Wie macht er den?

Akrobat schö-ö-ö-n: Robin Gosens rettet den 1. FC Union in Mainz!

Das im Januar wegen Schneechaos abgesagte Spiel versinkt im Regen, aber die Eisernen gehen nicht baden. 

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Hat er nicht so gemacht? Hat er doch! Robin Gosens trifft artistisch für den 1. FC Union in Mainz. 
Hat er nicht so gemacht? Hat er doch! Robin Gosens trifft artistisch für den 1. FC Union in Mainz. Jan Huebner/imago

Kampf, viel Nervenkitzel, einige verrückte Momente und ganz viel Morast prägen das Abstiegsduell des 1. FC Union beim Tabellenvorletzten. Ganz zufrieden ist niemand mit dem 1:1 (1:1). Für die Mainzer ist es das neunte sieglose Heimspiel, für die Eisernen trotzdem ein mega-wichtiger Teilerfolg. Für den schönsten Moment sorgt Robin Gosens. Als Akrobat schö-ö-ö-n rettet er mit seinem Tor den Köpenickern den Punkt.

Wegen Schneeeinbruchs war die Partie einst abgesagt worden, mit ganz viel Regen findet sie nun statt. Viel schwieriger hätten die Bedingungen auch vor Wochen kaum sein können.

Die größte Gefahr besteht darin, den Ball in einer Mittelfeldpfütze zu verlieren und dem Gegner völlig unverhofft eine Chance zu schenken. Das passiert glücklicherweise beiden nicht, ganz wohl ist ihnen dabei dennoch nicht. Auch deshalb beginnen sie, als ob schon der gewinnen würde, der das schnellste Tor erzielt.

1. FC Union in Mainz im doppelten Alu-Pech – und im Elfer-Glück

Von Abtasten ist nicht die Spur. So prüft Benedict Hollerbach 05-Keeper Robin Zentner gleich zweimal (4.), dann trifft Kevin Volland nach Eingabe von Janik Haberer die Unterkante die Latte (7.), wieder Sekunden später brennt vor dem Union-Kasten die Luft. Frederik Rönnow, zwischen die Pfosten zurückgekehrt, rettet gegen Sepp van den Berg und Leandro Barreiro (9.). Ludovic Ajorque wird im Durcheinander im Union-Torraum von Robin Knoche mit dem Fuß im Gesicht erwischt. Einen Elfmeter aber gibt es nicht, weil Knoche dabei auch den Ball spielt.

Bitter: Union-Stürmer Kevin Volland trifft in Mainz erst die Latte, dann den Pfosten.
Bitter: Union-Stürmer Kevin Volland trifft in Mainz erst die Latte, dann den Pfosten.Jan Huebner/imago

Es bleibt abwechslungs- und ereignisreich. Nadiem Amiri, gerade aus Leverkusen nach Mainz gewechselt, zirkelt einen Freistoß aufs Tornetz (21.), Volland wird geblockt (25.), Haberer versucht sich mit einem Weitschuss (27.), Volland verzettelt sich bei einem Konter (31.) und hat mit einem Flachschuss an den rechten Pfosten zum zweiten Mal Alu-Pech (39.). „Wir waren griffig, waren mutig und hatten gute Chancen“, sagt Co-Trainerin Marie-Louise Eta.

Robin Gosens trifft für den 1. FC Union in Mainz

Nach einer gut zehnminütigen Unterbrechung wegen der üblichen Tennisball-Proteste gegen den Einstieg von Investoren geht es jedoch erst richtig rund. Erst schlagen die Mainzer nach einer Ecke mit einem Kopfball von Jonathan Burkhardt zum 1:0 zu (45.+8), die Antwort durch Gosens kommt fünf Minuten später, aber doch noch in Hälfte eins: Artistisch bringt er eine ganz weite Eingabe von Haberer an Zentner vorbei zum 1:1 (45.+13) ins kurze Eck.

Der Nationalspieler macht einen auf Akrobat Schön. Lange steht er in der Luft und nimmt die Kugel direkt. Es ist die einzig richtige Reaktion auf den unnötigen Rückstand und in zweifacher Hinsicht ein besonderes Tor. Erstens ist es nach gut elf Stunden, nach Leonardo Bonuccis Elfmetertreffer im Oktober beim 2:4 in Dortmund, wieder mal ein Auswärtstor. Zweitens ist Gosens nun mit fünf Treffern allein erfolgreichster Torschütze der Eisernen. „Am hinteren Pfosten zu lauern, das ist meine Stärke“, sagt Gosens, „und ich bin froh, mit diesem Tor für unseren Punkt gesorgt zu haben. Damit sind wir happy, auch wenn wir gern mehr mitgenommen hätten.“ Für Rani Khedira ist es „wichtig, dass wir dieses Spiel nicht verloren haben.“

1. FC Union und Mainz schenken sich nichts

So viele Aufreger es zuvor auch gegeben hat, die Höhepunkte werden immer weniger. Öfter und öfter geht es rustikal und mit weiten Schlägen zur Sache. Langweilig wird es aber allein aufgrund der Spannung und der Wichtigkeit im Kampf gegen den Abstieg nicht.

So kassiert Kevin Vogt seine fünfte Verwarnung und fehlt damit am Sonnabend gegen Wolfsburg. Ganz kurz fordern die Mainzer gegen ihn bei einer Grätsche gegen Ajorque sogar Elfmeter und Gelb-Rot. Umgekehrt hätte es was werden müssen. Ajorque, bereits verwarnt, hätte sich wegen seiner Schwalbe über Gelb-Rot nicht beschweren dürfen.

Alles andere als aus dem Lehrbuch ist ebenso ein verrückter Querschläger von Aissa Laidouni aus 20 Metern zurück in den Torraum, wo Karim Onisiwo glücklicherweise neben den Kasten köpft.

Yorbe Vertessen vergibt Megachance für den 1. FC Union

Es ist genau so brenzlig wie auf der anderen Seite, als Joker Yorbe Vertessen die dicke Chance auf den Dreier hat, die Kugel aber zu lasch auf Zentner zieht (88.).

Dieses Ding hat das Zeug zum Befreiungsschlag. Für Rani Khedira ist das nicht ganz so entscheidend, sondern: „Am wichtigsten ist, dass wir das Spiel nicht verloren haben. Und weil wir allein durch Kevin Volland die besseren Chancen hatten, ist dieser Punkt ganz verdient.“