Florian Schroeder

Dieser Wessi-Comedian beschimpft Ossis als Tiere und Schneeflocken

Ostdeutsche seien übersensible „Mondkälbchen, die nur Reiz und Reaktion kennen“, wütet der für Provokationen bekannte Kabarettist.

Author - Joane Studnik
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Der Kabarettist Florian Schroeder in der ARD-Talkshow hart aber fair
Der Kabarettist Florian Schroeder in der ARD-Talkshow hart aber fairMüller Stauffenberg/imago

Für seine Provokationen ist Florian Schroeder berühmt-berüchtigt – häufig wird der Kabarettist deshalb in Talkshows eingeladen, in der Erwartung, dass er zu Streitthemen eine witzige Einordnung oder zumindest ein paar frech-ironische Sprüche parat hat. Manche Aktionen Schröders waren gewagt und mutig: So hatte er sich mitten in der heißen Phase der Pandemie 2020 auf eine Bühne der ‚querdenken‘-Bewegung gestellt, wurde zunächst beklatscht und erntete dann Entgeisterung, als er den Behauptungen der Corona-Leugner widersprach: „Die Meinungsfreiheit ist nicht bedroht“, so Schroeder bei der querdenken-Veranstaltung in Stuttgart.

Dass die Meinungsfreiheit bedroht sei, meinen trotzdem 40 Prozent aller Bundesbürger, im Osten sogar noch mehr. Der diffuse Unmut über „die da oben“, Zugewanderte und mehr drückt sich vor allem in Ostdeutschland in Wahlerfolgen für die rechtsextreme AfD aus, während Parteien der Mitte bei den Wahlen in Thüringen und Sachsen heftige Verluste erlitten.

Florian Schroeder beschimpft Ostdeutsche als Schneeflöckchen und Mondkälbchen

Seinen Unmut über die Wahlergebnisse drückt der aus Lörrach in Baden-Württemberg stammende Schroeder in einer Wutrede aus, die im Spiegel (Link: Bezahlschranke) veröffentlicht wurde und in sozialen Medien kontrovers kommentiert wird. Florian Schroeder bezeichnet Ostdeutsche in seinem als Satire gekennzeichneten Beitrag als „Schneeflöckchen, die auf der Zunge der Wessis schmelzen“. Der Begriff Schneeflocke oder Snowflake wird in Online-Diskussionen oft spöttisch für weinerliche Sensibelchen verwendet, die sich auf ihren Status als vulnerable Minderheit berufen – dient zugleich aber auch als Rechtfertigung für teils justiziable Hassrede gegen tatsächlich gefährdete und in sozialen Medien angefeindete Menschen.

Schroeder legt gleich darauf nach und nennt Ostdeutsche „Mondkälbchen, die nur Reiz und Reaktion kennen“. Das entlegene Wort „Mondkalb“ mag der studierte Germanist Schroeder kennen, gelesen haben es vor allem aber auch Harry Potter-Fans: Mondkälber gelten als besonders scheue, magische Tiere aus Hogwarts Legacy. Eine andere Bedeutung stammt aus dem Mittelalter, als man mit dem Wort Kälber mit Fehlbildungen bezeichnete. Gemeint ist aber wohl die Bedeutung aus dem magischen Universum von Harry Potter, deren Autorin J.K.Rowling übrigens für wilde Hass-Tiraden gegen queere Minderheiten berüchtigt ist.

Florian Schroeder rät Ossis, ihre „(Re-)Migration nach Ungarn oder Russland in Angriff nehmen“

Inhaltlich drückt Schroeder in seiner Wutrede sein Unverständnis dafür aus, dass sich das „Putin-Klatschvieh“ den populistischen und russlandfreundlichen Parteien AfD und BSW Auftrieb verschafft. Deren ostdeutsche Wähler könnten ja schon einmal ihre „(Re-)Migration nach Ungarn oder Russland in Angriff nehmen“. Der Begriff „Remigration“ wird von der der AfD beschönigend für die Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund und politischen Gegnern verwendet. Mit solchen Schimpftiraden macht man sich gleichwohl als Comedian zwischen Erfurt und Zwickau wenig Freunde, selbst bei denen nicht, die den Erfolg extremistischer Parteien als Bedrohung wahrnehmen.

Worauf will Schroeder überhaupt hinaus? Der Comedian provoziert eben gerne und schießt dabei auch mal weit über das Ziel hinaus – so 2023 bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem noch weitaus provokanteren Satiriker Serdan Somuncu in Schroeders Wahl-Wohnort Berlin: Beide legten sich unter dem Gejohle aus dem Publikum mit einer unzufriedenen Zuschauerin an, die als angeblich arme Frau aus Berlin-Marzahn verhöhnt wird. Ein weiterer Zuschauer wurde bei dem Auftritt als „Pisser“ beleidigt. Anschließend meldete sich Schroeder damals reumütig in einer Instagram-Story: „Ich bin hier zu weit gegangen. Das war doof. Das war auch scheiße. Das war nach unten treten.“ ■