Die Union-Krise

1. FC Union: Wie viele Trainer gab es seit der Wende? Die Zahl überrascht!

Die Eisernen suchen nach der Beurlaubung von Bo Svensson einen neuen Coach. Davon gab es seit 1989 schon jede Menge an der Alten Försterei.

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Union-Sportdirektor Horst Heldt muss momentan viel telefonieren. Er sucht für den Klub einen neuen Trainer.
Union-Sportdirektor Horst Heldt muss momentan viel telefonieren. Er sucht für den Klub einen neuen Trainer.Imago Images/Koch

Der Traum ist nach nur einem halben Jahr beim 1. FC Union geplatzt. Es gibt keine Kontinuität auf der Trainerbank, wie es sich alle Vereine wünschen und nur selten einhalten. Coach Bo Svensson ist nach einem halben Jahr und einem Absturz in der Bundesliga schon wieder weg. Die Eisernen befinden sich mal wieder in der Trainerwechsel-Phase, wie schon oft in der Klubgeschichte. Ein Blick zurück mit vielen Überraschungen.

Hätten Sie es gedacht? Seit der Wende 1989, also in 35 Jahren, hatten die Köpenicker 34 Trainer, jetzt wird der 35. Coach gesucht – an dieser Stelle nur mal die namhaftesten: Karsten Heine, Piko Voigt, Frank Pagelsdorf, Hans Meyer, Mirko Votava, Alexander Ristic, Jens Keller.

Nur Wassilew, Neuhaus und Fischer waren Langzeit-Trainer

27. Mai 2023: Urs Fischer schaffte das größte Union-Wunder. Nach einem 1:0-Heimsieg am 34. Spieltag war der Klub für die Champions League qualifiziert.
27. Mai 2023: Urs Fischer schaffte das größte Union-Wunder. Nach einem 1:0-Heimsieg am 34. Spieltag war der Klub für die Champions League qualifiziert.Imago Images/Hübner

Nur bei drei Fußballlehrern kann man von einer echten Ära sprechen. Das war Georgi Wassilew von 1999 bis Oktober 2002. Mit dem bulgarischen General schaffte Union 2001 nicht nur den Zweitliga-Aufstieg, sondern war auch sensationell DFB-Pokalfinalist (0:2 gegen Schalke).

Die längste Amtszeit verbucht Uwe Neuhaus mit knapp sieben Jahren von 2007 bis 2014. Der knurrige Coach mit dem trockenen Humor holte die Eisernen von der Regionalliga über die Dritte Liga (2008) zurück in die Zweite Liga (2009).

Der Trainergott an der Försterei ist und bleibt Urs Fischer. Der Schweizer schaffte von 2018 bis 2023 viele Wunder. Bundesliga-Aufstieg 2019, Conference League, Europa League und dann sensationell 2022/23 die Champions League. Eine Turbo-Entwicklung, die ihn dann selbst überrollt hatte. Im Herbst 2023 gab Fischer, entkräftet vom Abstiegskampf in der Bundesliga, auf.

Seit diesem 15. November 2023 sucht der Klub mal wieder die Langzeit-Ideallösung. Marco Grothe blieb zweimal nur die Interimslösung. Der Kroate Nenad Bjelica scheiterte komplett und in dieser Saison-Hinrunde war am Ende der Glaube daran, dass Svensson die Krise überwinden kann, nicht mehr da.

Der 1. FC Union will am Montag den nächsten Coach präsentieren, weil ja bereits am 2. Januar wieder trainiert wird. Die Zeit drängt. Der Klub hält sich noch bedeckt. Kandidaten gibt es viele. Einiges deutet auf Markus Gisdol, mit dem Sportdirektor Horst Heldt schon beim 1. FC Köln zusammengearbeitet hat.

2004 gab es sechs Trainer

Rätseln sie noch immer wie Union auf 34 Trainer seit 1989 kommt? Im Jahre 2004 hatte der Klub zum Beispiel nacheinander sechs Fußballlehrer beschäftigt – Mirko Votava, Alexander Ristic, Frank Wormuth, Piko Voigt, Lothar Hamann und Frank Lieberam. Von der Zweiten Liga wurde der Verein bis in die Oberliga durchgereicht.

In dieser Zeit des Niedergangs wurde Dirk Zingler Präsident des Klubs und baute den Verein in völlig neue Dimensionen wieder auf. 20 Jahre, davon waren über zwölf Jahre nur zwei Trainern (Neuhaus und Fischer) am Ruder. Nur das bringt den langfristigen Erfolg. Momentan braucht Union erstmal nur die kurzfristigen Siege beim Jahresstart. Wer es machen soll? Vielleicht wissen alle Montag mehr.