Er führte den 1. FC Union aus der Zweiten Liga bis in die Champions League – und erlebte danach den tiefsten Absturz seiner Trainerkarriere. Mehr als eineinhalb Jahre Jahre nach seinem Aus in Berlin bricht Urs Fischer sein Schweigen und spricht er über eiserne Liebe auf den ersten Blick, verrückte sowie ganz harte Monate – und warum sein Kontakt nach Köpenick heute fast komplett abgerissen ist.
Urs Fischer hat keinen Koffer mehr in Berlin
Nein, Urs Fischer hat keinen Koffer mehr in Berlin. Seit seinem Abschied im Herbst 2023 hat sich der 59-Jährige in die Schweiz zurückgezogen. „Ich habe die Zeit genossen, und ich genieße sie immer noch. Das ist ein Privileg, das ist mir bewusst“, sagt Fischer im Interview mit der Schweizer Zeitung Blick. Vom Fußball-Entzug keine Spur: „Ich genieße es, wieder unter einem Dach mit der Familie zu leben.“
Seine Zeit in Köpenick beschreibt der Coach als Liebe auf den ersten Blick: „Ich erinnere mich an das erste Gespräch mit dem Präsidenten und dem Sportdirektor am Potsdamer Platz. Das Paket stimmte auf Anhieb. Die Denkweise der Unioner und mein Charakter haben funktioniert.“
Urs Fischer staunt über seine Zeit beim 1. FC Union
Es folgten fünf Jahre Aufstieg und Glanz – und am Ende der brutale Absturz: 14 sieglose Spiele in Serie, davon 13 teils brutale Pleiten. „Fünf Jahre lang war es eine einzige Erfolgsgeschichte. Dann ging es sechs Monate so steil bergab, wie es vorher in die andere Richtung gelaufen ist.“ Über seine lange Amtszeit staunt Fischer selbst: „Fünfeinhalb Jahre muss man zuerst einmal schaffen. Heute liegt die durchschnittliche Jobdauer bei zwölf bis 14 Monaten.“

Dass er sich in Berlin so wohlfühlte, lag auch an der Mentalität: „Berlin ist direkt, die Umgangssprache gleicht jener in Zürich, sie ist etwas grob. In der Schweiz hielt man mir vor, ich sei zu direkt. In Berlin war es so erwünscht. Die direkte Ansprache hat mir gefallen.“ Auch der Umgang im Klub passte: „Das Einstecken und Austeilen haben sich die Waage gehalten. Man durfte sich deutlich äußern, musste aber auch etwas aushalten. Persönlich wurde es nie.“
Kaum Kontakt nach Köpenick: Urs Fischer hält Abstand
Ganz klar: Der 1. FC Union bleibt für Fischer, der zuvor auch beim FC Basel, in Thun und beim FC Zürich als Cheftrainer arbeitete, ein ganz prägender Teil seiner Karriere: „Berlin ist ein Teil meiner Geschichte, Union nimmt einen gewissen Raum ein, ohne zu werten.“