Nur der 1. FC Köln hat mit 23 Toren noch seltener ins Tor getroffen als der 1. FC Union. Nur 25 Treffer in 29 Spielen. Zieht man die ersten beiden Spieltage (jeweils vier Tore) ab, sieht die Bilanz noch katastrophaler aus. Und jetzt kommt am Sonnabend der FC Bayern München. Der hat zwar gerade die deutsche Meisterschaft verloren, steht aber seit Mittwochabend im Halbfinale der Champions League. Im Abstiegskampf müssen Punkte her, möglichst ein Sieg. Doch wer hat bei Union das Potenzial, das Tor zu treffen?
Kein Tor gegen Frankfurt. Kein Tor gegen Leverkusen. Kein Tor gegen Augsburg. Kaum Torchancen, nur wenig Schüsse Richtung Tor. Nicht nur die Fans verzweifeln, sondern auch Trainer Nenad Bjelica. „Ohne aufs Tor zu schießen, werden wir kein Tor schießen!“, heißt seine klare Ansage.
Nenad Bjelica: „Ohne den Strafraum zu attackieren, werden wir schwer Tore schießen.“
Vor dem Strafraum fehlte in den vergangenen Spielen die letzte Konsequenz, die Gedankenschnelligkeit. Daran hat Bjelica mit der Mannschaft im Training gearbeitet. „Wir haben klar angesprochen, dass auch mal der Abschluss gewagt wird, ohne noch zwei-, dreimal am Strafraum zu passen“, sagte der Trainer in der Pressekonferenz vor dem Spiel. „Ohne den Strafraum zu attackieren, werden wir schwer Tore schießen.“

Und wer soll die Tore schießen? Muss als letzte Rettung Kopfballungeheuer Danilho Doekhi in die Spitze, wird er gefragt. Klingt abwegig, aber nicht für Nenad Bjelica. „Letzte fünf Minuten, he?“, sagt er grinsend, so, dass es erst wie ein Witz klingt. Aber dann: „Ich habe die Idee gehabt in Augsburg“, erklärt der Trainer. „Aber dann ist das 2:0 gefallen. Da hat das dann keinen Sinn mehr gemacht, ihn nach vorne zu ziehen.“
Der Union-Trainer glaubt, dass Bayern München Spieler für die Champions League schonen wird
Er glaubt aber, die Trumpfkarte Doekhi als Stürmer im Spiel gegen die Bayern nicht ziehen zu müssen. „Ich hoffe, dass wir in den letzten fünf Minuten unser Tor verteidigen müssen“, sagt Nenad Bjelica. „Das bedeutet, dass wir in Führung sind.“ Der Kroate glaubt, dass Bayern-Trainer Thomas Tuchel einige Leistungsträger schonen wird. Für die Champions League. „Wenn ich Trainer vom Bayern München wäre, würde ich sicherlich ans Halbfinale gegen Real Madrid denken. Das hat Priorität. Wir wollen das alles ausnutzen.“
Bisher aber konnte der 1. FC Union noch nie gegen Bayern München gewinnen. Bei neun Versuchen gab es drei Unentschieden und sechs Niederlagen. Der 52-Jährige gibt sich vor dem Heimspiel gegen die Münchner am Sonnabend (18.30 Uhr) selbstbewusst: „Es gibt immer ein erstes Mal!“ Bjelica sagt, dass er Vertrauen in seine Stürmer habe – „und in unsere Mittelfeldspieler, die auch torgefährlicher sein könnten“.
Erstmals seit Wochen steht dem Trainer der gesamte Kader zur Verfügung. Wieder im Mannschaftstraining sind auch die bisher verletzten Stürmer Yorbe Vertessen (seit Mittwoch) sowie die Abwehrspieler Josip Juranovic und Jerome Roussillon (beide seit Donnerstag). „Es ist schwer zu glauben, dass sie von Anfang an zum Einsatz kommen. Aber sicherlich können sie die ein oder andere Minute bekommen“, kündigt Bjelica an. Und zur Verfügung stehen auch die zuletzt gesperrten Robin Gosens und Lucas Tousart. Beide stehen zu „98 Prozent“ in der Startelf, wie Bjelica sagt. „Momentan ist auf Lucas nicht zu verzichten.“ ■