Der 10. Januar bringt der Alten Försterei das Wiedersehen mit Unions Trainergott. Mit Urs Fischer. Der Kulttrainer kehrt zurück auf die Bank. Aber nicht bei Union, sondern beim 1. FSV Mainz 05, wie der KURIER schon am Donnerstag geahnt hatte. Vielen Eisernen dürfte der Gedanke schwerfallen, dass Fischer auf einmal auf der anderen Seite, beim Gegner, die Verantwortung trägt. Und zumindest bei diesem Match am 16. Spieltag dürften sie ihm kein Glück wünschen.
Farblich muss sich Urs Fischer nicht groß umstellen. Mainz ist ein Verein, der in Rot-Weiß spielt. Der 59-jährige Schweizer soll den FSV Mainz 05 vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit retten. Der neue Coach der Rheinhessen startet mit einer Mammutaufgabe – und gleich mit einem Kracher.
Urs Fischer soll Mainz vorm Abstieg retten
Denn nach seinem ersten Pflichtspiel in der Conference League gegen Lech Posen wartet am Sonntag in der Bundesliga ausgerechnet der deutsche Rekordmeister FC Bayern München. Härter könnte der Einstieg kaum sein.
Fischer übernimmt das Traineramt von Bo Henriksen und hat einen Vertrag bis 2028 unterschrieben. „Urs Fischer hat als Trainer bei allen Stationen im Profibereich eindrucksvoll bewiesen, dass er Mannschaften strukturieren, entwickeln und mit seiner ruhigen, aber emphatischen Art jede Kabine gewinnen kann“, lobt FSV-Sportvorstand Christian Heidel den früheren Union-Coach.
Die Aufgabe ist klar: Mainz muss raus aus dem Tabellenkeller. Nach zwölf Spieltagen steht nur ein einziger Sieg auf dem Konto. Unter Henriksen war die Mannschaft zuletzt völlig von der Rolle. Dabei hatte der Däne die 05er im Februar 2024 noch vor dem Abstieg gerettet und in der Folgesaison sensationell in den Europapokal geführt. Doch in dieser Spielzeit lief fast nichts mehr zusammen.
Kurzzeitig sprang Benjamin Hoffmann ein, eigentlich Trainer der U23. Doch schon vor dem Heimspiel gegen Gladbach war klar: Es bleibt bei dieser einen Partie. Das Ergebnis – eine 0:1-Niederlage – bestätigte die Entscheidung. Mainz brauchte dringend einen erfahrenen Mann.
Jetzt also Fischer. Der Schweizer kennt den deutschen Fußball bestens. Von 2018 bis 2023 prägte er die erfolgreichste Ära des 1. FC Union Berlin. Mit ihm stiegen die Köpenicker erstmals in die Bundesliga auf, hielten die Klasse und zogen dreimal in Folge ins internationale Geschäft ein. 2023 gelang sogar der Sprung in die Champions League – ein Märchen für den Klub aus Köpenick.
Urs Fischer soll Mainz den Glauben zurückbringen
Fischer selbst blieb dabei stets bescheiden. Seine Teams definierten sich über Disziplin, Geschlossenheit und klare Strukturen. Spieler schwärmten von seiner ruhigen Art, die Kabine vertraute ihm. Doch nach einer langen Negativserie trennten sich Union und Fischer im November 2023 einvernehmlich. Seitdem war er zwar bei einigen Vereinen im Gespräch, blieb aber ohne Job.
Nun also Mainz. Die Rheinhessen setzen alles auf den erfahrenen Coach, um nach 17 Jahren im Oberhaus nicht den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten zu müssen. Fischer soll die Mannschaft stabilisieren, ihr wieder Struktur geben und den Glauben zurückbringen.