Bomber statt Bankdrücker

Das tut weh, 1. FC Union: Ex-Stürmer trifft und trifft und trifft!

In Köpenick kaum beachtet, in Kaiserslautern ein Volltreffer – Ivan Prtajin blüht beim FCK auf und schießt Tore am Fließband.

Author - Sebastian Schmitt
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Ivan Prtajin lässt in Kaiserslautern die Muskeln spielen: Der ehemalige Stürmer des 1. FC Union erzielte bereits sieben Tore und wird in der Pfalz als Betze-Bomber gefeiert.
Ivan Prtajin lässt in Kaiserslautern die Muskeln spielen: Der ehemalige Stürmer des 1. FC Union erzielte bereits sieben Tore und wird in der Pfalz als Betze-Bomber gefeiert.Jan Huebner/imago

Im Sommer durfte er gehen – jetzt trifft er, als wollte er es allen beweisen. Ivan Prtajin, einst beim 1. FC Union ohne echte Chance, ist in Kaiserslautern die Lebensversicherung im Sturm. Sieben Tore in sechs Spielen, drei Nominierungen für die Elf des Tages, Jubelstürme in der Pfalz – und in Köpenick fragt man sich, ob man da nicht einen Fehler gemacht hat.

Denn während Union unter Steffen Baumgart (53) noch nach einem verlässlichen Knipser sucht, versenkt Ivan Prtajin fast alles, was ihm vor die Füße fällt. In Berlin kam der bullige Kroate dagegen nie richtig an. In seinem Jahr beim 1. FC Union stand er gerade einmal fünfmal auf dem Platz – für insgesamt magere 158 Minuten. Weder unter Bo Svensson (46) noch unter Baumgart konnte sich der 29-Jährige durchsetzen, ja nicht mal aufdrängen. Jetzt, beim 1. FC Kaiserslautern, läuft er frei auf – körperlich robust, gedankenschnell, torgeil.

Ivan Prtajin tritt nicht gegen Union nach, aber ...

Ex-Union-Stürmer Ivan Prtajin schnürte beim 3:2-Sieg gegen den VfL Bochum den nächsten Doppelpack und lässt Trainer, Fans und Mitspieler in Kaiserslautern schwärmen.
Ex-Union-Stürmer Ivan Prtajin schnürte beim 3:2-Sieg gegen den VfL Bochum den nächsten Doppelpack und lässt Trainer, Fans und Mitspieler in Kaiserslautern schwärmen.Jan Huebner/imago

Beim 3:2-Sieg gegen den VfL Bochum war er wieder der Mann des Spiels. Zwei Treffer, beide mit Wucht und Entschlossenheit. „Ich habe meiner Tochter versprochen, dass ich zwei Tore schieße“, sagte er nach Abpfiff. „Die letzten Tage konnte ich kaum trainieren, hatte Probleme mit der Wade. Aber ich wollte unbedingt spielen.“ Gesagt, getan – trotz Schmerzen marschierte er vorneweg, rackerte, ackerte, traf – und lässt Mitspieler schwärmen. Mittelfeldmann Semih Sahin (25): „Ich glaube, wenn du so einen Stürmer hast wie Ivan, dann hast du immer Hoffnung, dass er noch knipst.“

Ivan Prtajin (29) saß beim 1. FC Union fast nur auf der Bank und schaffte es oft nicht mal in den Kader. In Kaiserslautern trifft der Stürmer dagegen wie am Fließband.
Ivan Prtajin (29) saß beim 1. FC Union fast nur auf der Bank und schaffte es oft nicht mal in den Kader. In Kaiserslautern trifft der Stürmer dagegen wie am Fließband.Matthias Koch/imago

Keine Frage: Die Prtajin-Explosion tut dem 1. FC Union weh. Der Kroate entwickelt sich mit seiner Gier in Windeseile zum Publikumsliebling auf dem Betzenberg. Trainer Torsten Lieberknecht (52) lobt: „Ivan hat eine unbändige Energie. Er lebt von Leidenschaft, von Präsenz – das steckt die ganze Mannschaft an.“ Auch FCK-Sportdirektor Marcel Klos lobt: „Er ist genau der Stürmer, den wir gebraucht haben: kopfballstark, kaltschnäuzig und immer da, wenn’s zählt.“

Ex-Union-Stürmer Prtajin: Betze-Bomber statt Bankdrücker

Klingt genau wie das Profil, das Union sich einst von Prtajin gewünscht hatte und das man rund um die Wuhle weiterhin sucht. Denn während die Eisernen ihre Offensive neu justieren, liefert ausgerechnet jener, der in Köpenick kaum eine Minute bekam und nach nur einem Jahr für eine Million Euro wieder verkauft wurde, die Schlagzeilen anderswo. In Kaiserslautern nennen sie den eisernen Bankdrücker schon den Betze-Bomber.

Ganz klar: Prtajin hat sein Glück wiedergefunden. Nachtreten in Richtung des 1. FC Union, wo der Frust Woche für Woche größer wurde, ist aber nicht sein Ding. Nicht mal Groll scheint er zu hegen. Aber Genugtuung, die spürt er definitiv. „Ich bin einfach glücklich, wieder das Vertrauen zu spüren“, sagt er bescheiden, aber mit einem Lächeln im Gesicht, das man Köpenick nie sah.