Willkommen im Spiegelpalast

Neue Show: Im Enten-Palazzo haben längst Vegetarier die Regie übernommen!

Show-Gastronom Hans-Peter Wodarz erzählt im KURIER-Interview, was es in der neuen Show zu sehen und zu essen gibt. Das dürfte nicht nur Fleischesser interessieren.

Author - Karim Mahmoud
Teilen
Hans-Peter Wodarz (r.) und Kolja Kleeberg laden wieder zur Palazzo-Show nach Berlin.
Hans-Peter Wodarz (r.) und Kolja Kleeberg laden wieder zur Palazzo-Show nach Berlin.Palazzo

Hans-Peter Wodarz, Berlins berühmtesten Show-Gastronomen, zu erreichen, ist im Moment gar nicht so einfach. Gerade bereitet der 75-Jährige gemeinsam mit Spitzenkoch Kolja Kleeberg (59) die neue Palazzo-Show „Ghosts & Ducks“ vor. Am 8. November hat das genussvolle Spektakel Weltpremiere in der Hertzallee 41 am Bahnhof Zoo in Berlin. Auch im 15. Jahr in der Hauptstadt, im Jubiläumsjahr, gibt es die gewohnte Mischung aus Menü und Manege. Mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: 2023 ist das Jahr der großen Krisen. Vor diesem Hintergrund gibt es im 15 Tonnen schweren Spiegelpalast mit seinen 140 Lüstern einige Änderungen. Nicht zuletzt in der Küche. Der KURIER sprach mit Hans-Peter Wodarz über die neue Show.

Herr Wodarz, wie groß ist der Stress in diesem Jahr?

So kurz vor der Weltpremiere, mit allem Drum und Dran, ist das natürlich schon heftig. Aber das kenne ich seit 40 Jahren, deswegen bin ich da nicht beunruhigt.

Der Palazzo-Spiegelpalast steht direkt neben dem Bahnhof Zoo in Berlin.
Der Palazzo-Spiegelpalast steht direkt neben dem Bahnhof Zoo in Berlin.Palazzo

Corona war ein Desaster fürs Geschäft. Im vorigen Jahr lief’s wieder prächtig. Es heißt, ihr musstet an manchen Tagen sogar Leute an der Kasse wegschicken.

Das war tatsächlich so. Wir waren jeden Tag zu 99,9 Prozent ausverkauft. Das war gigantisch, die beste Spielzeit aller Zeiten.

32.000 verkaufte Palazzo-Tickets

Wie viele Karten wurden verkauft?

Weit über 32.000 Tickets. Die beiden Corona-Jahre, wo wir nicht gespielt haben, das war natürlich hart. Und wenn ich jetzt an die Krisen der Gegenwart denke, wird mir wieder mulmig.

Inwiefern?

Vor dreieinhalb Jahren waren bei unserer Premiere der ukrainische Botschafter, der russische Botschafter und der israelische Botschafter zu Gast. Und mit allen dreien bin ich nach der Show in die Künstlergarderobe gegangen, weil wir natürlich aus jedem Land entsprechend Artisten hatten, da war alles noch in Ordnung. Das ist noch nicht so lange her.

Und heute?

Heute befinden sich diese drei Länder im Krieg. Ist das nicht ein Wahnsinn?

Die waghalsigen Artisten-Nummern finden bei Palazzo zwischen den Tischen statt.
Die waghalsigen Artisten-Nummern finden bei Palazzo zwischen den Tischen statt.Palazzo

Im Friedrichstadt-Palast arbeiten Juden, Araber, Russen und Ukrainer friedlich zusammen. Wie ist das bei euch? Ihr habt Künstler aus Israel, nicht aber aus Russland und der Ukraine. Nur im Kreativteam gibt es Ukrainer.

Wir sind 24 Nationen. Von unseren 75 Mitarbeitern kommen die Menschen also aus 24 Ländern. Künstler, Küche, Service – alles eingeschlossen, und alles ist wunderbar.

Alles?

Natürlich machen die sich auch Gedanken, die haben in den betroffenen Ländern ja auch ihre Verwandten sitzen. Aber es ist ja auch grausam, was zurzeit in der Welt vor sich geht. Deswegen ist es umso wichtiger, was wir machen: Kunst, Kultur und Kulinarik – wir müssen die Leute auf andere Gedanken bringen. Wir müssen den Leuten sagen: Vergesst mal für ein paar Stunden die grauenhafte Aktualität.

Freude, Musik, Tanz und Artistik – das ist Palazzo

Was genau habt ihr vor?

Bei uns im Spiegelzelt gibt es Humor, Lachen, Freude, Musik, Tanz, Artistik: Das ist unsere Aufgabe, so wie im Friedrichstadt-Palast auch oder im Wintergarten oder wo auch immer. Das ist so wichtig in dieser Zeit, wichtiger als je zuvor!

Ist denn damit zu rechnen, dass einer von den Botschaftern der kriegsbeteiligten Länder zur diesjährigen Palazzo-Premiere kommt?

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe weder den einen noch die anderen eingeladen. Weil ich wusste, sie sagen sowieso ab. Die können in diesen Zeiten gar nicht kommen!

Im Palazzo gibt es Trapez-Nummern von atemberaubender Schönheit.
Im Palazzo gibt es Trapez-Nummern von atemberaubender Schönheit.Palazzo

Alle andern Gäste aber kommen hoffentlich doch. Worauf dürfen die sich freuen?

