Die Vogelgrippe erreicht eine neue Dimension: Nicht nur Wildvögel und Geflügel sind betroffen, auch Säugetiere und auch ein Kind in den USA infizierten sich mit dem gefährlichen H5N1-Virus. Wissenschaftler und Behörden sind alarmiert, denn die derzeit grassierende Vogelgrippewelle ist die größte je dokumentierte ihrer Art – und breitet sich schneller aus als je zuvor. In Louisiana wurde jetzt erstmals ein Mensch mit einem schweren Fall von Vogelgrippe ins Krankenhaus eingeliefert.
Katzen und Zootiere sterben an H5N1
In den letzten Wochen wurden in den USA mehrere ungewöhnliche Todesfälle bei Tieren bekannt. Zwei Hauskatzen in Los Angeles County verstarben, nachdem sie zurückgerufene Rohmilch getrunken hatten, die mit dem Virus belastet gewesen sein soll. Die Katzen zeigten Symptome wie Fieber, Appetitlosigkeit und neurologische Störungen. Tests bestätigten schließlich eine Infektion mit Influenza A – ein sehr seltener Befund bei Katzen. Experten warnen davor, dass Katzen die Grippeviren potenziell auch auf Menschen übertragen könnten.
Doch nicht nur Haustiere sind betroffen: Im Wildlife World Zoo in Arizona starben innerhalb weniger Tage mehrere Tiere an den Folgen einer H5N1-Infektion. Darunter ein Gepard, ein Berglöwe, ein Kookaburra und eine Indische Gans. Auch ein weißer Tiger wurde positiv getestet, scheint sich laut einem Sprecher des Zoos aber von der Infektion zu erholen. „Die Situation wird nicht besser, sondern schlimmer“, kommentierte Sam Scarpino, Experte für Biowissenschaften an der Northeastern University.

Erstmals Kind infiziert – Behörden alarmiert
Einen weiteren Wendepunkt markierte die erste bestätigte Infektion eines Kindes in den USA. Der Fall wurde in Kalifornien gemeldet, wo sich das betroffene Kind offenbar im familiären Umfeld angesteckt hat. Laut der Gesundheitsbehörde CDC verlief die Erkrankung zum Glück mild, und alle Kontaktpersonen blieben negativ. Dennoch zeigt dieser Fall, dass das Virus auch auf Menschen überspringen kann, selbst wenn solche Übertragungen bisher als selten galten.
Die CDC betont, dass Mensch-zu-Mensch-Übertragungen bislang nicht offiziell nachgewiesen wurden und schätzt das Risiko für die Allgemeinbevölkerung weiterhin als gering ein. Dennoch beobachten Forscher die Mutation des Virus mit Sorge: „Jede Infektion ist ein Risiko für weitere Anpassungen des Erregers“, so ein Experte.

Gefahr durch Rohmilch – dringende Warnung
Ein besonders alarmierender Aspekt der aktuellen Vogelgrippewelle ist die Kontamination von Milchprodukten. Nachdem das Virus in Milchviehbetrieben festgestellt wurde, warnt das US-Landwirtschaftsministerium eindringlich vor dem Konsum von Rohmilch. „Ohne Pasteurisierung bleibt das Virus in der Milch lebensfähig und könnte Menschen infizieren“, erklärt Scarpino. Der Verzehr von pasteurisierten Produkten sei derzeit eine der wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren.

Erster Mensch mit schweren Symptomen in Klinik eingeliefert
Im südlichen US-Bundesstaat Louisiana wurde diese Woche erstmals ein Mensch mit einem schweren Fall von Vogelgrippe ins Krankenhaus eingeliefert. Wie die Gesundheitsbehörde CDC mitteilte, handelt es sich um den ersten schweren Fall der Viruserkrankung in den USA. Der Patient habe Kontakt mit kranken und toten Vögeln gehabt.
Eine Genanalyse habe ergeben, dass er mit dem H5N1-Virus infiziert wurde, hieß es weiter. Die gleiche Virus-Variante habe im nordwestlichen Bundesstaat Washington sowie im benachbarten Kanada zu Infektionen bei Menschen geführt. Sie sei aber von jener zu unterscheiden, die in mehreren Zuchten von Milchkühen und Vögeln entdeckt worden seien.
Nach Angaben der Behörde wurden in den USA seit April nunmehr 61 Infektionen mit dem Vogelgrippevirus beim Menschen festgestellt. Alle anderen Patienten hätten allerdings nur milde Symptome gezeigt.
Globales Problem mit ungewissem Ausmaß
Die aktuelle H5N1-Welle betrifft nicht nur die USA, sondern nahezu alle Kontinente. Wildvögel tragen das Virus über weite Strecken und infizieren dabei immer häufiger auch Säugetiere. In den USA traten vermehrt Ausbrüche in Geflügel- und Milchviehbetrieben auf, doch die genauen Infektionszahlen bleiben wegen fehlender Daten unklar.
Die Vogelgrippe ist längst nicht mehr nur eine Gefahr für Wildvögel. Katzen, Zootiere und jetzt auch Menschen – die Ausbreitung des Virus zeigt, wie unberechenbar H5N1 inzwischen geworden ist. Behörden und Experten mahnen zur Vorsicht: Der Schlüssel zur Eindämmung der Krankheit liegt nicht nur in der Überwachung der Tiere, sondern auch in einer konsequenten Vermeidung von Risiken wie dem Konsum von Rohmilch oder rohem Fleisch. ■