Seit Montag ist das Spieljahr 2024/25 auch terminlich Geschichte. Nicht weiter wichtig vielleicht, gab es doch in dieser Spielzeit keinen Welt- und nicht einmal einen Europameister. Oder doch, weil die EM bis 14. Juli dauerte und das olympische Fußballturnier erst am 9. August seinen Sieger fand? Möge sich sonst wer darüber streiten, in welchen Abschnitt beides fällt, was diesmal auch auf die saisonübergreifende Klub-WM zutrifft. Spanien wird es egal sein, triumphierte La Furia Roja doch im vorigen Sommer in beiden Wettbewerben.
Bochumer inszenieren gegen Union Feuerzeug-Skandal
Was bleibt sonst von einem Spieljahr, in dem der 1. FC Union mit Bo Svensson und Steffen Baumgart wieder zwei Trainer benötigte, trotz einiger Wackler den souveränen Klassenerhalt schaffte und den Eisernen Ladys der Durchmarsch in die Bundesliga gelang? Es ist der skandalöse Umgang mit Skandalen.
Da ist, wenn es um die Köpenicker geht, das Feuerzeug. Ein Skandal, der aber nur zu einem wurde, weil zwei Spieler der gegnerischen Mannschaft (einer, der nicht getroffen wurde, als Anstifter, der andere als Verletzter mit Verzögerung) einen daraus inszenierten.
Gegen Ende der Saison, in der Partie zwischen Mainz und Eintracht Frankfurt, wurde auch ein am Spiel Beteiligter getroffen. Bei einer Mainzer Ecke flogen aus dem Eintracht-Fanblock Gegenstände. Sogar eine Fahnenstange war dabei. Dann wurde mit Robert Wessel ein Schiri-Assistent im Gesicht getroffen. Hätte der was ähnlich Großes daraus gemacht wie einst die Bochumer, es wäre den Frankfurtern, deren Qualifikation für die Champions League längst nicht sicher war, an den Kragen gegangen. Doch der Linienrichter bewies Standfestigkeit und noch mehr Charakter. Vielleicht auch deshalb, weil ihm als einem, der im Südosten Berlins zu Hause ist und dem Grünauer BC angehört, ein bewussteres Verhältnis zum Fairplay anerzogen worden ist.
Berlins Antonio Rüdiger sorgt für wahren Skandal
Da wären wir noch einmal bei der Fairness, beim Respekt, bei gegenseitiger Achtung. Im Großen wie im Kleinen. Was sich Antonio Rüdiger, langjähriger Nationalspieler und damit Aushängeschild des deutschen Fußballs, im Trikot von Real Madrid geleistet hat, ist der wahre Skandal des Spieljahres. Erst provozierte er im Champions-League-Spiel gegen Lokalrivale Atletico einen Gegenspieler mit der „Kopf-ab“-Geste, dann bewarf er im Pokalfinale gegen den FC Barcelona den Schiedsrichter (!) mit einem Gegenstand. Dazu sollen die Worte „Hurensohn“ und „Missgeburt“ gefallen sein.

Die Reaktion von DFB-Sportdirektor Rudi Völler fiel so was von seidenweich aus, dass sie einem Streicheln mit Wattebällchen ähnelt. Der Tenor: Toni sei „ein herausragender Fußballer und ein sehr emotionaler Typ, ein Kämpfer auf dem Platz“, nur habe er sich „von der schon vor dem Spiel extrem aufgeheizten Stimmung zu sehr anstecken lassen“. Aber hallo! Einer, der, geht es ans Austeilen, auf Kesselflicker macht, beim Einstecken aber auf Mimose! Wahre Kerle ticken anders!
1. FC Union: Vorwurf der Spielmanipulation gegen Hertha BSC
Im Kleinen geht es noch einmal um den Skandal auf dem Kleinfeld bei den Über-Fünfzigjährigen, als der Verbandsliga-Zweite Hertha BSC in der letzten Viertelstunde des letzten Spiels Croatia zu acht Gegentoren einlud, der Abstiegskandidat so aus einem 4:6 ein 12:6 machte, um bei Punkt- und Torgleichheit mit den Oldies vom 1. FC Union die Klasse zu halten und diese absteigen zu lassen. Prompt rief bei mir ein Spieler aus dieser Liga an, zumal von einer unbeteiligten Mannschaft. Er möchte nicht namentlich genannt werden, sein Name aber ist mir bekannt. „Das Ganze stinkt zum Himmel“, betont er, „man sollte das nicht unter den Tisch kehren.“ Auch könne er „zwei Spieler von Hertha BSC benennen, die versichern, dass das Spiel nicht 12:6, sondern 11:6 ausgegangen ist“ – somit zum Vorteil des 1. FC Union. Sollte der Skandal nicht aufgearbeitet werden, denkt sein Team in der kommenden Saison über einen Boykott der Partien gegen Hertha BSC und gegen Croatia nach. So weit ist es schon in einer Berliner Liga, in der man sich freuen sollte, Fitness für 60 Minuten Fußball zu haben und die möglichst mit Spaß zu meistern.