Schafft der 1. FC Union mit seinem neuen Trainer Nenad Bjelica (52) die Wende? Bundesliga-Debüt für den Kroaten beim Heimspiel in der Alten Försterei am Sonnabend (15.30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach. 16 Spiele ohne Sieg, zehn davon in der Bundesliga. Diese Erfolglos-Last hämmerte sich in die Köpfe der Spieler ein. Es ist ein Frust-Rodeo, ein wahrer Psychoritt, den Bjelica in den Griff bekommen muss. Ist da was gegen die Fohlen zu holen?
Es ist ein Teufelskreis, den der Kroate stoppen muss. Nur ein Sieg schafft wieder Selbstvertrauen. Doch ohne Selbstvertrauen gibt es keinen Sieg. „Es war die erste Woche, in der wir gut arbeiten konnten. Die Jungs waren fleißig. Ich hoffe, dass wir das im Spiel umsetzen können, was wir trainiert haben“, sagt Bjelica.
Er sagt auch: „Teamgeist ist da. Es ist immer eine andere Atmosphäre, wenn ein neuer Trainer da ist. Jeder fängt von null an, will sich zeigen und sein Bestes geben. Außerhalb des Platzes haben wir viel gesprochen. Wir wollten von den Spielern Informationen bekommen, warum es in den letzten Monaten so gelaufen ist. Wir können jetzt sagen, dass wir eine Lösung gefunden haben. Aber erst beim Spiel werden wir sehen, ob es uns gelungen ist, die Mannschaft gut für das Spiel vorzubereiten.“
Bjelica: „Erst beim Spiel werden wir sehen, ob es uns gelungen ist“

Da ist er wieder, dieser Psychoritt. Der Gaul steckt sehr tief im Schlamm, auch weil sich der Verein aus falscher Sentimentalität und nur nach dem Prinzip Hoffnung viel zu spät von Trainer-Ikone Urs Fischer getrennt hat. Natürlich fiel ein Schlussstrich nicht leicht. Schließlich haben die Eisernen Fischer so viel zu verdanken. Der Mann vollbrachte Wunder. Champions League nach vier Jahren in der Bundesliga.
Vergangene Saison war Union am 14. Spieltag Tabellenzweiter mit 27 Punkten. Jetzt sind es 20 Zähler weniger und Abstiegsplatz 18. Es ist nicht nur diese Sieglosserie, die den Spielern zu schaffen macht. Aus Himmelsstürmern wurden Bruchpiloten, aus dem Traum wurde ein Albtraum. Der 1. FC Union hat sich verhoben und ist in dramatischer Schieflage.
Jetzt soll Bjelica wieder Balance herstellen, um irgendwie noch den Klassenerhalt zu schaffen. „Gladbach kommt nach zwei Siegen selbstbewusst hierher. Es ist ein gefährlicher Gegner. Wir müssen auf Topniveau sein, um dieses Spiel zu gewinnen. Aber wir haben großen Willen“, erklärt der Kroate.
Als Bjelica vor zwölf Tagen vorgestellt wurde, hatte er nicht wirklich eine Chance, gegen die Negativspirale innerhalb von zwei Tagen etwas zu tun. Es folgte zwei Tage später ein müdes 1:1 in Überzahl in der Königsklasse in Braga. Da hat er die Defizite zum ersten Mal richtig gesehen – mangelndes Selbstvertrauen. Das Spiel beim FC Bayern fiel zum Glück wegen Schneefall aus. Keine weitere Pleite und viel Zeit, mit der Mannschaft zu arbeiten.
Bjelica will die Köpfe nicht noch mehr verwirren
Der Trainer weiß genau, dass er zunächst als Psychologe gefragt ist und nicht so sehr als Taktik-Lehrer: „Die Mannschaft ist im Zustand, dass wir nicht zu viele Informationen geben wollen. Das Nötigste haben sie bekommen. Sie wissen, was die Idee ist, wie wir umschalten wollen von Defensive auf Offensive und umgekehrt.“ Keine Verwirrung der Köpfe, sondern klare, einfache Ansagen.
Auch die Stürmer, die fast gar nicht mehr getroffen haben, nimmt er in Schutz: „Wir bauen keinen Druck auf. Es ist egal, wer die Tore schießt. Wir müssen gemeinsam als Team gewinnen.“ Erst in der Rückrundenvorbereitung ab 2. Januar will Bjelica ins Detail gehen. Jetzt heißt es nur: Seelenforschung und irgendwie drei Punkte gegen Gladbach. ■