibt und die dort für viel Aufregung bei den anderen Tieren sorgen“, sagt Knieriem. Das Löwengebrüll, das man in der Tierpark-Savanne hört, kommt aus versteckten Lautsprechern. Und noch ein Stück aus der Trickkiste bekommt der Tierpark-Besucher präsentiert. Mit einer speziellen Technik wird an einer Bodenstelle simuliert, wie in der Savanne die Erde bebt, wenn Tausende Gnus über sie auf ihrer Wanderschaft hinwegdonnern. Wie gewaltig sich das anhört, kommt ebenfalls aus Lautsprechern.

Ein Gnu-Weibchen mit seinem neugeborenen Kalb: So nah können Besucher die Tiere in der Savannenwelt im Tierpark beobachten.
Ein Gnu-Weibchen mit seinem neugeborenen Kalb: So nah können Besucher die Tiere in der Savannenwelt im Tierpark beobachten. Gerd Engelsmann

Die nächste Attraktion ist der Giraffenpfad. Über einen normalen Weg oder über eine Hängebrücke gelangt man zu zwei hölzernen Aussichtspavillons mit gewaltigen Runddächern. Sie bieten einen herrlichen Blick auf die neun Rothschild-Giraffen des Tierparks, die fast majestätisch in ihrer Savannenwelt umherschreiten.

Auf einer der 2,20 Meter hohen Plattformen wartet schon Revier-Chefin Claudia Walther (55) auf ihre Schützlinge. Mit einem Ast mit Laubblättern lockt sie die 4,30 Meter große Giraffen-Dame Jette (22) an, die ihren Kopf fast in den Pavillon hineinsteckt, um an die Mahlzeit zu kommen. So begegnen die Besucher diesen Savannen-Riesen tatsächlich auf Augenhöhe.

Tierpark Berlin: Mit den Giraffen auf Augenhöhe

Eine der 2,20 Meter hohen Aussichtsplattformen, zu denen die Giraffen kommen, um gefüttert zu werden
Eine der 2,20 Meter hohen Aussichtsplattformen, zu denen die Giraffen kommen, um gefüttert zu werden Gerd Engelsmann

„Auch für mich ist es atemberaubend, diesen Tieren so nah zu kommen“, sagt Revier-Chefin Walther. „Es macht mir richtig Spaß, die Tiere zu füttern.“ Ab dem Sommer dürfen Besucher unter Anleitung von Pflegern die Giraffen auch füttern.

Und dabei wird man erleben, dass die Langhälse ganz schön auf DDR-Knäckebrot abfahren. „Als Leckerli bekommen sie Filinchen schon seit Jahren“, sagt Walther. „Sie sind richtig scharf drauf.“ Aber eine Bitte hat die Revier-Chefin an die Tierpark-Gäste: Sie sollen jetzt nicht etwa das beliebte DDR-Knäckebrot bei ihrem Besuch mitbringen. „Davon bekommen wir wirklich in Großpackungen jede Menge geliefert.“

Revier-Leiterin Claudia Walther bei der Fütterung von Giraffen-Dame Jette: Dabei können die Besucher den Tieren direkt in die Augen schauen.
Revier-Leiterin Claudia Walther bei der Fütterung von Giraffen-Dame Jette: Dabei können die Besucher den Tieren direkt in die Augen schauen. Gerd Engelsmann

Tierpark Berlin: Sieben Millionen Euro kostete der Bau der neuen Anlagen

Neben der besonderen Vorliebe für Knäckebrot erfahren aber die Besucher noch mehr über die Giraffen. Zum Beispiel, dass sie zu den bedrohten Tierarten gehören. Etwa 72.000 Tiere gibt es in der freien Wildbahn. Der Tierpark unterstützt deshalb im Rahmen seines Artenschutzprogramms das Wild Nature Institute in Tansania, das sich der Erforschung und dem Schutz der gefährdeten Tierart verschrieben hat. Über seine Arbeit berichten Videofilme, die im Pavillon gezeigt werden.

Der Aufbau der Savannenwelt und des Giraffenpfades dauerte etwas über ein Jahr, kostete etwa sieben Millionen Euro. 5,6 Millionen Euro kamen von der Senatsverwaltung für Finanzen, weitere 1,2 Millionen Euro wurden aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ über die Senatswirtschaftsverwaltung finanziert.