13 Fragen und Antworten

Krieg zwischen DAZN und DFL: Wo wird in Zukunft die Fußball-Bundesliga gezeigt?

Die Deutsche Fußball-Liga hat die Vergabe der TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga gestoppt. Die Streaming-Plattform DAZN erhebt schwere Vorwürfe, das Bundeskartellamt ist eingeschaltet.

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Christopher Trimmel vom 1. FC Union Berlin im Zweikampf mit Alejandro Grimaldo von Bayer 04 Leverkusen. Wo wird die Bundesliga ab 2025 gezeigt? Die DFL hat die Vergabe der TV-Rechte gestoppt.
Christopher Trimmel vom 1. FC Union Berlin im Zweikampf mit Alejandro Grimaldo von Bayer 04 Leverkusen. Wo wird die Bundesliga ab 2025 gezeigt? Die DFL hat die Vergabe der TV-Rechte gestoppt.Luciano Lima/imago

Chaos beim DFL, die Deutsche Fußball Liga hat den Verkauf der TV-Rechte gestoppt. Grund: eine Beschwerde des Pay-TV-Senders DAZN. Die Streaming-Plattform hat einen Brief an die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel sowie die Vereine der Bundesliga verschickt und schwere Vorwürfe erhoben. Die Geschäftsleitung wiederum informierte die Vereine über die Unterbrechung. Ein Sprecher sagte am Abend: „Die DFL weist die Vorwürfe in aller Deutlichkeit zurück.“ KURIER erklärt, was passiert ist und was die Konsequenzen des Stopps der Vergabe der TV-Rechte sind.

Was ist passiert?

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat die Auktion der deutschsprachigen Medienrechte am Profifußball ausgesetzt. Das gab es noch nie. Grund für das Novum ist eine Beschwerde des Bieters DAZN. Der Streaminganbieter beklagt eine Ungleichbehandlung.

Was genau ist der Vorwurf?

DAZN fühlt sich diskriminiert, weil sein Angebot für das Rechtepaket B abgelehnt wurde, obwohl es „das finanziell attraktivste und überzeugendste“ gewesen sei. Der Hintergrund ist, dass die DFL die von DAZN abgegebenen Finanzgarantien nicht akzeptiert hat. Wie hoch das Gebot war, ist nicht bekannt.

Was sagt die DFL?

Der Ligaverband ist empört. „Die erhobenen Unterstellungen und Vorwürfe sind unzutreffend, haltlos und wir weisen sie in aller Deutlichkeit zurück“, teilte die DFL mit. Das DAZN-Schreiben enthalte zudem „eine Vielzahl von unrichtigen Darstellungen und Verkürzungen von Sachverhalten.“ Die DFL führe das Verfahren „selbstverständlich in transparenter und diskriminierungsfreier Weise“ durch. Das Bundeskartellamt ist eingeschaltet.

Was ist eigentlich das Rechtepakt B?

Das Rechtepaket B ist das größte der Ausschreibung, es enthält die Samstagsspiele der Bundesliga um 15.30 Uhr sowie die Einzelspiele am Freitagabend und die Relegation. Angeblich wurde es bereits an einen anderen Bewerber vergeben. Als größter Interessent galt im Vorfeld der Auktion Sky.

Marc Lenz (l.) und Steffen Merkel sind die DFL-Geschäftsführer.
Marc Lenz (l.) und Steffen Merkel sind die DFL-Geschäftsführer.Jürgen Kessler/dpa

Wie läuft die Auktion denn ab?

Die DFL versteigert einzelne Rechtepakete an den Partien der Bundesliga und der 2. Liga. Wenn dabei ein Interessent die DFL-Mindestforderung erfüllt und gleichzeitig 20 Prozent über dem zweitbesten Angebot liegt, erhält er den sofortigen Zuschlag.

Wie geht es weiter?

Das erscheint völlig offen. Das eingeschaltete Bundeskartellamt will den Streitfall prüfen und plant für Donnerstag eine Stellungnahme. Allerdings ist nicht klar, ob und in welcher Form das Amt zuständig ist. Die Behörde hat nicht die Autorität oder den Status eines Gerichts, um den Prozess nach einer Entscheidung wieder freizugeben. Das Kartellamt kann höchstens die Funktion eines Mediators übernehmen.

Was droht?

Juristische Auseinandersetzungen sind nicht ausgeschlossen. Schließlich hat DAZN die Beschwerde bereits über eine Anwaltskanzlei eingereicht. Auch hinter der weiteren Kooperation zwischen DFL und DAZN stehen große Fragezeichen - bis zum Ende der kommenden Spielzeit hält der Streaminganbieter die Rechte an den Freitags- und Sonntagsspielen.

Gibt es Hintergründe zu dem Fall?

Hier muss spekuliert werden. Es erscheint aber nicht weit hergeholt, dass die DFL als „gebranntes Kind“ auf Nummer sicher gehen will. In der Vergangenheit gab es schließlich schon mehrmals das Szenario (Kirch-Pleite, Arena-Aus, Eurosport-Ausstieg), dass sich die DFL nicht auf einen Käufer verlassen konnte und in die Krise schlitterte. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass der Ligaverband nicht den geringsten Zweifel an einer Finanzgarantie tolerieren möchte.

Wie sah der ursprüngliche Ablauf aus?

Die Auktion läuft seit Montag und sollte eigentlich in etwa zwei Wochen abgeschlossen sein. Es geht dabei um die wichtigste Einnahmequalle der Vereine. Derzeit erhält der Profifußball 1,1 Milliarden Euro pro Saison. Vergeben werden die Rechte für die vier Spielzeiten von 2025/26 bis 2028/29. 

Wer sind die Interessenten?

Die üblichen Verdächtigen Sky und DAZN werden als erste Anwärter gehandelt. Wie immer hofft die DFL aber auf Konkurrenz, um den Erlös zu steigern. Dabei wird unter anderem RTL mit seinem Pay-TV-Kanal RTL+ genannt. Auch Amazon, die Telekom, Apple und Disney werden wieder einmal ins Spiel gebracht.

Wie sieht es für die Sportschau aus?

Die Zukunft der Zusammenfassungen am Samstagabend in der ARD bleibt offen. Die DFL schreibt zwei Rechtepakete für die Free-TV-Erstverwertung aus: von 18.00 bis 20.15 oder von 19.15 bis 20.15 Uhr. Alle Free-TV-Sender können dafür Angebote abgeben. Mindestens neun Spiele werden live im Free-TV übertragen.

Was ist mit dem Spielplan?

Fans und Klubs müssen sich nicht an neue Anstoßzeiten gewöhnen. Lediglich werden pro Saison 15 statt bisher zehn Spiele sonntags um 19.30 Uhr für Teilnehmer am Europapokal ausgetragen. Damit reagiert die DFL auf den neuen Modus der europäischen Wettbewerbe wie Champions League oder Europa League.

Was ist die wichtigste Änderung bei der Vergabe?

Der Wegfall der „No-Single-Buyer-Rule“. Der Verkauf der Rechte an Live-Spielen ist künftig wieder an nur einen Anbieter möglich - also könnte ein Abo für die Fans ausreichen. Möglich ist aber auch der umgekehrte Fall. Da es vier verschiedene Pakete für das Pay-TV zu ersteigern gibt, könnten am Ende auch mehrere Abos nötig sein. ■