
Es ist nur ein Wimpernschlag, wenn überhaupt. 0,4 Sekunden braucht der Ball bis zur Torlinie, wenn ein Elfmeterschütze ihn aufs gegnerische Tor schießt. Nicht einmal ein Hauch. Für den Torhüter ist es unmöglich, einen solchen Schuss zu parieren, weil er sich mit einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde genau dorthin bewegen müsste. Außerdem muss der Schlussmann eine Fläche von satten 18 Quadratmetern abdecken. Vergiss es.
Andreas Brehme hat 1990 in Rom vorgemacht, dass es möglich ist, vom Elfmeterpunkt Weltmeister zu werden. Ulrich Hoeneß allerdings hat 1976 in Belgrad gezeigt, dass man von dort auch den Europameistertitel vergeigen kann. Lästermäuler geifern, dass man in der serbischen Hauptstadt den Ball noch heute suche. Hoeneß sei ein gutes halbes Jahrhundert später vergeben. Denn es passiert verhältnismäßig oft, dass Elfmeter nicht ins Ziel finden. So wie der von Andrej Ilic beim 0:0 des 1. FC Union am Sonntag gegen den Hamburger SV.
Harry Kane ist rühmliche Ausnahme
Dann heißt es so schön, dass Daniel Heuer Fernandes die Ecke gerochen habe. Hätte er sich für die andere Ecke entschieden, hieße es, dass der Schütze den Torhüter ganz klassisch verladen habe. Nun ja. Dass Statistiken andererseits belegen, dass in der Bundesliga nur 77,6 Prozent aller Elfmeter verwandelt werden, macht die Sache für die Eisernen nicht besser.
Von vier Strafstößen also nur ganz knapp mehr als jeder dritte. Das ist durchaus krass. Nimmt man den aktuell sichersten Elfmeterschützen der deutschen Eliteliga heraus, Bayern-Torgarant Harry Kane, der bei 17 Elfmetern eine 100-Prozent-Quote hält, dann trudeln die 77,6 Prozent signifikant nach unten. Kein gutes Zeichen für die Schützen. Oder ein umso besseres für die Torhüter. Je nachdem, mit wem man es hält. Manchmal aber auch für Latte, Pfosten oder Hintertorbande.
Bei Union sitzt nur jeder dritte Elfer

In Fall der Eisernen hält man es natürlich mit Ilic. Dabei hat er in der Vorsaison gezeigt, dass er es kann. Im Frühjahr hat er, auch im Stadion An der Alten Försterei, gegen Borussia Mönchengladbach vom Punkt verwandelt. Nur war er damals wahrscheinlich noch unglücklicher, denn das Spiel ging 1:2 verloren.
Generell aber haben es die Eisernen nicht so sehr mit Elfmetern. In ihrer bisherigen Bundesligahistorie haben sie immerhin schon 34 zugesprochen bekommen. Nicht übel für ein Team, dessen offensive Qualitäten immer ein wenig kleingeredet werden. Die Erfolgsquote allerdings liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Der Elfmeter von Ilic ist bereits der elfte, den die Eisernen nicht genutzt haben. Nur jeder dritte sitzt.
Das eiserne Who’s who der Pechvögel
Das ist eine eher schaurige Geschichte. Das Who’s who der Pechvögel ist durchaus namhaft: Sebastian Andersson, Marcus Ingvartsen, Milos Pantovic, Josip Juranovic, Kevin Volland. Max Kruse hat von seinen 17 Versuchen einen einzigen vergeben. Den aber im Trikot des 1. FC Union. Seinen letzten einst in Köln, ihn aber im Nachschuss doch genutzt. Nur zeigt die Statistik in einem solchen Fall keinerlei Kompromissbereitschaft.

Das ist aber nichts gegen Robin Knoche und Jordan Siebatcheu. Sowohl der einstige Abwehrchef als auch der glücklose Angreifer haben gleich zwei Elfmeter versemmelt. Während Knoche ab und an aber doch traf, so vor allem in der Europa League, hat Siebatcheu bei seinen zwei Versuchen eine Null-Prozent-Ausbeute.
Für Andrej Ilic ist es blöd gelaufen
Bei Andrej Ilic ist die Sache allerdings besonders unglücklich gelaufen. Nachdem in der Vorwoche beim 4:3-Erfolg in Frankfurt mit Oliver Burke vor allem der dreifache Torschütze in den Blickpunkt geraten, Ilic trotz seiner drei feinen Vorbereitungen aber ein wenig im Schatten geblieben war, hätte es so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit für besonders gute Taten sein können. Auch sollte es die beste aller Gelegenheiten für sein erstes Saisontor sein. Leider etwas blöd gelaufen.