Union-Kolumne

Dreierpacker und der 1. FC Union - Oliver Burke sollte gewarnt sein

So viele gibt es nicht, die für die Eisernen in einem Erstligaspiel so oft trafen. Nicht alle wurden dann in Köpenick auch dauerhaft glücklich.

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Auftrag erfüllt! Oliver Burke feiert das 2:0 bei Eintracht Frankfurt - der Auftakt zum Dreierpack für den 1. FC Union - auf seien Art und Weise.
Auftrag erfüllt! Oliver Burke feiert das 2:0 bei Eintracht Frankfurt - der Auftakt zum Dreierpack für den 1. FC Union - auf seien Art und Weise.Eibner/imago

So etwas, was Oliver Burke am Sonntag beim 4:3-Sieg bei Eintracht Frankfurt gelungen ist, kommt selten vor beim 1. FC Union. Wenn jemand drei Tore in einer Partie erzielt, zumal in einer europäischen Top-Liga, dann ist das, wenn man nicht Harry Kane, Robert Lewandowski oder Erling Haaland heißt und früher nicht auf die Namen Gerd Müller oder Joachim Streich gehört hat, für ihn ein besonderer Tag. Ein außergewöhnlicher gar. Dass Unions Mann des Tages, einst hätte man gesagt: den, heute muss man sagen: einen Spielball mit nach Hause nehmen durfte, gehört zu den angenehmen Ritualen dieses Sports.

In diesem noch jungen Spieljahr ist es vor Burke lediglich Kane gelungen, drei Buden innerhalb eines Spiels einzuklinken. Das allerdings gleich zweimal. Zuerst beim 6:0 gegen RB Leipzig, am zurückliegenden Wochenende beim 4:1 bei der TSG Hoffenheim, dem Union-Bezwinger am Spieltag zuvor.

Burke und Harry Kane - da war mal was

Da können ihn die Kollegen nicht bremsen: Oliver Burke hat sich in Frankfurt einen Spielball geschnappt und beschützt den wie ein Football-Profi das Ei.
Da können ihn die Kollegen nicht bremsen: Oliver Burke hat sich in Frankfurt einen Spielball geschnappt und beschützt den wie ein Football-Profi das Ei.Eibner/imago

Zufall, dass beide Dreierpacker von der Insel stammen. Der eine, der für die Münchner trifft, aus der Weltmetropole London. Der andere, der seine ersten Treffer für die Köpenicker erzielt hat, aus dem beschaulichen Kirkcaldy, an der schottischen Ostküste nur wenige Kilometer nördlich von Edinburgh gelegen.

Das erste Mal, dass Kane und Burke mit ihren Teams aufeinandertrafen, passierte heute auf den Tag genau vor elf Jahren. In Runde 1 des englischen Ligapokals empfingen die Tottenham Hotspurs mit Kane den Zweitligisten Nottingham Forest mit Burke. Der kam, gerade 17-jährig, erst vier Minuten vor dem Ende in die Partie und sollte an der White Hart Lane den Außenseiter nach Möglichkeit in die Verlängerung retten, musste dann aber ansehen, wie mit dem 3:1 durch Kane in der Nachspielzeit alle Hoffnungen zerstoben.

An Kane, so viel Realität sollte sein, wird Burke sich nicht messen. Außer dem sportlichen Höhenunterschied gibt es auch einen gesellschaftlichen. Für seine Verdienste als Fußballer wurde der Engländer 2019 von Prinz William zum Ritter geschlagen und darf sich seitdem „Sir“ nennen. Der Schotte hat dafür mit seinem Verein viel eher Titel gewonnen. Mit Celtic Glasgow vor sechs Jahren sogar das Double.

Joel Pohjanpalo trifft in Rekordzeit

Viel eher sollte Burke sich an dem orientieren, was in Köpenick gespielt wird. So viele Dreierpacker nämlich gab es für den 1. FC Union in der Bundesliga noch nicht. Joel Pohjanpalo ist es gleich im zweiten Jahr bei einem 3:1 gegen Werder Bremen gelungen. In Rekordzeit, in 18 Minuten nur, hat der Finne die Eisern-Fans in Freudentaumel versetzt. Nummer zwei ist Kevin Behrens. Seine Tore stammen aus einem 4:1 gegen Mainz, als er drei Kopfbälle versenkte. Nicht viel länger als Pohjanpalo hat nun Burke als Dritter im Bunde gebraucht. Zwischen dem ersten Alleingang (32.) und dem zweiten (56.) lag ein Kopfball (53.).

Trikot verschenkt, aber den Spielball gesichert: Joel Pohjanpalo freut sich über seinen Dreierpack im April 2021.
Trikot verschenkt, aber den Spielball gesichert: Joel Pohjanpalo freut sich über seinen Dreierpack im April 2021.Matthias Koch/imago

Ein Blick in die Historie des 1. FC Union zeigt, dass ein Dreierpack in einem Erstligaspiel einem Fünfer im Lotto ähnelt. In der DDR-Oberliga gelang es in 16 Spielzeiten lediglich zwei Spielern. Dem legendären Meinhard Uentz bei einem 3:1 gegen Chemie Halle sowie dreimal (!) Ralf Sträßer. Er schaffte das bei einem 3:0 gegen die Veilchen von Wismut Aue und zweimal, einem 3:2 und einem 4:2, gegen die Himmelblauen des FC Karl-Marx-Stadt.

Insofern stieß Burke in einen ziemlich erlesenen Kreis. Allerdings erwies der sich in der Vergangenheit als Segen und Fluch zugleich. Anders als Uentz, einer der Pokalhelden von 1968, wurden die anderen dieses Zirkels in Köpenick nicht auf Dauer glücklich.

Bricht Oliver Burke den Fluch?

Pohjanpalo, von Leverkusen ausgeliehen, wurde von Bayer in die Türkei weitergereicht. Erst danach wurde er in Italiens Serie B, erst in Venedig, seit Saisonbeginn in Palermo, halbwegs heimisch. Die Abwärtskurve von Behrens – fast torlos in Wolfsburg; in Lugano, dem Tabellenvorletzten in der Schweiz, gelang ihm in sechs Partien ein Treffer – senkt sich immer tiefer.

Auch Sträßer, 1986 der einzige Oberliga-Torschützenkönig, den der 1.FC Union stellte, machte sich nur ein Jahr später aus dem Staub. Das letzte Saisonspiel, ein 0:5 in Aue, schwänzte er, um seinen Wechsel nach Jena zu ertrotzen.

An Oliver Burke ist es nun, diesen Fluch zu brechen.