Das gab es noch nie

Europäischer Filmpreis: Schauspielerin Sandra Hüller gewinnt gegen sich selbst!

Sandra Hüller war gleich zweimal nominiert, gewonnen hat sie beim 36. Europäischen Filmpreis schließlich für ihre Rolle in einem französischen Krimi-Drama.

Author - Karim Mahmoud
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Sandra Hüller präsentiert ihre Auszeichnung als beste Schauspielerin beim Europäischen Filmpreis in Berlin.
Sandra Hüller präsentiert ihre Auszeichnung als beste Schauspielerin beim Europäischen Filmpreis in Berlin.Christoph Soeder/dpa

Große Teppichshow in der Arena am Treptower Park in Berlin. Der Europäische Filmpreis machte wieder Station an der Spree, nachdem er im vorigen Jahr im isländischen Reykjavik verliehen worden war. Zu den strahlenden Gewinnern der begehrten Trophäe zählte dieses Mal eine alte Bekannte.

Wie schade, dass die große Dame des britischen Kinos, Vanessa Redgrave, nicht selbst nach Berlin kommen konnte. Sie musste aus gesundheitlichen Gründen absagen. Die weltberühmte Schauspielerin erhielt bei der 36. Ausgabe den Europäischen Filmpreis für ihr Lebenswerk. Redgrave kämpft seit Jahrzehnten als internationale UNICEF-Botschafterin für Kinder- und Menschenrechte. Eine noble Gewinnerin also.

Per Videoschalte ließ die 86-Jährige die 1000 Saal-Zuschauer in Berlin und ihre Laudatorin, die Präsidentin der Europäischen Filmakademie, Agnieszka Holland, wissen, dass sie sich sehr über den Preis freue. Im Beisein ihrer Tochter Joely Richardson lobte die Oscar-Preisträgerin das europäische und vor allem das osteuropäische Kino der Gegenwart und dankte mit gütigem Lächeln und hellwachen Augen.

Sandra Hüller bat beim Europäischen Filmpreis um eine Schweigeminute für Frieden

Beste Schauspielerin des Abends wurde erwartungsgemäß Sandra Hüller. Die 45-Jährige war gleich zweimal nominiert, trat also gegen sich selbst an (eine Premiere!) – und sie bekam den Preis schließlich für ihre Rolle im Filmdrama „Anatomie eines Falls“, der im Mai bei den Filmfestspielen in Cannes uraufgeführt worden war und dort mit der Goldenen Palme den Hauptpreis gewann. Die Schauspielerin schlug unter anderem ihre ebenfalls nominierte deutsche Kollegin Leonie Benesch („Das Lehrerzimmer“).

Und Schmatz! Regisseurin Molly Manning Walker (r.) präsentiert zusammen mit Mia Sasha McKenna-Bruce, Schauspielerin, ihre Auszeichnung in der Kategorie „European Discovery“ für den Film „How to Have Sex“ bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises in Berlin.
Und Schmatz! Regisseurin Molly Manning Walker (r.) präsentiert zusammen mit Mia Sasha McKenna-Bruce, Schauspielerin, ihre Auszeichnung in der Kategorie „European Discovery“ für den Film „How to Have Sex“ bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises in Berlin.Christoph Soeder/dpa

Hüller hielt ihre Dankesrede auf Englisch und sorgte für eine Überraschung, als sie die Anwesenden im Saal um eine Schweigeminute bat: „Ich möchte für ein paar Augenblicke mit euch zusammen ganz still sein und an Frieden denken.“

Der Justiz-Thriller „Anatomie eines Falls“ der französischen Regisseurin Justine Triet über eine Romanautorin (Hüller), die in die polizeilichen Ermittlungen zur ungeklärten Todesursache ihres Mannes und damit unter Mordverdacht gerät, gewann am Ende der dreieinhalbstündigen Verleihung dann auch in der Königskategorie und wurde bester europäischer Film des Jahres.

Mit dem Titel bester Schauspieler darf sich der dänische Megastar Mads Mikkelsen schmücken. Der 58-Jährige bekam die Auszeichnung für seine Rolle im Film „Bastarden“ von Nikolaj Arcel. Auch er war nicht in Berlin, dankte per Videoschalte.

Pointen auf Kosten Berlins beim Europäischen Filmpreis

Souverän, aber etwas überkandidelt mutete die Moderation von Britta Steffenhagen an. Die Berlinerin biederte sich beim internationalen Saalpublikum mit einigen äußerst billigen Pointen auf Kosten Berlins an. Unter anderem spottete die gebürtige Kreuzbergerin über den Service in der Stadt und behauptete, wer es in Berlin geschafft habe, der haue gleich nach Paris ab. Zur Ehrenrettung der deutschen Hauptstadt sei an dieser Stelle gesagt: Keiner im Saal fand das wirklich lustig.

Berlin: Megastar Stellan Skarsgard kommt mit seiner Frau Megan Everett zur Verleihung des Europäischen Filmpreises. 
Berlin: Megastar Stellan Skarsgard kommt mit seiner Frau Megan Everett zur Verleihung des Europäischen Filmpreises. Christoph Soeder/dpa

Hier die Gewinner des 36. Europäischen Filmpreises. Die Auszeichnungen wurden von der 4600 Mitglieder zählenden Europäischen Filmakademie (EFA) vergeben:

Bester Film: „Anatomie eines Falls“ von Justine Triet

Beste Regie: Justine Triet für „Anatomie eines Falls“

Beste Schauspielerin: Sandra Hüller in „Anatomie eines Falls“

Bester Schauspieler: Mads Mikkelsen in „Bastarden“

Bestes Drehbuch: Justine Triet/Arthur Harari («Anatomie eines Falls»)

Bester Schnitt: Laurent Sénéchal für „Anatomie eines Falls“

Bester Dokumentarfilm: „Smoke Sauna Sisterhood“ von Anna Hints

Bester Animationsfilm: „Robot Dreams“ von Pablo Berger

Bester Kurzfilm: „Hardly Working“ von Susanna Flock, Robin Klengel, Leonhard Müllner und Michael Stumpf

European Discovery (Prix Fipresci ): „How to have Sex“ von Molly Manning Walker