Sommerzeit ist für „Tatort"-Fans bitter. Ich glaube, diese künstliche Marktverknappung über den Juli und August haben sich die Programmverantwortlichen von einer bekannten Pralinen-Marke abgeschaut. Die produziert in der warmen Jahreszeit nicht, weil ihr Produkt dann vermeintlich zu schnell verdirbt. Beim ARD-„Tatort“ ist es anders, da gibt's im Sommer Dosenware. Doch an diesem Sonntag ist die Konservenzeit vorbei. Mit „Ich sehe Dich“ endet die Sommerpause. Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) ermittelt in Nürnberg in seinem ersten Fall ohne seine langjährige Partnerin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel).

Die Schauspielerin Dagmar Manzel verließ den „Tatort“ auf eigenen Wunsch. Sie sagte laut ARD zum Abschied: „Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören. Paula ist eine spannende und vielschichtige Figur, und ich bin sehr dankbar, dass ich sie gestalten durfte“. Deshalb ist Hauptkommissar Felix Voss nach dem Ausstieg von Manzel erstmals auf sich allein gestellt. Dabei wirkt er zeitweise überfordert, reagiert zu spät und befindet sich am Ende selbst in einer prekären Lage.

Für Fans des „Tatort“ hat der Sonntag endlich wieder einen Sinn
Für hartgesottene Fans hat ab heute der Sonntagabend wieder einen echten Sinn, trennt doch der „Tatort“ immer noch für Millionen Zuschauer den geliebten Sonntag unterhaltsam von der Realität des Montags. Allerdings vermögen das die einen Fälle besser als die anderen und das liegt auch an der Qualität der Ermittler. Wenn sie ihren Dienst dann nach mehr oder weniger Folgen quittieren (müssen) ist ihr Schicksal nicht gleich. An die einen erinnern sich die Fans Jahrzehnte, andere verschwinden in einer im Gedankenkeller liegenden Asservatenkammer. Erinnern Sie sich noch an diese Kommisare?

Peter Sodann und Bernd Michael Lade waren das erste „Tatort“-Gespann des Ostens
Peter Sodann als Hauptkommissar Bruno Ehrlicher und Bernd Michael Lade als sein Kollege Kommissar Kain waren das erste ostdeutsche „Tatort“-Gespann. Der unauffällige Ehrlicher, ein altgedienter, etwas brummeliger Polizist, und der ungestüme, wenig besonnene Kain: Sie ermittelten erst in Dresden, zuletzt in Leipzig. Und sie gingen dort häufig ins Waschcafe von Frederike (Annekathrin Bürger). In ihrem letzten Fall 2007 suchte Ehrlicher Ruhe als Rentner und Kain fand vielleicht die Liebe. 2024 starb Peter Sodann. Wer ihn verehrte, schaut Wiederholungen im MDR.

Tragisches Ende beim „Tatort“: Martina Bönisch starb den Fernseh-Tod
Was für ein tragisches Ende. Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) musste ihr Leben lassen, als zarte Bande zwischen ihr und Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) in Dortmund gerade erst entstanden waren. Sie starb in seinen Armen. Das war 2022 eine echte Überraschung. Es war eine Glanzleistung aller Beteiligten, dieses bedrückende Ende bis zur Ausstrahlung von „Liebe mich!“ geheimzuhalten. Der Tod Bönischs erschütterte die Fans, viele hielten ihn nur für eine filmische Finte. War aber nicht so. Doch man hätte gern weiter gesehen, ob Böhnisch den Faber hätte heilen und glücklich machen können. Nun bleibt es ungewiss. Und Faber pöbelt weiter.

Horst Schimanski durfte beim „Tatort“ als erster das Wort „Scheiße“ sagen
Über Horst Schimanski (Götz George) ist eigentlich alles gesagt. „Schimmi“ - Rauhbein, Frauenliebling, Freund. Er war der erste, der das Wort Scheiße sagen und dann immer und immer wieder im TV wiederholen durfte. Vom „Ruhrpott-Rambo“, der in Duisburg zuhause war, haben manche mehr über den Pott gelernt, als in der Schule. Und wenn es allzu arg wurde, richtete es Thanner (Eberhard Feik): korrekt, deutsch, dienstbeflissen. Immer im Anzug. Im Gegenzug trug Schimanski eine Feldjacke unbestimmer Schlammfarbe. Auch nach seinem Tod 2016 wird sie weiter Schimanski-Jacke genannt.

„Tatort“-Star Eva Mattes wäre eine wundervolle Miss Marple
Wenn Eva Mattes mal alt ist, würde sie eine wundervolle Miss Marple abgeben. Zugewandt und manchmal verschmitzt ermittelte sie als Kommisarin Klara Blum. Sie kannte viele Leute in Konstanz und interessierte sich für die Hintergründe der in ihre Fälle verwickelten Menschen. Außerdem liebte die Kommissarin Gartenarbeit und las gern Gedichte, perfekt für einen echt englischen Krimi. Mit ihr war es rund um den Bodensee selten laut, aber immer spannend. Ihr Abschied von der Ermittlertätigkeit war angenehm leise.

An Kommissar Haferkamp aus dem „Tatort“ erinnern sich nur noch die älteren Zuschauer
An diesen Gentlemen-Kommissar erinnern sich nur Boomer und noch ältere Menschen: Kommissar Haferkamp ermittelte von 1974 bis 1980 in Essen. Was er spielte, war alte Schule: elegant, umsichtig, seriös. Seinen Annahmen und Schlüssen folgte man gern. Und musste sich einfach daran erinnern, dass Hansjörg Felmy schon bei Edgar Wallace mal ein Inspektor war, der jedes Problem souverän löste und Beschützer mit starker Schulter war. Im „Tatort“ hatte er ein Verhältnis mit seiner Ex. Das passte. Hansjörg Felmy starb 2007. Unvergessen.
An welche Kommissare aus dem „Tatort“ erinnern Sie sich besonders gern? Schauen Sie die Krimireihe - oder mögen Sie die Filme eher nicht? Schicken Sie uns Ihre Meinung zum „Tatort“ an leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!