Mitgliederversammlung am Sonntag

Hertha BSC: Das sind die zehn heißesten Fragen der Fans

Nach der verkorksten Saison und angespannter Finanzlage müssen sich die Hertha-Bosse auf Kritik bei der Mitgliederversammlung einstellen.

Author - Wolfgang Heise
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Sonntag versammeln sich wieder rund 3000 Hertha-Mitglieder in Messehalle 22B untern Funkturm.
Sonntag versammeln sich wieder rund 3000 Hertha-Mitglieder in Messehalle 22B untern Funkturm.Engler/nordphoto/Imago Images

Anpfiff zum blau-weißen Saisonabpfiff! Sonntag um 11 Uhr steigt die Mitgliederversammlung in den Messehallen. Diesmal gibt es keine Wahlen, dafür aber jede Menge Redebedarf unter den Herthanern. Zuletzt ging es sportlich bei Hertha BSC wieder aufwärts, trotzdem war es eine verkorkste Saison, die auf Platz 11 endete. Von Lizenz über Finanznöte und Fehlentscheidungen. Der KURIER beantwortet die zehn heißesten Fragen.

Wer wird neuer Geschäftsführer?

Konsequenzen gab es schon in den vergangenen Wochen. Der zweite Sportdirektor Zecke Neuendorf musste gehen. Er hatte sich besonders für Trainer Cristian Fiel im Sommer stark gemacht. Es war ein Trainer-Fehlgriff. Dazu schied auch Geschäftsführer Tom Herrich nach 26 Jahren bei Hertha BSC aus. Herrich war in Sachen Finanzen kompetent. Jetzt soll die Führungsstruktur im Klub nochmal geändert werden. Ein Geschäftsführer mit sportlicher Kompetenz soll her. Schon etliche Kandidaten wie Jonas Boldt (früher HSV) oder Samir Arabi (46, früher Arminia Bielefeld) gab es. Wird der EX-Bielefeld-Manager vielleicht Sonntag schon vorgestellt?

Wie läuft das mit der 40-Mio-Anleihe?

Der Verein muss eine Antwort finden, wie man die 40-Millionen-Euro-Anleihe der Nordicbond-Inhaber im November zurückzahlt. Eine weitere Verlängerung auf nochmal zwei Jahre wird es höchstwahrscheinlich nicht geben. Die Millionen müssen her. Im Hintergrund arbeitet der Klub an einer Lösung mit Krediten von Banken und Versicherungen.

Ist die Lizenz sicher?

Diese 40-Millionen-Rückzahlung ist entscheidend für die Lizenz, bis zum 4. Juni hat Hertha Zeit, die von der DFL geforderten Unterlagen nachzureichen. Der ausgeschiedene Geschäftsführer versichert: „Wir sind dran der Refinanzierung, das ist alles auf einem guten Weg. Da bin total zuversichtlich.“

Wie hoch sind momentan die Schulden?

Nach den Größenwahn-Jahren wird der drastische Sparkurs fortgesetzt. Von 102 Millionen Euro wurde in den vergangenen zwei Jahren schon auf 54 Millionen Euro reduziert. Nähert sich der Klub bald der Schwarzen Null? Der Verkauf von Supertalent Ibo Maza an Bayer Leverkusen für 12 Millionen Euro half enorm. Doch ob es ausreicht, werden die nächsten Monate zeigen.

Kann Hertha die 777-Anteile zurückkaufen?

Die Wirren um den trudelnden Investor 777 Partners, der 78,8 Prozent der Anteile der Hertha KgaA hält, sind selbst für die Hertha-Bosse nicht ganz durchsichtig. 777 wurde jetzt von A-Cap, einen Versicherungskonzern übernommen. Doch selbst dieses Unternehmen steht im Fokus der Finanzbehörden in den USA. Es könnte sogar passieren, dass der US-Staat selbst die Regie beim Verkauf übernimmt. Der Preis der Hertha-Anteile ist drastisch gefallen. Kann der Klub vielleicht sogar selbst den Rückkauf finanzieren?

Was machen die Stadionpläne?

Hertha BSC will seit über acht Jahren ein neues eigenes Stadion. Nach viel Hin-und-Her mit dem Senat könnte es mit der Arena auf dem Olympiagelände klappen. Doch das vom Senat vorgeschlagene Zuschauervolumen von 42.000 Plätzen, könnte der nächste Knackprunkt sein. Hertha hat seit Jahren einen Zuschauerschnitt von über 50.000, Tendenz steigend.

Welche Spieler kommen noch?

Sportdirektor Benjamin Weber pokert an allen Ecken und Enden. Es gibt bisher drei Neuzugänge mit Stürmer Sebastian Grönning (28,  Drittligist FC Ingolstadt, Verteidiger Niklas Kolbe (28, SSV Ulm) und Mittelfeldspieler Leon Jensen (28, KSC). Im Gespräch sind Mittelfeldspieler Paul Seguin (30, Schalke 04), Mittelstürmer Fatih Kaya (25, Wehen Wiesbaden), der rechte Verteidiger Jonas Sterner (23, Holstein Kiel) und Innenverteidiger Tommy St. Jago (25, Willem II Tilburg).

Muss Weber um seinen Job bangen?

Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber schaut kritisch auf die abgelaufene Saison zurück.
Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber schaut kritisch auf die abgelaufene Saison zurück.mix1/Imago Images

Neuendorf ist weg, aber auch Benjamin Weber muss sich kritische Frage gefallen lassen. Es gab viele Transfers, die in den vergangenen zwei Jahren nicht aufgingen. Es bleibt spannend, denn mit dem neuen Sportgeschäftsführer, könnte in der nächsten Saison auch Weber auf dem Prüfstand stehen.

Was tun gegen die Heimschwäche?

Fantastische Unterstützung der Fans, aber die schlechteste Bilanz auf dem Olympiastadion-Rasen in der Zweiten Liga. Nur vier Heimsiege in der Saison 2024/25. Da muss es eine Aussprache geben, warum die tollen Fans so oft enttäuscht werden. Ist der Druck auf die Profis bei der Kulisse zu groß?

Ist die Mitgliederzahl wieder gestiegen?

Seit drei Jahren steigt die Mitgliederzahl enorm. 17.000 Herthaner kamen hinzu. Im November 2024 hatte der Klub 58.147 Mitglieder. Ist jetzt die 60.000-Marke geknackt? Lokalrivale 1. FC Union hat seit März schon über 70.000 Mitglieder.