Ein Test noch, der am Sonnabend in der Alten Försterei gegen Olympiakos Piräus, dann wird es für den 1. FC Union ernst. Wie auch immer die Partie gegen Griechenlands Meister ausgehen mag, Theaterleute schwören auf den Spruch, nach dem einer verpatzten Generalprobe eine umso glanzvollere Premiere folgt. Auf Fußballer trifft das allerdings nicht unbedingt zu. Zu viel ist da schon schiefgelaufen, als dass aus dem Metier der Balltreter jemand ernsthaft was darauf gibt. Eines aber ist dennoch auch dem kickenden Personal in Köpenick klar: Eine gute Vorbereitung, die es, nimmt man allein die Resultate zum Maßstab, bislang nicht war, stärkt das Vertrauen in die eigene Stärke und mag dem jeweiligen Gegner Respekt einflößen. Zumindest nimmt das jeder an.
1. FC Union muss jetzt in den Rhythmus kommen
Soweit die Theorie. Wichtig aber ist nun einmal die Praxis. Natürlich haben sie beim 1. FC Union die Vorbereitung nicht in den Sand gesetzt. Die zwei Spiele im Trainingslager gegen unterklassige Konkurrenz und das danach gegen Spaniens Vorjahresaufsteiger Espanyol Barcelona aber wohl. 0:1, so endeten alle drei Partien, ist eben auch verloren.
Das Arge daran ist, dass die Rot-Weißen in 270 Minuten kein Tor zustande brachten. Bleierne Beine hin, müde Muskeln her, dazu fehlende Frische im Kopf mögen eine Rolle spielen, als Entschuldigung sind sie jedoch nur bedingt tauglich. Auch die Tatsache, dass Greuther Fürth (3:2 zum Zweitliga-Auftakt gegen Dynamo Dresden) und Schweinfurt 05 (0:2 bei Viktoria Köln zum Drittliga-Start), die Gegner während der Tage in Herzogenaurach, den Punktspielalltag und damit ihren Rhythmus bereits aufgenommen haben, sollte nicht zu hoch gehängt werden. Schön ist dennoch anders.

Wer indes aus den Niederlagen Schlüsse ziehen möchte, kann es so und ebenso genau andersherum machen. Ein starker Start ist gut für den Kopf, als Garantie für eine tolle Saison jedoch taugt er kaum. Immer wieder sollten sich die Eisernen an den Beginn vor zwei Jahren erinnern, als sie mit zwei 4:1-Siegen starteten, die Tabelle anführten, in der oberen Hälfte mitmischen wollten, danach in die schärfste Krise ihrer bisherigen Zugehörigkeit in der Bundesliga rutschten, Erfolgstrainer Urs Fischer das Handtuch warf und der Klassenerhalt als Wahnsinns-Erfolg gefeiert wurde.
1. FC Union im DFB-Pokal in Gütersloh gefordert
Das Kuriose am Fußball ist, dass sich selbst große Mannschaften durch zu viele Siege manchmal selbst im Wege stehen. Mögen sie zu leichtgefallen oder auch glücklich zustande gekommen sein, manchmal vernebeln sie aber auch nur die Sinne. Schon gar nicht passt es, sollte man seiner Sache zu sicher sein. Selbstgefälligkeit, auch wenn sie sich nur im hintersten Stübchen eingenistet hat, fällt früher oder später immer auf die Füße.
Sogar das DFB-Team weiß davon eine schmerzhafte Geschichte zu erzählen. Für die WM-Endrunde 2018 in Russland führte Bundestrainer Joachim Löw seine Spieler durch die Qualifikation ohne den kleinsten Wackler: zehn Spiele, zehn Siege, 43:4 Tore. Eines Titelverteidigers, der sich den erneuten WM-Triumph und den fünften Stern auf die Stirn geschrieben hatte, absolut angemessen. Das krasse Ende: K.o. nach der Gruppenphase und eine der schlimmsten Blamagen des Nationalteams. Trotz des eigentlich großartigen Toni Kroos …
Damit sind die Deutschen jedoch nicht allein. Tschechien, ausgangs der 90er-Jahre mit den besten Gegnern weltweit auf Augenhöhe, glitt durch die Qualifikation für das EM-Turnier im Jahr 2000 in den Niederlanden und Belgien wie das Messer durch die Butter. Auch hier zehn Siege in zehn Spielen. Doch auch für das als Vize-Europameister angereiste Team kam das böse Erwachen: Nach zwei Spielen schon war das Aus besiegelt. Trotz des eigentlich großartigen Pavel Nedved …
1. FC Union ist zum Bundesliga-Start gewarnt
Andersherum geht es auch, nur ebenso selten. Zweimal erst hat in der WM-Historie ein Team den Titel geholt, das bei einer Endrunde sein erstes Spiel verloren hatte. 2010 in Südafrika schaffte es Spanien nach einem 0:1 gegen die Schweiz, 2022 gelang es Argentinien nach einem 1:2 gegen Saudi-Arabien. Eines nur sollte klar sein: Freiwillig stellt sich diesem Druck, der noch viel größer ist als eine Niederlage zum Start in eine Bundesliga-Saison, niemand.
Für die Köpenicker heißt das neben dem Schärfen der Sinne: Und Niemals Vergessen – Eisern Union!