Der klare KURIER-Kommentar

1. FC Union: Dresdens Bürgermeister macht aus Brücken-Witz erst Skandal!

Die Köpenicker wollen im Internet lustig sein – und das geht ziemlich in die Hose. Richtig furchtbar wird es aber erst danach.

Author - Sebastian Schmitt
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Der 1. FC Union macht während des Spiels bei RB Leipzig einen schlechten Witz über die eingestürzte Carolabrücke in Dresden. Zum Skandal reicht das aber nicht.
Der 1. FC Union macht während des Spiels bei RB Leipzig einen schlechten Witz über die eingestürzte Carolabrücke in Dresden. Zum Skandal reicht das aber nicht.Andreas Weihs/imago, X

Oje! Das Verhältnis zwischen Politik und Sport ist nicht erst seit der WM 2022 in Katar schwierig. Dirk Hilbert (52, FDP) bestätigt das jetzt einmal mehr. Dresdens Oberbürgermeister macht aus einer Mücke erst einen Elefanten und aus dem schlechten Brücken-Witz des 1. FC Union einen Skandal!

Sicher, der Beitrag des 1. FC Union auf X (ehemals Twitter) war kein guter Witz. Die Social-Media-Abteilung der Eisernen schoss über das Ziel hinaus, als sie während des Spiels bei RB Leipzig (0:0) schrieb: „Defensiv stabiler als jede sächsische Brücke.“ Eine Anspielung auf die erst wenige Tage zuvor in Dresden eingestürzte Carolabrücke.

Dresdens Oberbürgermeister poltert gegen den 1. FC Union

Die Empörung, die Dresdens OB Hilbert daraufhin vorspielt, geht aber deutlich zu weit. Gegenüber der „Bild“ hatte er sich über Unions Posting mächtig echauffiert und gepoltert: „Einfach nur geschmacklos, kein bisschen lustig und ziemlich unsportlich.“

Geschmacklos. Unsportlich. Ernsthaft?

Dirk Hilbert (FDP), Oberbürgermeister der Stadt Dresden, schmerzt selbstverständlich der Teileinsturz der Carolabrücke sehr. 
Dirk Hilbert (FDP), Oberbürgermeister der Stadt Dresden, schmerzt selbstverständlich der Teileinsturz der Carolabrücke sehr. dpa

Zur Erinnerung: Beim Teileinsturz der Carolabrücke wurde niemand verletzt. Der 1. FC Union verhöhnte also keine Opfer, sondern machte, zugegeben, einen schlechten Witz. Insbesondere, wenn man weiß, wie hart die kaputte Brücke, die die historische Altstadt mit der Neustadt verbindet, Dresden verkehrstechnisch trifft. Nicht nur wegen des drohenden Hochwassers.

Brücken-Witz des 1. FC Union ist kein Skandal

Ein Skandal ist der Brücken-Witz des 1. FC Union dennoch noch lange nicht. Vor allem, weil die Eisernen den Fehler selbst merkten, den Beitrag löschten und um Entschuldigung baten, bevor sich überhaupt jemand beschwerte.

Kurzum: Union zeigte ehrliche Reue, als der Klub nach dem Spiel schrieb: „Liebe Dresdner, liebe Stadt Dresden, entschuldigt, hier waren wir im Eifer des Gefechts ein bisschen drüber – das tut uns leid. Wir sind froh, dass niemandem etwas passiert ist und drücken die Daumen, dass das so bleibt!“

Dresdens Oberbürgermeister Hilbert schießt ein Eigentor

Selbst RB-Trainer Marco Rose (48), gebürtiger Leipziger, ordnete nach dem Spiel den misslungenen Brücken-Witz in einem vernünftigen Rahmen ein: „Manchmal rutschen einem Dinge raus. Ich habe auch schon Unsinn erzählt und da hat halt mal einer kurz nicht die beste Idee gehabt und sich aber auch schnell danach entschuldigt – er scheint es ja auch gemerkt zu haben. Es ist zum Glück bei dem Unfall niemand zu Schaden gekommen, das ist das Wichtigste. Union Berlin und derjenige haben sich entschuldigt und damit sollte das gut sein.“

Dresdens Oberbürgermeister bauschte dagegen einen Tag später ein Thema auf, das schon längst gegessen war. Damit schoss Hilbert, um das Ganze aus dem Politischen wieder zurück ins Sportliche zu ziehen, ein ziemliches Eigentor. ■