In Friedrichshagen

Schock für Fans des 1. FC Union: Kultkneipe „Lange Kerls“ vor dem Aus

Erst die „Union-Tanke“, jetzt die Kultkneipe „Lange Kerls“ - binnen kurzer Zeit schließt der zweite Union-Treffpunkt für immer. Was ist passiert?

Teilen
Die Union-Kneipe "Lange Kerls" in Friedrichshagen steht vor dem Aus. Besitzer Frank Seifert zieht den Stecker.
Die Union-Kneipe "Lange Kerls" in Friedrichshagen steht vor dem Aus. Besitzer Frank Seifert zieht den Stecker.IMAGO / Funke Foto Services

Erst die „Union-Tanke“, jetzt die Kneipe „Lange Kerls“ in Friedrichshagen. Es ist der nächste ganz bittere Abschied, der schmerzt – vor allem für die treuen Fans des 1. FC Union Berlin. Die beliebte Fußballkneipe in Köpenick wird schließen. Und die Nachricht trifft nicht nur Stammgäste wie Ex-Union-Profi Torsten Mattuschka, sondern alle, die bei einem kühlen Bier die Spiele ihrer Eisernen verfolgt haben. Inmitten von steigenden Kosten, einem gnadenlosen Personalmangel und den Schatten der Corona-Pandemie muss Betreiber Frank Seifert nun endgültig den Stecker ziehen.

Es ist das Ende einer Ära: Die Schankwirtschaft „Lange Kerls“, benannt nach der legendären Leibgarde von Friedrich dem Großen, wird wohl bald ihre Tore schließen. Die Gründe dafür sind vielfältig und für die Gastronomie-Szene in Berlin kein Geheimnis: „Man findet kein Personal, da konkurriert man mit dem Bürgergeld“, erklärt Frank Seifert gegenüber der „Morgenpost“. Doch der Personalmangel ist nicht das einzige Problem. „Mittlerweile zahle ich mehr für Gas und Strom als für die Miete“, klagt der 58-jährige Wirt.

Die Fan-Kneipe "Lange Kerls" in Friedrichshagen wird geschlossen.
Die Fan-Kneipe "Lange Kerls" in Friedrichshagen wird geschlossen.IMAGO / Funke Foto Services

„Lange Kerls“ in Friedrichshagen: Kosten sorgen für Aus

Zusätzlich haben sich die Preise für Lebensmittel und Bier verdoppelt. „Das kann ich nicht umlegen, dann kommt keiner mehr“, so Seifert weiter. Und als wäre das nicht genug, sorgen auch gestiegene Kosten für Fußballübertragungen durch Sky und DAZN für noch mehr Belastung. Doch das sind nicht die einzigen Hürden, die den Wirt zur Aufgabe zwingen: „Die Löhne, die Mehrwertsteuer und der allgemeine Preisanstieg setzen mir zu“, erzählt Seifert, der sich vergeblich um einen Nachfolger bemüht hat. „Keiner will mehr Gastronomie machen“, lautet sein bitteres Fazit.

In der Kneipe "Lange Kerls" trafen sich die Fans des 1. FC Union zum Fußballgucken und gemeinsam feiern.
In der Kneipe "Lange Kerls" trafen sich die Fans des 1. FC Union zum Fußballgucken und gemeinsam feiern.IMAGO / Funke Foto Services

Die „Lange Kerls“-Kneipe war ein Ort der Begegnung, ein Anlaufpunkt für die Fans des 1. FC Union, die hier regelmäßig zu den Spielen ihrer Mannschaft zusammenkamen. Für viele war es ein Ritual, bei einem Bier und unter Freunden die Eisernen zu unterstützen. Kein Wunder, dass diese Nachricht bei den Anhängern des Vereins auf wenig Begeisterung stößt. Auch Torsten Mattuschka, der ehemalige Profi des 1. FC Union, war immer wieder Gast in der Kneipe.

Nach Schließung der „Langen Kerls“ in Friedrichshagen gibt's 'ne Pause

Seifert ist kein Unbekannter in der Berliner Gastronomie-Szene. Der 58-Jährige ist ein echtes Urgestein. Nachdem er 1983 seine Ausbildung zum Koch und Kellner im Berliner „Rübezahl“ abgeschlossen hatte, arbeitete er in verschiedenen Lokalen, darunter auch dem Restaurant seiner Eltern. 2000 eröffnete er die „Union Tanke“, die sich bei den Anhängern des 1. FC Union schnell als beliebter Treffpunkt etablierte. Doch auch hier machte die Realität keinen Halt: Das Gebäude, in dem die „Union Tanke“ beheimatet war, muss aufgrund eines Bauprojektes Ende 2026 geräumt werden. Und auch die „Lange Kerls“-Kneipe, die er 2015 übernahm, wird jetzt aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage dichtmachen müssen.

Die Union-Kneipe "Lange Kerls" wird es bald nicht mehr geben.
Die Union-Kneipe "Lange Kerls" wird es bald nicht mehr geben.IMAGO / Funke Foto Services

Seifert gibt sich nun einen Moment der Ruhe: „Ich werde erstmal eine Pause machen und mich dann neu orientieren müssen.“ Der Wirt hat immer wieder betont, dass er eigentlich noch viele Jahre weitermachen wollte. Doch nun scheint er endgültig den Schlussstrich zu ziehen. Als Abschiedsgeschenk für die treuen Stammgäste will er jedoch noch einmal ein „Restetrinken“ anbieten. Der Wirt hofft, dass die Gäste – und mit ihnen ein Stück Union-Geschichte – einen letzten gebührenden Abschied bekommen.