Der 1. FC Union ist wieder da! Trainer Nenad Bjelica (52) begrüßte die eisernen Profis zur ersten Übungseinheit nach dem Jahreswechsel. Und hatte sich und seine Spieler zum Beginn der Mission Klassenerhalt gleich mal abgeschirmt, das Training war öffentlich nicht zugänglich. Heißt: Fans und Kiebitze blieben draußen.
Klar, es gibt viel zu tun. Nur 13 Punkte, Union ist auf Platz 15 in akuter Abstiegsgefahr. Doch erstmals seit seinem Amtsantritt in Köpenick Ende November hat der Kroate nun die Chance, dem Team richtig seinen Stempel aufzudrücken. Im alten Jahr musste Bjelica wegen der Doppelbelastung mit der Champions League überwiegend verwalten. Jetzt ist der 1. FC Union wieder im normalen Rhythmus: in der Woche trainieren und am Wochenende spielen. Da kann man arbeiten.
Schon vorher Anfragen aus der Bundesliga
Bevor er mit den Eisernen jetzt Vollgas gibt, sprach Bjelica in seiner Heimat in einem Interview mit der Zeitung Sportske Novosti schon mal Klartext und verriet auch durchaus Überraschendes. Zum Beispiel, dass er beinahe gar nicht beim 1. FC Union gelandet wäre: „2023 hatte ich vorher schon zwei Angebote aus der Bundesliga. Doch im letzten Moment entschieden sich die Vereine für einen anderen, für einen inländischen Kandidaten und nicht für ein gewisses Risiko.“

Als dann die Köpenicker anfragten, brauchte er nicht lange zu überlegen. Im Gegenteil, was er sagt, spricht für ein durchaus nicht unterentwickeltes Selbstbewusstsein: „Ich verdiene diese Chance nach all diesen 16 Jahren Arbeit mit Zweiter und Dritter Liga und Champions League in Österreich, Italien, Polen, Kroatien, Türkei. Ich habe viele Angebote aus Südafrika und den Emiraten, aus China und den USA abgelehnt, weil ich hierherkommen wollte.“
Der 1. FC Union hat Bjelica beeindruckt
Denn: Der 1. FC Union hatte ihn beeindruckt: „Dass die Fans das Stadion mit ihren eigenen Händen gebaut haben, spricht Bände dafür, um was für einen Verein es sich handelt.“ Und: „16 Spiele in Folge ohne Sieg – ich war bei vielen anderen Vereinen. Nach dieser Serie würde in jedem anderen Land ein Belagerungszustand herrschen. Hier lieben die Fans ihren Verein, egal was passiert.“
Damit nicht genug. Bjelica: „Der 1. FC Union hat eine gute Struktur und einen Sportdirektor, der einen guten Job macht. Die Mannschaft, die ich vorgefunden habe, ist gut. Ihr fehlt vor allem Selbstvertrauen.“
Verstärkungen aus Kroatien sind denkbar
Mit dem 3:1 gegen Gladbach und vor allem dem 2:0 gegen Köln ist der freie Fall gestoppt, jetzt will der Trainer weiter seine Ideen umsetzen: „Die Umstellung vom 3-5-2-System auf sein 4-3-3 ist noch im Gange.“ Wenn es am 13. Januar (15.30 Uhr) beim SC Freiburg wieder um Punkte geht, soll sie weitestgehend abgeschlossen sein.
Dass es bis dahin auch personelle Veränderungen geben wird, davon geht Bjelica aus. Und blickt beim Thema Verstärkungen durchaus auch in seine Heimat: „Kroaten? Das ist immer möglich, unsere Spieler haben Qualität, Josip Juranovic ist das beste Beispiel. Er hat für seine Landsleute die Tür geöffnet.“
Ruft die Heimat, kommt Bjelica ins Grübeln
Bei allem Engagement für den 1. FC Union: Es gibt da einen Job, der ihn ins Grübeln bringen würde. Bjelica: „Zu sagen, dass ich von einer Nationalmannschaft eingeladen würde, ganz zu schweigen von der kroatischen, und dass mich das kaltlassen würde, wäre eine große Lüge. Es ist eine große Herausforderung, eine große Ehre, Trainer insbesondere von Kroatien zu sein. Klar würde ich, wenn es eines Tages passiert, ernsthaft darüber nachdenken.“
Dann sollten die Eisernen besser mal hoffen, dass Amtsinhaber Zlatko Dalic (57) noch lange Erfolg und Lust hat. ■