Eiserner Absturz

Schluss, aus, vorbei: Beim 1. FC Union endet ein Horrorjahr!

Mit dem Abgang von Oliver Ruhnert geht in Köpenick die erfolgreichste Ära der Vereinsgeschichte zu Ende – und ein Kapitel voller Brüche.

Author - Sebastian Schmitt
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Oliver Ruhnert verlässt nach mehr als acht Jahren den 1. FC Union. Der Erfolgsmanager arbeitete zuletzt als Chefscout und erlebte in der Politik ein Debakel.
Oliver Ruhnert verlässt nach mehr als acht Jahren den 1. FC Union. Der Erfolgsmanager arbeitete zuletzt als Chefscout und erlebte in der Politik ein Debakel.IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Achteinhalb Jahre, ein Aufstieg, drei Europa-Abenteuer und das Wunder von der Champions League – und dann der Absturz. Der 1. FC Union und Oliver Ruhnert gehen getrennte Wege. Der Architekt des Erfolgs verabschiedet sich nach einem Jahr voller Schatten, politischer Pleiten und sportlicher Ernüchterung.

Union-Abschied von Oliver Ruhnert nur eine Frage der Zeit

Ein Jahr, das so begann, wie kein Unioner es sich erträumt hatte – und so endete, wie es keiner je wollte. Oliver Ruhnert, der Baumeister der größten Union-Erfolge, verlässt den Verein. Offiziell „einvernehmlich“, wie der Klub in seiner Mitteilung betont. Und wer die letzten Monate rund um die Alte Försterei verfolgt hat, ahnt: Der Abschied war nur eine Frage der Zeit.

In der Vorbereitung sah man Oliver Ruhnert, hier im Gespräch mit Cheftrainer Steffen Baumgart, beim 1. FC Union im Trainingslager in Herzogenaurach. Ansonsten mied Ruhnert die Öffentlichkeit.
In der Vorbereitung sah man Oliver Ruhnert, hier im Gespräch mit Cheftrainer Steffen Baumgart, beim 1. FC Union im Trainingslager in Herzogenaurach. Ansonsten mied Ruhnert die Öffentlichkeit.IMAGO/Matthias Koch

Ruhnert, der 2019 den Aufstieg orchestrierte und Union bis in die Champions League führte, erlebte seit dem vergangenen Jahr einen rasanten Absturz. Zunächst ließ er sich für den Bundestagswahlkampf freistellen – als Spitzenkandidat des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Marzahn-Hellersdorf. Doch die politische Mission endete im Desaster: Deutlich verlor er das Direktmandat, bundesweit verfehlte die BSW mit knapp unter fünf Prozent den Einzug ins Parlament – um nicht einmal 10.000 Stimmen.
Ausgerechnet Ruhnert, der sonst für Last-Minute-Siege stand, erlebte eine Last-Minute-Pleite.

Oliver Ruhnert verlässt Union durch die Hintertür

Im Frühjahr kehrte er zwar zurück nach Köpenick, offiziell als Chefscout. Doch rund um die Wuhle war vom einstigen Macher kaum noch etwas zu sehen. Der einst so meinungsstarke Sportboss tauchte ab – und überließ seinem Nachfolger Horst Heldt das Feld.

Der Anfang einer wunderbaren Reise: Als Manager führte Oliver Ruhnert den 1. FC Union gemeinsam mit Trainer Urs Fischer aus der Zweiten Liga bis in die Champions League.
Der Anfang einer wunderbaren Reise: Als Manager führte Oliver Ruhnert den 1. FC Union gemeinsam mit Trainer Urs Fischer aus der Zweiten Liga bis in die Champions League.imago/Matthias Koch

Jetzt also das endgültige Ende. Nach achteinhalb Jahren zieht Ruhnert die Tür hinter sich zu – leise, fast unsichtbar.

Oliver Ruhnert machte beim 1. FC Union aus Schnäppchen Stars

Er war der Architekt des Aufstiegs, der Mann, der Erfolgstrainer Urs Fischer nach Berlin holte und ihm die Mannschaft baute, mit der 1. FC Union Fußballgeschichte schrieb. Ruhnert war der Entdecker und Möglichmacher, der aus Abgeschriebenen und Schnäppchen Stammspieler und Stars machte – und aus Köpenick einen Ort, an dem Träume wahr wurden.

Union-Präsident Dirk Zingler würdigt ihn als „wichtigen Teil der Klubgeschichte“. Ruhnert selbst sagte zum Abschied: „Wir haben hier Erfolge erzielt, die kaum jemand für möglich gehalten hätte. Ich nehme viele unvergessliche Momente mit.“

Union-Abschied: Zukunft von Oliver Ruhnert offen

Doch das Ende seines Köpenicker Kapitels wirkt auch wie das Ende einer Ära.
Union hat sich stabilisiert, aber das Fundament wackelt. Fischer ist seit zwei Jahren weg, Ruhnert nun auch. Und selbst der eiserne Klassenerhalt war nur noch ein Aufbäumen in letzter Sekunde.

Wie es für Ruhnert weitergeht, ist offen. Immer wieder hatte er betont, sich „nach Union keinen anderen Klub vorstellen zu können“. Ob er dieses Versprechen halten kann – ungewiss. Denn wer einmal so tief im Fußball verwurzelt war wie er, bleibt selten lange Zuschauer.