Rot ist nicht gleich Rot – nicht nur in Köpenick. Beim letzten Heimspiel des 1. FC Union verteilten einige Fans Flyer mit einer klaren Ansage: „Du trägst das falsche Rot.“ Eine Aktion zwischen Schmunzeln und Stolz, die zeigt, wie heilig den Unionern ihre Farben sind – und warum der dunkle Ton sofort alte Wunden aufreißt.
In den Fanblöcken der Waldseite, also dort, wo die Ultras im Stadion An der Alten Försterei stehen, wurde die eiserne Botschaft verteilt. „Liebe Unionerin, lieber Unioner, wir freuen uns, dass du heute mit uns im Stadion bist. Lass uns singen, feiern und unsere Mannschaft unterstützen. Uns ist aber aufgefallen, dass du das FALSCHE Rot trägst.“
Union-Fans erklären eisernen Dresscode auf Flyern
Darunter zwei Farbfelder. Links das leuchtende Union-Rot mit dem Hinweis „RICHTIG“, daneben ein dunkler, fast weinroter Ton – beschriftet mit „FALSCH!“
Was auf den ersten Blick wie ein Scherz wirkt, ist in Wahrheit vielen ein verdammt wichtiges Anliegen – und fast schon eine kleine Mahnung. Denn in Köpenick ist Rot mehr als nur eine Farbe, es ist Identität. Und wer aus Versehen in einem dunklen Weinrot zur Alten Försterei kommt, erinnert viele an den Erzrivalen aus dem Osten Berlins – den BFC Dynamo.
BFC Dynamo bis heute Union-Rivale
Zur Erinnerung: Die Rivalität zwischen dem 1. FC Union und dem BFC reicht weit zurück. Seit den 1970er-Jahren gilt sie als eine der ältesten Feindschaften des deutschen Fußballs. Während der BFC als Klub der Stasi galt, stand Union für die einfachen Leute – für Arbeiter, für Haltung, für das Gegenmodell. Noch heute ist der BFC in den Köpfen vieler Unioner das Sinnbild des Gegners.

Und genau deshalb sorgt das „falsche Rot“ für Groll. Für viele Fans ist das in den sozialen Netzwerken völlig nachvollziehbar. „Unsere Farben sind heilig“, kommentiert ein Unioner. „Das ist kein Witz, das ist Tradition“, schreibt ein anderer.
Für Union-Fans ist das Rot nicht verhandelbar
Andere nehmen die Aktion mit Humor – oder Spott „Modepolizei von der Waldseite. Warum sind Ultras oft so peinlich?“, fragt ein User. Ein anderer schreibt: „Ich ziehe das an, was ich will – ganz egal, was auf einem Zettel steht.“
Klar ist: Für die meisten Union-Fans ist das Rot nicht verhandelbar. Es ist ein Stück Seele. Ein Erkennungszeichen, das über Jahrzehnte gewachsen ist – und sie von allen anderen unterscheidet.
1. FC Union Berlin trug bis 1966 Blau-Weiß
Zur Rot-Diskussion gehört auch: Bis zur Gründung des 1. FC Union am 20. Januar 1966 spielten die Schlosserjungs in Blau-Weiß, den Farben von Union Oberschöneweide.





