Mann in Fluten ertrunken

UPDATE: Land unter in Polen: Wie schlimm wird das Hochwasser in Brandenburg?

Die Fluten in Polen sorgten für ein erstes Todesopfer. Auch in Tschechien treten Flüsse gewaltig über die Ufer. Nun rüstet sich Brandenburg gegen das Hochwasser.   

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Land unter in Polen: Ein mit einer Drohne aufgenommenes Luftbild zeigt eine geflutete Ortschaft des Landes. Das Hochwasser in Polen bedroht nun auch Brandenburg.
Land unter in Polen: Ein mit einer Drohne aufgenommenes Luftbild zeigt eine geflutete Ortschaft des Landes. Das Hochwasser in Polen bedroht nun auch Brandenburg.Maciej Kulczynski/dpa

Die Wetteraussichten für die nächsten Tage sehen bedrohlich aus: Sintflutartige Regenfälle haben Ost- und Mitteleuropa in Griff. Land unter heißt es vor allem in Polen, wo es jetzt das erste Todesopfer gab. Der dortige Dauerregen und das Übersteigen der Flüsse in Tschechien kann nun auch heftige Folgen für Brandenburg haben. Die Mark rüstet sich daher gegen ein mögliches Hochwasser. Die erste Flutwelle an Oder und Elbe wird bereits zu Wochenbeginn erwartet.

Extremwetter auch in Brandenburg: Hochwasserwelle erfasst Neiße, Oder und Elbe

„Bleibt es bei den vorhergesagten hohen Niederschlägen, dürfte sich eine Hochwasserwelle am Sonntag zu Montag an der Lausitzer Neiße sowie ab Mitte der nächsten Woche an Oder und Elbe ausbilden“, sagte etwa eine Sprecherin des Brandenburger Umweltministeriums. Daher bereiten sich Brandenburger Landkreise und Kommunen auf ein mögliches Hochwasser vor.

„Wir bereiten uns landesweit auf eine kritische Lage vor. Dazu gehört, dass Einsatzkräfte informiert und vorbereitet sowie Schwachstellen an den betroffenen Flussabschnitten gesichert werden“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) an diesem Wochenende.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke steht in Guben mit Behördenvertretern an einer Baustelle für eine Hochwasserspundwand am deutsch-polnischen Grenzfluss Neiße. 
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke steht in Guben mit Behördenvertretern an einer Baustelle für eine Hochwasserspundwand am deutsch-polnischen Grenzfluss Neiße. Patrick Pleul/dpa

Woidke war mit Umweltminister Axel Vogel (Grüne) war am Sonnabend in Guben, um sich über den Stand der Vorbereitungen an der Lausitzer Neiße zu informiert. Brandenburg sei aber gut vorbereitet, sagte Vogel dem RBB. Ein Hochwasserlagezentrum wurde eingerichtet und alle Verbindungswege seien geprüft worden. Zudem würden jetzt aktuelle Baustellen an den Deichen gesichert.

Hochwasser in Polen und Tschechien: Brandenburg ist in Alarmbereitschaft

Vogel erklärte weiter, dass an der Oder voraussichtlich Alarmstufe drei oder auch die höchste Alarmstufe vier erreicht werde, an der Elbe vermutlich Alarmstufe drei. Da sich das Hochwasser aber schrittweise aufbauen wird, gebe es ausreichend Vorbereitungszeit.

Vor allem habe man in Brandenburg aus den Hochwasser-Katastrophen der Vergangenheit seine Lehren gezogen, heißt es aus den Kommunen des Oderbruchs. So seien im Bereich Neuzelle „sehr intensiv“ in die Sicherung der Deiche investiert worden - etwa 360 Millionen Euro. Sie seien nun auf einem deutlich besseren Stand als 1997, hieß es. Im Sommer 1997 hatte das Oderhochwasser in Brandenburg viele Gebiete überflutet – unter anderem, weil Deiche brachen.

Wie notwendig die Vorbereitungen in Brandenburg sind, zeigen gerade die schweren Hochwasserverläufe in Polen. Dort hat das Hochwasser jetzt das erste Todesopfer gefordert. In einem Dorf bei Klodzko ist ein Mann in den Fluten ertrunken. Die Polizei konnte die Leiche nicht bergen, da der Ort überflutet ist.

Laut Innenminister Michael Stübgen (CDU) sind 2,6 Millionen Sandsäcke vorrätig. Am Montag erfolgen demnach gemeinsam mit dem Umweltministerium „detaillierte Absprachen mit den Kommunen für eventuell notwendige Vorsorgemaßnahmen“.

Laut der Staatskanzlei verständigten sich Landesregierung, Landkreise und kreisfreie Städte am Sonntagnachmittag auf ein „abgestimmtes Vorgehen“. Bei dem Gespräch waren auch Vertreter des Technischen Hilfswerks, des Landeskommandos der Bundeswehr und der Feuerwehr dabei. Zuletzt stiegen die Pegelstände an Elbe, Oder und Neiße weiter an.

