
Großer Erfolg für ein starkes Langspieldebüt: Das Drama „Schwesterherz“ von Regisseurin Sarah Miro Fischer ist beim First Steps Award in Berlin zum besten Spielfilm gekürt worden. Der First Steps Award ist der wichtigste Nachwuchsfilmpreis in Deutschland.
Auf der Bühne die schräge Gisa Flake, in der ersten Reihe im Saal First-Steps-Erfinder Nico Hofmann und auf dem roten Teppich „Free Gaza“-Proteste. Der Filmnachwuchs im Stage-Theater des Westens bekam wieder eine rasante Show geboten – mit schriller Musik, frechen Sprüchen, erstklassigen Showeinlagen und ein bisschen Weltpolitik.
Im Zentrum der Geschichte des Siegerfilms „Schwesterherz“ steht ein Mann, dem eine Vergewaltigung vorgeworfen wird – und seine Schwester, die als Zeugin gegen ihn aussagen soll. Es ist ein stilles, intensives Kammerspiel über Loyalität, Wahrheit und familiäre Liebe.
Die Jury war voll des Lobes: „Zwischen Nähe und Zwiespalt entblättert sich eine Geschichte, die leise, doch kraftvoll von Loyalität und Gerechtigkeit erzählt.“ Besonders beeindruckt habe die nuancierte Auseinandersetzung mit komplexen familiären Bindungen und einem moralischen Dilemma, das nicht alltäglich ist. „Schwesterherz“ hatte bei den 75. Internationalen Filmfestspielen Berlin 2025 in der Sektion Panorama Weltpremiere gefeiert.

Auch sonst war der Abend im Theater des Westens ein Schaufenster für spannende neue Talente. Die First Steps Awards, dotiert mit insgesamt 132.000 Euro, gelten als Sprungbrett in die Branche. „Viele schaffen es dann auch international“, sagte die Schauspielerin Dennenesch Zoudé zum KURIER. Zu den Trägern der Veranstaltung gehören die Deutsche Filmakademie, die ARD und mehrere große Produktionsfirmen, darunter Constantin Film und die Ufa.
Männerliebe im Schlachthof
Neben „Schwesterherz“ sorgte der Dokumentarfilm „My Boyfriend El Fascista“ von Matthias Lintner für Aufmerksamkeit. Schauspielerin Ladina von Frisching erhielt den Götz-George-Nachwuchspreis für ihre Rolle in „Ungeduld des Herzens“. Und der Michael-Ballhaus-Preis für herausragende Kameraarbeit ging an Nico Schrenk – für sein eindringliches Werk „Skin on Skin“. Einen Film über eine Männerliebe im Schlachthaus, der auf 16 Millimeter festgehalten wurde und mit einem intensiven Wechsel aus warmen und kalten Bildern arbeitet.

Schauspielerin Gisa Flake, die den Abend moderierte, sorgte trotz der vielen ernsten Momente für die nötige Heiterkeit. Sie amüsierte das Publikum mit ihrer wohltuenden Lockerheit und mit frechen Sprüchen, zum Beispiel diesen hier: „132.000 Euro werden heute den Besitzer wechseln. Ganz allein kann ich diesen Betrag nicht stemmen, ich arbeite fürs ZDF!“ Über die Siegertrophäe sagte sie: „Ein Glaspokal, von dem ihr nie wieder eure Fingerabdrücke wegbekommt.“
Im Saal waren auch Pierre Sanoussi-Bliss, Nina Eichinger, Mo Asumang, Alexandra Maria Lara mit ihrem Mann Sam Riley, Ulrich Matthes, Aylin Tezel, Hans-Werner Meyer, Anne Ratte-Polle, Louis Klamroth und Anne Leppin und Claudia Loewe, die beiden Gastgeberinnen (Deutsche Filmakademie), dazu Filmakademie-Präsident Florian Gallenberger.