Der FC Bayern München wollte sich in diesem Transfersommer neu aufstellen – seriöser, gezielter, nachhaltiger. Stattdessen wirkt der Rekordmeister auf dem Markt wie ein kopfloser Getriebener. Denn wo früher Pokale standen und klug gepokert wurde, blinken heute nur millionenschwere Gehaltszettel. Und einer redet sowieso immer dazwischen: Uli Hoeneß.
FC Bayern kassiert Absagen-Flut auf dem Transfermarkt
Der FC Bayern – einst Maßstab, mittlerweile Maßlosigkeit. Was an der Säbener Straße gerade passiert, ist keine Übergangsphase – das ist eine Identitätskrise. Ein Klub, der sich jahrzehntelang über Klasse und Kaltblütigkeit definierte, schlingert jetzt orientierungslos durch die Sommerpause.
Statt sportlicher Dominanz liefert der Rekordmeister Transferposse um Transferposse. Dabei predigten Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund einen neuen Bayern-Weg, der sich vom wildgewordenen Geldverbrennen der Vorgänger Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic absetzen sollte.
Luis Diaz verdient beim FC Bayern viel mehr als in Liverpool
Wie sehr der Plan bisher nicht aufgeht, zeigt diese Transferperiode: Nach einer Absagen-Flut von Spielern wie Florian Wirtz (Leverkusen), Bradley Barcola (PSG), Rafael Leao (AC Milan) und wohl auch von Christopher Nkunku (Chelsea) und Xavi Simons (RB Leipzig), kommt nun Luis Diaz vom FC Liverpool. Der 28 Jahre alte Kolumbianer ist definitiv eine Sofortverstärkung in der Offensive, kostet die Bayern aber bis zu 75 Millionen Euro Ablöse – und soll in den nächsten vier Jahren 14 Millionen Euro jährlich verdienen. Kehrtwende klingt anders.

Zum Vergleich: Beim amtierenden englischen Meister hat Diaz rund drei Millionen Euro verdient. In München wird er trotz Gehaltssprung nicht einmal Spitzenverdiener. 95-Millionen-Mann Harry Kane kassiert mehr als 20 Millionen im Jahr, Jamal Musiala sogar 24 Millionen – pro Saison. Die angekündigte Souveränität in Sachen Gehaltskosten rund um die Säbener Straße? Nicht zu sehen.
Uli Hoeneß funkt FC Bayern immer öfter dazwischen

So arbeitet kein Spitzenklub – so arbeitet ein Getriebener. Der FC Bayern macht derzeit auf dem Transfermarkt alles, nur nichts von dem, was er sich vorgenommen hat. Kein Plan, kein Feingefühl, keine Kontrolle über die Erzählung. Stattdessen sickert jedes Detail durch – immer wieder.
Und mittendrin: Uli Hoeneß. Der Ehrenpräsident kann nicht loslassen, brüllt regelmäßig aus dem Tegernseer Off. Hoeneß redet über Trainer, Spieler, Gehälter, Transfers, Berater, Machtfragen – und tritt dabei seinen eigenen Funktionären, insbesondere beim Versuch Wirtz, Deutschlands derzeit besten Fußballer, zu verpflichten, auf die Füße. Eberl, der zwischen Plan und Panik vermittelt, wurde so von Anfang an von Hoeneß enteiert. So tritt der Klub, den Hoeneß einst groß gemacht hat, auf der Stelle: im Dreiklang aus Nostalgie, Machtkampf und Größenwahn.
Großer FC Bayern macht sich mit Geld und Lärm klein
Die bittere Realität: Der FC Bayern hat kein sportliches Konzept. Nur ein riesiges Gehaltsbudget. Topstars kommen nur, wenn sie viel mehr Geld als bei anderen Klubs kassieren. Mega-Talente wie Adam Aznou (19) werden vergrault. Und am Ende zahlt der Klub aus einem längst geplünderten Festgeldkonto für Spieler wie Harry Kane oder Diaz, die am Ende ihrer Vertragslaufzeit kaum einen Wiederverkaufswert mehr haben.
Was bleibt, ist der Eindruck eines großen Klubs, der sich selbst immer kleiner macht. Mit viel Geld. Und noch mehr Lärm.