Brandenburgs Umweltminister Vogel betonte laut der Mitteilung: „Angesichts der prognostizierten Hochwassersituationen und der Lage in Polen, Tschechien und Sachsen müssen wir sehr wachsam sein.“

Helfer machen eine Pause, die stundenlang mit Sandsäcken die Deiche an der Oder verstärkten. Das Hochwasser von 1997 hat man bis heute in Brandenburg nicht vergessen.
Helfer machen eine Pause, die stundenlang mit Sandsäcken die Deiche an der Oder verstärkten. Das Hochwasser von 1997 hat man bis heute in Brandenburg nicht vergessen.Jochen Eckel/imago

Land unter in Polen: Mann ertrank in den Fluten

Die niederschlesische Kleinstadt Klodzko (26.000 Einwohner) liegt hundert Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) an der Glatzer Neiße, einem Nebenfluss der Oder. Dort hat sich die Situation in der Nacht zu Sonntag zugespitzt. Am Morgen betrug der Wasserstand der Glatzer Neiße 6,65 Meter. Üblich sei ein durchschnittlicher Wasserstand von einem Meter, sagte ein Feuerwehr-Sprecher.

Polens Regierungschef Donald Tusk Tusk wiederholte seinen Appell an die Bevölkerung, die Evakuierungsaufrufe der Behörden ernst zu nehmen und sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. „Die Situation ist an vielen Orten dramatisch.“

In Tschechien hielten Hochwasser und Überschwemmungen die Einsatzkräfte in Atem. Mindestens vier Menschen galten weiter als vermisst. In Opava und anderen Städten im Grenzgebiet zu Polen mussten Tausende Menschen aus ihren Wohnungen in Sicherheit gebracht werden. Ganze Siedlungen standen unter Wasser. Eine Schlammlawine schnitt den Gebirgsort Mala Upa von der Außenwelt ab.

Hochwasser in Tschechien und Österreich: Ortschaften werden zu Katastrophengebiete

Im Südwesten Tschechiens lief die Talsperre Husinec im Böhmerwaldvorland wegen des Hochwassers über. An der Elbe in Litomerice wurde die höchste Hochwasser-Alarmstufe erreicht. Landesweit waren mehr als 250.000 Haushalte ohne Strom. Wegen der aufgeweichten Böden waren zahlreiche Bäume auf Leitungen gestürzt.

Auch in Österreich steigen die Pegel mehrerer Flüsse weiter dramatisch an. Zahlreiche Bäche sind im anhaltenden Dauerregen bereits über die Ufer getreten. Das ganze Bundesland Niederösterreich um Wien wurde zum Katastrophengebiet erklärt.

In Deutschland ist die Lage derzeit noch vergleichsweise entspannt. Durch den anhaltenden Dauerregen sind in Bayern einzelne Straßen überschwemmt worden und vereinzelt auch Keller vollgelaufen. Aktuell sind besonders Oberbayern, Niederbayern und die Oberpfalz betroffen.

Dresden: Alarmstufe 2 an der Elbe

Wasser der Elbe fließt über Brückenteile der eingestürzten Carolabrücke. Die Abriss- und Räumungsarbeiten an der zum Teil eingestürzten Dresdner Carolabrücke auf der Neustädter Seite sind abgeschlossen.
Wasser der Elbe fließt über Brückenteile der eingestürzten Carolabrücke. Die Abriss- und Räumungsarbeiten an der zum Teil eingestürzten Dresdner Carolabrücke auf der Neustädter Seite sind abgeschlossen.Frank Bienewald/imago

An der Elbe in Sachsen hat der erste Pegel Alarmstufe 2 erreicht. In Schöna wurde der entsprechende Richtwert von fünf Metern am frühen Morgen überschritten, wie aus Daten des Landeshochwasserzentrums hervorgeht. Der Mittelwert liegt dort bei 1,58 Metern, zuletzt wurden 5,39 Meter gemeldet.

In Dresden laufen nach den Abrissarbeiten an der zum Teil eingestürzten Carolabrücke am Dresdner Elbufer nun die Vorbereitungen auf das nahende Hochwasser. Wie Feuerwehrsprecher Michael Klahre am Morgen bestätigte, sind die zum Abriss benötigten Maschinen bereits aus dem Uferbereich heraus gefahren worden.

Der aktuelle Pegelstand der Elbe in Dresden hat gemäß den Erwartungen des Landeshochwasserzentrums am Morgen die 4-Meter-Marke überschritten. Diese liegt etwa zwei Meter über dem Normalstand. Damit ist die Alarmstufe 1 erreicht. Es seien laut Klahre aktuell jedoch keine weiteren Maßnahmen geplant, man beobachte vorerst die Entwicklung der Lage. ■