Palazzo-Gastgeber Hans-Peter Wodarz (l.) und Palazzo-Chef Kolja Kleeberg begrüßen freudig die Premierengäste in Berlin.
Palazzo-Gastgeber Hans-Peter Wodarz (l.) und Palazzo-Chef Kolja Kleeberg begrüßen freudig die Premierengäste in Berlin. imago/Gartner

Bühne frei für die neue Palazzo-Show in Berlin. Am 11. November öffnete der Spiegelpalast wieder mit einer großen Gala für die Prominenz der Hauptstadt. Endlich, werden viele sagen. Pandemiebedingt hatte das Restauranttheater von Hans-Peter Wodarz und Küchenchef Kolja Kleeberg länger pausiert. Jetzt darf wieder geschlemmt und gejammt, rotiert und jongliert werden.

„Eskapaden“ heißt die Show in der Hertzallee 41, und das passt nun wirklich in diese krisengeschüttelte Zeit – ein kleiner Seitenhieb auf das politische Berlin inklusive. Das Motto des Abends im Spiegelzelt am Bahnhof Zoo lautet trotzdem „Lebenslust“.

Zur Gala-Premiere erschienen unter anderem Entertainerin Dagmar Frederic und ihr Kollege Wolfgang Lippert, die Schauspieler Julia Biedermann, Claus Theo Gärtner, Reiner Schöne und Axel Pape, Zoo-Direktor Andreas Knieriem, Berlins Ex-Innensenator Frank Henkel (CDU), der Fraktionschef der Berliner FDP, Sebastian Czaja, Filmproduzentin Alice Brauner, Kabarettist Oliver Kalkofe, Bandleader Andrej Hermlin, Party-Ikone Britt Kanja, Sascha Vollmer von The BossHoss, Kulturunternehmer Holger Klotzbach von der Bar jeder Vernunft, Wintergarten-Chef Georg Strecker und die beiden Ex-Regierenden Bürgermeister Berlins, Walter Momper und Michael Müller (beide SPD).

Wolfgang Lippert mit Ehefrau Gesine Lippert bei der Gala-Premiere von Kolja Kleeberg & Hans-Peter Wodarz im Spiegelpalast.
Wolfgang Lippert mit Ehefrau Gesine Lippert bei der Gala-Premiere von Kolja Kleeberg & Hans-Peter Wodarz im Spiegelpalast. imago/Gartner

Der KURIER ließ sich vor der Premiere von Hans-Peter Wodarz einstimmen:

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Berliner KURIER: Herr Wodarz, Palazzo feiert diese Woche wieder Premiere in Berlin. Eine Erlösung?

Hans-Peter Wodarz: Eine Erlösung – und eine Offenbarung. Endlich, endlich öffnen sich wieder die Türen des Spiegelpalastes am Bahnhof Zoo! Die vergangenen mehr als zweieinhalb Jahre waren eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle – wir können, wir können nicht –, es ging hin und her, und man fühlte sich komplett hilflos.

Jetzt aber gibt es einen Neubeginn!

Ich bin unheimlich stolz darauf, dass Palazzo allen Widrigkeiten, die das Leben aktuell für uns bereithält, trotzt und es am 11. November wieder losgeht mit meisterhafter Kochkunst und großartigem Entertainment in der ganz besonderen Atmosphäre unseres Spiegelpalastes!

Gesang, Magie, Artistik und gutes Essen. Das ist die neue Palazzo-Show in Berlin.
Gesang, Magie, Artistik und gutes Essen. Das ist die neue Palazzo-Show in Berlin. Palazzo Berlin

Palazzo-Gastgeber Hans-Peter Wordarz lebte von den Ersparnissen seiner Frau

Wie übersteht man als Gastronom zwei harte Pandemiejahre?

Man darf nie die Hoffnung verlieren und den Glauben, dass auch wieder bessere Zeiten kommen. Das wirklich Schwierige war, dass nicht nur punktuell Veranstaltungen wegbrachen, sondern auf ganzer Linie Stillstand herrschte – und man selbst die Situation nicht positiv beeinflussen konnte. Diese Ohnmacht war schwer zu ertragen.

Wovon haben Sie gelebt?

Wir haben in dieser Zeit von unseren Ersparnissen und dem Gehalt meiner Frau als Pädagogin in einer Kita gelebt – und nach dem Motto: „Qualität kommt von Qual, aber bereitet grenzenlose Zufriedenheit“.

Trotzdem gibt es noch keine Entwarnung. Jetzt explodieren bei Ihnen die Heizkosten. Ab wann wird es ruinös?

Das lässt sich so pauschal nicht beantworten, und ich würde die Frage gern auch umformulieren in: Ab wann machen die gestiegenen Kosten – nicht nur im Energiebereich – ein gehobenes Entertainmentprodukt wie Palazzo wirtschaftlich unmöglich?

Was schlagen Sie vor?

Es gibt eine Grenze, oberhalb der sich aus Kostensteigerungen resultierende und wirtschaftlich notwendige Preiserhöhungen einfach nicht mehr am Markt durchsetzen lassen oder das Risiko im Verhältnis zu den Erlös-Chancen unverantwortlich wird. Wenn diese Grenze erreicht beziehungsweise überschritten ist, kann man nur verlieren.

Ist das bereits eingetreten?

Zum Glück sind wir noch nicht so weit – und der Vorverkauf für die kommende Spielzeit entwickelt sich bislang positiv.

Müssen die Preise rauf?

