Superliga mit FIFA-Siegel

Klub-WM der Schande: FC Bayern und Co. baden in Millionen!

38,8 Millionen Euro in zehn Tagen. Und das ist erst der Anfang. Das Turnier in den USA ist die Superliga durch die Hintertür – mit FIFA-Siegel.

Author - Sebastian Schmitt
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Der Rubel rollt bei der Klub-WM in den USA: Der FC Bayern verdient in den ersten zehn Tagen 38,8 Millionen Euro. Dabei geht es (finanziell) jetzt erst richtig los.
Der Rubel rollt bei der Klub-WM in den USA: Der FC Bayern verdient in den ersten zehn Tagen 38,8 Millionen Euro. Dabei geht es (finanziell) jetzt erst richtig los.MIS/imago

Es ist ein Fußballturnier – aber fühlt sich an wie ein Wirtschaftskongress. 32 Klubs jagen in den USA einem Titel nach, den außerhalb der FIFA und der TV-Rechtehändler kaum einer ernst nimmt. Die neue Klub-WM ist vor allem eins: eine riesige Gelddruckmaschine für die Reichen. Und der neueste Beweis dafür, wie weit sich der Spitzenfußball von seinen Wurzeln entfernt hat.

Klub-WM: Superliga mit FIFA-Siegel

FIFA-Chef Gianni Infantino spricht von einer „neuen Ära im Klubfußball“. Klingt nach Vision. In Wahrheit ist es der nächste Schritt in Richtung Superliga durch die Hintertür – diesmal mit FIFA-Siegel.

Eine Milliarde Dollar Preisgeld hat die FIFA ausgelobt. Der FC Bayern, bislang mit zwei Siegen aus drei Spielen, hat sich schon jetzt 38,8 Millionen Euro gesichert. 28,9 Millionen gab es fürs bloße Mitmachen, weitere Millionen für die Gruppenspiele und den Achtelfinal-Einzug. Und das war erst der Anfang.

Klub-WM: Viele Millionen für wenige Klubs

Gewinnt der FC Bayern das Achtelfinale gegen Flamengo (Sonntag, 22 Uhr, Dazn) und zieht ins Viertelfinale ein, warten weitere 11,3 Millionen Euro. Halbfinale? 18,1 Millionen. Finale? 25,8 Millionen. Und sollte der Pokal tatsächlich nach München wandern, fließen nochmal 34,4 Millionen. Insgesamt: bis zu 106 Millionen Euro – für vier Wochen Fußball unter nordamerikanischer Sonne. Geht’s noch?!

FIFA-Präsident Gianni Infantino (55) krempelt den Weltfußballverband nach seinen Vorstellungen um.
FIFA-Präsident Gianni Infantino (55) krempelt den Weltfußballverband nach seinen Vorstellungen um.Agencia EFE/imago

Was für den FC Bayern ein Sommermärchen in Dollar ist, ist für andere ein Schlag ins Gesicht. Kleine und mittlere Klubs – national wie international – haben gegen solche Summen keine Chance mehr. Wie sollen Freiburg, der 1. FC Union, Mainz oder Heidenheim da mithalten? Selbst gestandene Traditionsvereine im Ausland gucken nur noch auf die Zahlen – und sprechen von einer Klub-WM der Schande. Die bittere Gewissheit für die meisten Klubs: Diese Bühne werden sie nie betreten. Die Kluft wird größer und größer. Und sie wird noch brutaler als zuletzt.

Verpennt der FC Bayern den Bundesliga-Start?

Fakt ist: Während die FIFA von Miami bis Kalifornien ihr Milliarden-Event feiert, werden andernorts Verträge mit Sponsoren gestückelt, Nachwuchsleistungszentren eingespart und Mitarbeiterstellen nicht nachbesetzt. Immerhin: Nicht-teilnehmende Klubs probieren jetzt ein Stück vom Klub-WM-Kuchen abzubekommen. So soll der VfB Stuttgart im Poker um Shootingstar Nick Woltemade vom FC Bayern offenbar eine Rekord-Ablöseforderung von 100 Millionen Euro aufrufen.

Ansonten schielen viele darauf, dass die Profis des FC Bayern und Co. nach vier Wochen Jetlag-Fußball, Promoterminen und Klimaanlagen-Trainingslagern geschlaucht nach Hause kommen – und zum Bundesliga-Start völlig überspielt sind. In den Trainerbüros der Liga hofft man insgeheim, dass der Rekordmeister die Saison mit müden Beinen und verquollenen Augen beginnt – und womöglich ausgerechnet zum Auftakt stolpert. Ein Start, der schiefgeht, eine Mini-Krise – mehr braucht es manchmal nicht, um aus einem Titelmarsch ein Wackelspiel zu machen.