Vier Spiele, drei Pleiten. Keine Frage, der Trainerwechsel von Bo Svensson (45) zu Steffen Baumgart (53) führt beim 1. FC Union nicht zum gewünschten Effekt. Im Gegenteil: Die Eisernen kassieren unter dem neuen Cheftrainer mit dem 0:3 beim FC St. Pauli gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf die nächste empfindliche Klatsche. Baumgart bleibt trotz seiner bitteren Bilanz optimistisch und krempelt die Ärmel hoch.
„Wenn du keine Spiele gewinnst, dann wird es gefährlicher. Das ist doch Fakt und uns auch klar“, erklärt Baumgart und fordert: „Wir müssen anders auftreten.“ Die eiserne Ernüchterung ist verständlich. Nach der Entlassung von Svensson versprachen sich die Union-Bosse durch die Baumgart-Rückkehr eine Aufbruchstimmung. Doch davon ist null Komma null etwas zu sehen.
Vielmehr steht nach wenigen Wochen fest: Der Ex-Stürmer und Liebling der Fans allein ist kein Heilsbringer. Baumgart sprach zwar bei seiner Vorstellung davon, dass er Union „anzünden“ wolle. Doch das, was die Eisernen im neuen Jahr und mit neuem Trainer zeigen, sieht viel mehr nach Sparflamme als nach einem neuen Feuer aus.
Beim 1. FC Union funktioniert nicht mehr viel
Wie viel dem 1. FC Union derzeit fehlt, sah man am Millerntor. Zu eindeutig und am Ende auch zu heftig war die Kiez-Klatsche. Nach einem vernünftigen Beginn ließ der 1. FC Union fast alles vermissen und ergab sich seinem Schicksal: defensiv gewaltig von der Rolle und vorne weiterhin brutal harmlos. Eine Mischung, die Baumgart Sorge bereitet. Der Chefcoach warnt: „Wir müssen wissen, was wir können und was wir nicht können. St. Pauli hat uns den Ball überlassen, und sich durchzukombinieren, ist nicht unsere Stärke. Daraus müssen wir unsere Lehren ziehen.“

Baumgart steckt den Kopf aber nicht in den Sand. Dass an seiner alten Wirkungsstätte alles von allein läuft, hat er sowieso nicht erwartet: „Die Mannschaft hat schon immer ganz tiefe Strukturen in sich. Und mit denen versuchen wir jetzt, einen richtigen Weg zu finden. Das ist meine Aufgabe.“ Dabei unterstreicht Baumgart, dass er nicht gekommen sei, „um das Alte zu verwalten, sondern daraus etwas aufzubauen und es besser zu machen“.
Als Nächstes wartet RB Leipzig auf den 1. FC Union
Dass ihm das bislang nicht gelungen ist, gesteht er ein. Fakt ist nämlich: Mit Ausnahme des 2:1-Siegs gegen Mainz liegt das Offensivspiel weiterhin brach, und die noch zu Saisonbeginn so stabile Abwehr, bereits unter Svensson immer wackeliger, ist mittlerweile ein echtes Sorgenkind. Auf St. Pauli klingelte es dreimal nach einfachen Fehlern, schlechter Zweikampfführung und miesem Stellungsspiel. Baumgart knurrt kämpferisch: „Es ist uns bisher nicht so gelungen, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber einfach war von vornherein nicht der Plan.“
Das Problem: Leichter wird es nicht. Zumindest auf dem Papier. Als Nächstes wartet RB Leipzig auf den 1. FC Union (Samstag, 18.30 Uhr). Doch wer weiß – im Fußball kann es bekanntlich schnell gehen. Ein Heimsieg gegen den Brauseklub heilt nicht nur die Wunden der Fans, sondern poliert auch die bisher so bittere Baumgart-Bilanz kräftig auf. ■