Die Gruselserie geht weiter! Der 1. FC Union verliert beim BVB ein verrücktes Spiel mit 2:4 (2:1) und damit auch das siebte Spiel in Folge. In Dortmund erlebt das Team von Trainer Urs Fischer eine echte Achterbahnfahrt. Zwei Ex-Unioner und drei Videobeweise sorgen für jede Menge Action, lassen die Eisernen aber erneut frustriert zurück.
Die ungläubigen Blicke und fast verzweifelten Aussagen der Union-Profis nach dem brutalen 2:3 gegen Braga in der Champions League und der sechsten Pleite in Folge ließen eigentlich für das Spiel in Dortmund nichts Gutes erahnen.
Von mangelnden Selbstvertrauen oder gar angeknackster Psyche ist dann beim Auftritt beim BVB nach dem Anpfiff zunächst rein gar nichts zu sehen. Die Eisernen sind von Beginn an da und stellen die Borussia früh vor Probleme. Robin Gosens knallt einen Volleyschuss über das Tor, Kevin Behrens, Unions neuester Nationalspieler (zumindest ist er von Bundestrainer Julian Nagelsmann in den Kader für die USA-Reise berufen), scheitert nur Sekunden später am Querbalken, stand jedoch im Abseits.
Unions Tor beim BVB wird erst nach vier Minuten durch den Videobeweis annulliert

Der gute Start und die vielen guten Vorsätze werden dann – mal wieder – grob fahrlässig über den Haufen geworfen: Wie schon gegen Braga klingelt es nach einer Ecke, Niclas Füllkrug hat viel zu viel Zeit, nachdem sich Leonardo Bonucci und Diogo Leite gegenseitig behindern – 0:1 (8.).
Der Anfang vom Ende? Mitnichten. Gosens sorgt per Kopf, ebenfalls nach einer Ecke, für den prompten Ausgleich (9.).
Ex-Unioner Schlotterbeck und Ryseron treffen für den BVB
Nach dem 1:1 sind die mitgereisten Fans des 1. FC Union in Deutschlands größtem Fußballtempel lautstark zu hören – und bekommen mehr zu sehen. Der Kopfballtreffer von Alex Kral zur 2:1-Führung (18.) wird per Videobewies zwar zu Recht einkassiert. Allerdings dauert es ganze vier Minuten und fünf Sekunden bis endlich die Entscheidung steht. Offenbar gibt es im Kölner Keller technische Probleme. Fußball, was ist nur aus dir geworden?
Auf dem Rasen geht es mit mächtig Tempo weiter. Erst wird Füllkrugs Kopfballtor durch den Video-Schiri wegen Abseits annulliert, nur vier Minuten später meldet sich der VAR zum dritten Mal: Mats Hummels hatte Sheraldo Becker mit gestreckten Fuß im Strafraum erwischt. Den fälligen Elfmeter verwandelt Leonardo Bonucci, den Trainer Urs Fischer vor der Partie noch mehr in die Verantwortung nahm, zur 2:1-Führung (31.).
Trainer Urs Fischer nennt Unions Abwehrverhalten „naiv“
Zeit zum Durschnaufen bleibt bei diesem Spiel nur in der Halbzeitpause. Denn die wilde Achterbahnfahrt geht direkt nach Wiederanpfiff weiter. Für den 1. FC Union ist nun aber plötzlich nicht mehr viel drin.
Fischer ist nach Spielschluss entsprechend bedient: „Wenn man sieht, wie wir uns bei den Gegentoren verhalten haben, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass wir mit leeren Händen dastehen. Das war teilweise naiv verteidigt und das musst du besser machen, wenn du in der Bundesliga was mitnehmen willst.“
Denn gerade mal neun Minuten braucht der BVB, um das Spiel zu drehen. Erst lässt Ex-Unioner Nico Schlotterbeck Torhüter Frederik Rönnow trotz eines Strahls von der Strafraumkante nicht gut aussehen (2:2/49.), dann geraten die Eisernen in einen Konter (!), den Julian Brandt zum 3:2 für den BVB eiskalt vollendet (54.).
Was denn Eisernen dann widerfährt, ist sinnbildlich für die derzeitige Lage – und passt dennoch auf keine Kuhhaut: Mit Julian Ryerson (71.) trifft erneut ein Ex-Unioner, aber auch nur, weil Gosens den Ball unhaltbar abfälscht. Frei nach dem Motto: Wenn es dicke kommt, dann aber richtig. Behrens: „Wir nehmen uns immer viel vor, spielen gut, bekommen dann aber ein Ding, das uns aus der Bahn wirft. Es ist gerade eine schwierige Situation.“
Robin Gosens schlägt Alarm – 1. FC Union freut sich über Länderspielpause
Fischer bringt noch mal frische Kräfte, doch die Luft ist raus. Anders als so manchem Spieler, schlägt die siebte Pleite in Folge den Union-Fans in Dortmund nicht auf das Gemüt. „Always look on the bright side of life“ (dt.: Sieh das Leben immer von der positiven Seite) ist aus dem Gästeblock minutenlang zu hören.
Für Fischer und sein Team gilt es nun, die Wunden zu lecken und die Zeit in der Länderspielpause zu nutzen, um das von den Fans vorgelebte eiserne Selbstverständnis auch wieder auf den Rasen zu bekommen. Gosens gibt zu: „Irgendwann wird es eine mentale Geschichte. Das ist menschlich. Die Pause tut uns hoffentlich gut.“
Leichter werden die Aufgaben nicht. Am 21. Oktober gastiert der formstarke VfB Stuttgart an der Alten Försterei.