Wir haben ja einen wunderbaren Shownamen: „Ghosts & Ducks“, übersetzt also „Geister und Enten“. Es wird garantiert ein geistreicher Abend. Und in den Stunden, in denen unsere Gäste da sind, erleben sie – ich sage mal – das Schattenreich im Rampenlicht. Es wird auch witzig, und wir haben ganz außergewöhnliche Spitzenartisten im Spiegelzelt. Die Auswahl in diesem Jahr ist grandios.

Klingt verheißungsvoll. Welcher Showteil berührt Sie besonders?

Schwierig, denn es sind ja alle so gut. Die Musik ist gigantisch gut, unsere Sängerin Katharina Münz ist sensationell. Die Äthiopier sind gut, sie heißen Kiriku Brothers, die sind einfach Weltklasse. Dina Sok kommt aus Kambodscha. Er macht eine Nummer am Drahtseil, ein Genie. Jarred Dewey, unsere Trapez-Nummer aus Australien, haut einen ebenfalls um.

Immer mehr Vegetarier im Palazzo-Spiegelpalast

Was erwartet die Gäste in kulinarischer Hinsicht?

Wir haben, wie immer, unsere Ente, natürlich auch wieder ein Vier-Gänge-Menü für Vegetarier, was immer öfter verlangt wird. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da gab es bei uns keinen einzigen Vegetarier oder Veganer. Heute sitzen bei uns jeden Abend 20 bis 30 Prozent. Das ist eine Entwicklung, da mussten wir uns erst mal drauf einstellen. Das heißt dann gleich, in der Küche stehen ein, zwei Köche mehr, die sich nur ums Vegetarische kümmern.

Sie selbst essen aber nach wie vor Ente?

Ich bin bis zu meinem Lebensende Entenfreund!

Was auffällt: Palazzo hat inflationsbedingt die Ticketpreise leicht angepasst.

Das merken wir bei der Nachfrage allerdings nicht. Es gibt bereits unglaublich viele Buchungen für Januar und Februar. Wir konnten gar keine Weihnachtsfeiern mehr annehmen, weil alles so voll ist.

Wie schafft ihr das?

Wir haben ja unglaublich viele Gäste, auch von außerhalb, die uns die Treue halten, die seit zehn oder sogar 20 Jahren zu uns kommen, das ist schon toll. Und mittlerweile kommen sogar schon die Kinder dieser treuen Fans in unsere Show, also die nächste Generation. Das ist wirklich einmalig. Wir haben Palazzo-Fans, Wodarz-Fans, Kleeberg-Fans. Die reisen uns sogar hinterher!

Aber die steigenden Energiekosten sind nicht zu unterschätzen.

Das ist schon ein Thema. Aber was mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet, ist die Frage: Wird die Mehrwertsteuer für Gastronomen wieder auf 19 Prozent erhöht, was ich nicht hoffe. Doch es sieht so aus, weil der Staat kein Geld hat. Der Staat wird auf diese 3,5 oder vier Milliarden Euro Steuereinnahmen mehr nicht verzichten wollen.

Als Hauptgang gibt es im Palazzo natürlich wieder die berühmte Ente.
Als Hauptgang gibt es im Palazzo natürlich wieder die berühmte Ente.Palazzo

Wie lange wollen Sie mit Kolja Kleeberg eigentlich noch den Palazzo machen?

Wir sind so ein tolles und eingespieltes Team. Wenn Kolja gesund ist und ich gesund bin und happy, dann werden wir das sicher noch einige Jahre machen.

Jeden Abend im Spiegelpalast – was sagt die Familie?

Meine Tochter Sofia-Elisabeth ist jetzt zwölf Jahre alt, auf dem Gymnasium, und sie tanzt erfolgreich im Kinderballett des Friedrichstadt-Palasts. Die ist dort fünfmal die Woche bei den Proben, sie versteht das schon, wenn Papa arbeiten muss.

Also noch mal auf den Punkt gebracht: Was ist das Palazzo-Erfolgsgeheimnis?

Etwas, was die Menschen schon seit Tausenden von Jahren wollen: Essen und Trinken, Tanz und Artistik. Spitzengastronomie in einer wunderschönen Atmosphäre – das machen wir, und das ist unser Erfolgsgeheimnis. Mehr nicht.

Interview: Karim Mahmoud

Karten für die Palazzo-Show gibt es ab 105,48 Euro im KURIER-Ticketshop. Das neue Vier-Gänge-Menü: Spanischer Kartoffelsalat mit zweierlei Mojo, gratiniertem Ziegenkäse, confierter Tomate, schwarzen Oliven und gebackenen Kapernäpfeln (Vorspeise), Crema de Maíz – würzig süße Maiscremesuppe mit gebratener Chorizo und Knuspermais (Zwischengang), Confierte Entenkeule mit Orange, Gemüseragout, kandierten Oliven und Kartoffelgratin (Hauptgang) und Saftiger Mandelkuchen mit Pralineneis und weißer Schokolade (Nachspeise). Für Vegetarier hat Kolja Kleeberg folgendes Menü kreiert: Spanischer Kartoffelsalat mit zweierlei Mojo, gratiniertem Ziegenkäse, confierter Tomate, schwarzen Oliven und gebackenen Kapernäpfeln (Vorspeise), Crema de Maíz – würzig süße Maiscremesuppe mit marinierten Tomaten und Knuspermais (Zwischenspeise), Gemüse-Paella mit Rauchmandeln (Hauptgang). Das Dessert ist identisch.