Plötzlich gestorben

„Olympiaheld mit dem goldenen Arm“ ist tot – Trauer um Klaus Wolfermann

Klaus Wolfermann wird nicht nur als Olympiasieger, sondern auch als Mensch in Erinnerung bleiben. Für seine freundliche und bodenständige Art.

Author - Michael Heun
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Speerwerfer Klaus Wolfermann bei den Olympischen Sommerspielen im Münchner Olympiastadion.
Speerwerfer Klaus Wolfermann bei den Olympischen Sommerspielen im Münchner Olympiastadion.dpa

Deutschland verliert einen der größten Helden seiner Sportgeschichte: Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann ist in der Nacht zu Mittwoch im Alter von 78 Jahren verstorben. Wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, starb der Franke plötzlich und unerwartet. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke im deutschen Sport.

Der goldene Moment von München

Es war der 3. September 1972, ein Tag, der in die deutsche Sportgeschichte einging. Bei den Olympischen Spielen in München trat Klaus Wolfermann in einem der spannendsten Speerwurf-Duelle aller Zeiten gegen den lettischen Favoriten Janis Lusis an, der damals für die Sowjetunion startete. Lusis lag bis zum fünften Versuch in Führung – doch dann schleuderte der nur 1,76 Meter große Wolfermann den Speer auf 90,48 Meter, gerade einmal zwei Zentimeter weiter als Lusis. Der Moment war historisch: Ein Triumph, der den „kleinen Riesen mit dem goldenen Arm“ über Nacht zur Legende machte.

Wolfermann blieb nach dem Wettkampf bescheiden. „Ich bin zu Lusis gegangen und habe gesagt: Entschuldige, dass ich heute gewonnen habe“, erzählte er später. Der lettische Seriensieger, der bereits in Mexiko 1968 Gold geholt hatte, nahm die Niederlage sportlich. Die beiden Rivalen wurden im Lauf der Jahre enge Freunde. Der Tod von Lusis im Jahr 2020 traf Wolfermann schwer.

Klaus Wolfermann zeigt in seinem Haus im oberbayerischen Penzberg seine olympische Goldmedaille.
Klaus Wolfermann zeigt in seinem Haus im oberbayerischen Penzberg seine olympische Goldmedaille.Frank Mächler/dpa

Ein Leben für den Sport

Der gebürtige Franke aus Altdorf begann seine sportliche Laufbahn nicht etwa als Leichtathlet, sondern als Turner, Handballer und Zehnkämpfer. Erst später fand er zum Speerwurf. Zehn Tage vor den Spielen von München durchbrach er erstmals die 90-Meter-Marke – und katapultierte sich damit in den Kreis der Weltelite. 1973 stellte er mit 94,08 Metern einen neuen Weltrekord auf, der fast vier Jahre Bestand hatte. Trotz dieses Erfolgs blieb ihm der Gewinn weiterer internationaler Medaillen verwehrt, da es zu seiner aktiven Zeit keine Weltmeisterschaften gab und er wegen einer Verletzung bei den Olympischen Spielen 1976 nicht antreten konnte.

Wolfermann wurde 1972 und 1973 zum Sportler des Jahres gewählt und blieb auch nach seiner aktiven Karriere dem Sport treu. Mit seiner eigenen Vermarktungsagentur unterstützte er zahlreiche Projekte und engagierte sich für karitative Zwecke, insbesondere beim FC Olympia.

Schatten über München

Der goldene Sonntag im Olympiastadion von München wurde zwei Tage später von einem tragischen Ereignis überschattet: Dem tödlichen Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft. Unter den elf Opfern war auch Gewichtheber Josef Romano, mit dem Wolfermann kurz vor den Spielen trainiert hatte. „Ich war geschockt. Man hatte nicht nur Bedenken, sondern Angst“, erinnerte sich Wolfermann Jahre später. Deutsche Athleten erhielten damals Bodyguards, doch das Gefühl von Sicherheit war verschwunden.

Ein Abschied, der schmerzt

Klaus Wolfermann wird nicht nur als Olympiasieger, sondern auch als Mensch in Erinnerung bleiben. Für seine freundliche, bodenständige Art wurde er von Fans und Kollegen gleichermaßen geschätzt. „Er war ein Vorbild für Generationen von Athleten“, heißt es in einem Nachruf.

Wolfermann hinterlässt seine Ehefrau und eine Tochter. Mit seinem Tod endet ein Kapitel deutscher Sportgeschichte – doch seine Leistungen und sein Geist werden unvergessen bleiben. ■