Die Fans des 1. FC Union warten sehnsüchtig auf dringend benötigte neue Spieler. Vor allem ein Mittelstürmer mit ausgeprägtem Torinstinkt würde dem Team von Trainer Steffen Baumgart (53) guttun. Doch während der Druck auf Manager Horst Heldt (55) wächst, droht den Eisernen erst einmal ein Verlust. Jedenfalls halten sich die Gerüchte um einen Abgang von Flügelstürmer Yorbe Vertessen (24) hartnäckig.
Wer Vertessen nach dem 0:2 gegen den FC Augsburg in die Augen schaute, wusste sofort, dass der Belgier so richtig bedient war. Der Angreifer war von Baumgart aus dem Kader gestrichen worden. Während Vertessen aus den Katakomben der Alten Försterei schlich, redete der Cheftrainer im Anschluss gar nicht lange um den heißen Brei herum und erklärte: „Das ist eine ganz klare Entscheidung gewesen. Er ist ein sehr talentierter Spieler, aber das ist er schon seit zwei Jahren. Ich erwarte von solchen Spielern, dass sie jeden Tag abliefern.“
Wenige Tage später stand Vertessen gegen Mainz zwar wieder im Aufgebot, saß beim 2:1-Sieg allerdings 90 Minuten nur auf der Bank. Zuletzt, beim enttäuschenden 0:3 auf St. Pauli, schickte ihn Baumgart zumindest für die letzten 30 Minuten auf den Platz, in denen Vertessen immerhin 21 Ballkontakte hatte und zwei Torschüsse abgab.
Yorbe Vertessen schiebt unter Union-Trainer Baumgart Frust
So richtig scheint Baumgarts Denkzettel jedoch nicht gewirkt zu haben. Der Rostocker hatte die Hoffnung, „dass das so klar war, dass er weiß, was ich will. Wir haben klar darüber gesprochen. Er hat alle Möglichkeiten, sich da reinzuarbeiten.“

Tatsächlich ist Vertessen für den 1. FC Union bisher ein uneingelöstes Versprechen, auch wenn er erst seit einem Jahr und nicht bereits zwei Jahren in Köpenick spielt. Nach einem wilden Transfer-Theater und seinem Fünf-Millionen-Wechsel von der PSV Eindhoven fremdelte er in den ersten sechs Monaten. Zu Beginn dieser Saison, nach seiner ersten richtigen Vorbereitung an der Wuhle, schien Vertessen endlich angekommen. Auch wegen des Trainerwechsels von Nenad Bjelica (53) zu Bo Svensson (45): „Bo teilt dir mit, warum er sich so entschieden hat. Bei Bjelica war das nicht so. Er hat etliche Entscheidungen aus dem Gefühl heraus getroffen.“
1. FC Union: Vertessen in Holland und Bremen begehrt
Doch selbst unter Baumgarts Vorgänger kam Vertessen nicht richtig in Schwung. Zwei Tore in 19 Spielen sind für einen Spieler wie ihn, der mit seinem Tempo und seiner Technik durchaus den berühmten Unterschied ausmachen könnte, viel zu wenig. Sein Versprechen, „die bisherige Enttäuschung in Energie umzuwandeln und hart zu arbeiten“, konnte er jedenfalls nicht einlösen. Schon gar nicht unter Baumgart.
Verfolgt man die Gerüchteküche auf dem bis zum 3. Februar geöffneten Transfermarkt, könnten keine weiteren Leistungsnachweise mehr dazukommen. Neben Lockrufen aus den Niederlanden soll jetzt auch Unions Bundesliga-Konkurrent Werder Bremen ein Auge auf Vertessen geworfen haben. Angeblich streben die Norddeutschen eine Leihe mit Kaufoption an. Ob Vertessen nach nur einem Jahr beim 1. FC Union schon wieder das Weite sucht, wird sich bereits in den nächsten Tagen zeigen. ■