In der kommenden Spielzeit haben wir die Preise nur minimal angepasst – deutlich unter der aktuellen Inflationsrate. Und wir haben nach wie vor Tickets für 99 Euro inklusive Vier-Gang-Menü im Angebot.

Und davon kann man als Gastronom leben?

Nach mehr als zweieinhalb Jahren Pause wollten wir unbedingt wieder spielen – und es unseren Gästen finanziell so leicht wie möglich machen, Palazzo zu erleben. Allerdings kann ich nicht ausschließen, dass sich auch Palazzo in Zukunft stärker an der Inflationsrate und den gestiegenen Kosten orientieren muss.

Anmutig, gewagt, schön: die Luftkontorsions-Nummer von Lena Ries.
Anmutig, gewagt, schön: die Luftkontorsions-Nummer von Lena Ries. Palazzo Berlin

Ein Wort zu Ihrem Kollegen Alfons Schuhbeck, bitte! Sie kennen ihn gut. Werden Sie ihn im Gefängnis besuchen?

Ich habe keine Gefängnisbesuchserfahrung und weiß nicht, wer dort Zutritt erhält und wer nicht. Sollte es zu einer Haftstrafe kommen, werde ich aber versuchen, Alfons zu sehen – schließlich sind wir seit rund 40 Jahren freundschaftlich verbunden.

Alfons Schuhbeck und Hans-Peter Wodarz kennen sich seit 40 Jahren.
Alfons Schuhbeck und Hans-Peter Wodarz kennen sich seit 40 Jahren. imago/eventfoto54

(Schuhbeck wurde am 27. Oktober 2022 wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Der Gastronom legte Revision gegen das Urteil ein. Anm. d. Red.)

Was zeichnet Alfons Schuhbeck aus?

Alfons Schuhbeck ist der größte Workaholic, den ich kenne – und wenn der Gefängnisdirektor ihn lässt, wird er sicherlich die Küche dort auf den Kopf stellen. Er ist zudem ein sehr humorvoller Mensch, und dieser Humor wird ihm helfen, auch diese Situation zu überstehen ...

Stefanie Simon, Entertainer Julian F. M. Stoeckel (r.) mit Freund Marcell Damaschke bei der Palazzo-Premiere in Berlin.
Stefanie Simon, Entertainer Julian F. M. Stoeckel (r.) mit Freund Marcell Damaschke bei der Palazzo-Premiere in Berlin. imago/Gartner

Die neue Palazzo-Show ist ein schillerndes Gesamtkunstwerk

Die neue Palazzo-Show „Eskapaden“ ist eine appetitanregende Melange aus Chaos und Comedy. Angekündigt wurde das Dreieinhalb-Stunden-Spektakel mit Liveband, Artistik und Magie als „ein schillerndes Gesamtkunstwerk, das die Gäste garantiert mit einem Lächeln im Gesicht zurücklässt“. Und die Show hält, was sie verspricht.

Die Geschichte des Abends ist schnell erzählt: „Gloria“ – genial schrill verkörpert von der kanadischen Slapstick-Ikone Mooky – möchte auf Teufel komm raus berühmt werden. Sie träumt von nichts sonst. Natürlich läuft am Ende alles aus dem Ruder und es kommt anders.

Palazzo-Premiere in Berlin: Kolja Kleeberg (Mitte), Alice Brauner mit Ehemann Michael Zechbauer.
Palazzo-Premiere in Berlin: Kolja Kleeberg (Mitte), Alice Brauner mit Ehemann Michael Zechbauer. imago/Gartner

Herrlich, wie Mooky am Premierenabend Berlins Ex-Regierenden Michael Müller zur Belustigung des Publikums auf die Bühne holte. Müller musste ein Gedicht vortragen und gemeinsam mit der Kanadierin das Liebesduett „Tonight“ aus der „West Side Story“ singen, natürlich lippensynchron zum Playback. Er schlug sich tapfer und machte seine Sache mehr als gut. Auch dafür gab es viel Applaus.

Höhepunkt der Show ist ohne Zweifel die grazile und anmutige Luftkontorsions-Nummer von Lena Ries. Wie sie sich knapp über den gedeckten Tischen durch ihren Luftring schlängelt und dann ausschwingt, ist einmalig schön, gewagt und von höchster und reinster Energie. 

Auch die anderen Akrobaten sind allererste Sahne; und der leicht plätschernde Gesang von Niamh O'Reilly aus Irland, der sich wie ein roter Faden heiter-melancholisch durch die ganze Show zieht, macht das Vergnügen an diesem Abend komplett.

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Dagmar Frederic mit Ehemann Klaus Lenk bei der Palazzo-Premiere von Kolja Kleeberg & Hans-Peter Wodarz.
Dagmar Frederic mit Ehemann Klaus Lenk bei der Palazzo-Premiere von Kolja Kleeberg & Hans-Peter Wodarz. imago/Gartner

Obendrauf gibt es im Palazzo das übliche Vier-Gang-Menü – aus Thunfisch-Tatar, Tomaten-Linsen-Curry, Entenkeule mit Spinat und Schokoladenkuchen mit sahnigem Stracciatella-Eis. Vegetarier bekommen Büffelmozzarella und als Hauptgang Auberginen-Piccata zusammen mit grünem Spargel.

Karten für den Palazzo von Kolja Kleeberg & Hans-Peter Wodarz gibt es ab 114,40 Euro pro Person im Kurier-Ticketshop oder unter der Telefonnummer 040/853 88 967 (Mo–Fr, 11–16 Uhr, 0,20€/Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 0,60€/Anruf).