
Wenn im Theater die Nerven blank liegen, ist Marion Kracht („Diese Drombuschs“) ganz in ihrem Element. Ab dem 31. Oktober steht die 62-Jährige in dem Stück „Carmen darf nicht platzen“ von Ken Ludwig in der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin auf der Bühne (Ernst-Reuter-Saal) – als Intendantin, die kurz davor ist, die Nerven zu verlieren.
Eigentlich will die mit einer prächtigen „Carmen“-Inszenierung das Publikum begeistern, doch dann läuft alles schief, was schieflaufen kann: Die gefeierte Operndiva verspätet sich, ein temperamentvoller Ehemann sorgt für Chaos, und zu allem Überfluss schläft die Hauptdarstellerin nach einer Überdosis Beruhigungstabletten einfach ein. Was tun, wenn der Vorhang gleich aufgeht und die Hauptbesetzung schlummert? Improvisation ist gefragt – und so muss hoppla-hopp die graue Maus aus dem Büro auf die Bühne. Übrigens: Regisseur Pascal Breuer und Komödien-Intendant Martin Woelffer haben in dem Stück alle, wirklich alle Rollen mit Frauen besetzt.
Dem Berliner KURIER erzählt Marion Kracht, warum sie Spaß an komödiantischen Rollen hat, wie viel echtes Theaterchaos in ihr steckt und weshalb ein Eis manchmal wahre Wunder wirken kann.
Sie spielen eine Intendantin, die kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. Wie viel Drama steckt da in Ihnen persönlich?
Ich bin auch im Privaten eine dramatische Person. Das gehört, glaube ich, auch mit zu diesem Beruf. Ich bin jedoch hoffentlich nicht wie die Intendantin Mrs. Wylie im Stück. Die ist auch sehr dramatisch, herrisch und geldhungrig. Ihre Angestellten behandelt sie von oben herab.
Oha, und wie chaotisch darf es bei Ihnen privat werden?
Mein Leben ist ziemlich chaotisch. Ich glaube nicht, dass ich deswegen die Nerven verliere. Da gibt es andere Dinge wie Ungerechtigkeit, Trägheit oder Missverständnisse aufgrund von Kommunikationsproblemen.
Was ist die Herausforderung im Stück?
In einer Komödie ist das Timing die Herausforderung. In diesem Stück sind es die Dialoge, die ganz viel Tempo erfordern, aber auch das ständige „Tür auf, Tür zu“, das die Zuschauer erleben.

Nehmen Sie beim Spielen in der Komödie in Berlin eigentlich ein strengeres Publikum wahr als in anderen Städten?
Ich hoffe, dass die Komödie bald wieder an ihren angestammten Ort zurückziehen kann, und ich freue mich sehr darüber, dass das Berliner Publikum der Komödie so treu ist und ihr überall hin folgt, bis das neue Haus fertig gebaut ist. Das Publikum in den verschiedenen Städten ist sehr unterschiedlich. Den Berlinern muss man auf jeden Fall was bieten. Sie sind sehr anspruchsvoll.
Es gibt bestimmt eine Anekdote aus den Proben ...
Wir proben in einem Raum, in dem schon Filmgrößen wie Asta Nielsen, Marlene Dietrich und Alfred Hitchcock gearbeitet haben. Außerdem probe ich mit einem Ensemble, das komplett aus Frauen besteht. Das macht großen Spaß.
Marion Kracht: mit Yoga und Kochen gegen Stress
Worauf dürfen sich die Zuschauer denn am meisten freuen?
Auf ein Tollhaus, ein sechsköpfiges Frauenensemble, das auch in Männerklamotten Bella Figura macht und ein pinkfarbenes Bühnenbild, dessen fünf Türen ständig auf- und zuklappen.
Da müssen Sie privat sicher mal runterkommen. Nur wie? Yoga? Kochen? Spazieren?
Yoga und Kochen auf jeden Fall. Auch Freunde zu treffen, ist für mich enorm wichtig.
Welcher Notfall-Plan rettet Sie, wenn's zu Hause knirscht?
Ein Eis essen. Ich liebe Eisdielen, die auch veganes Eis anbieten: Schokolade, Nuss, Pistazie, hmm. Fruchteis mag ich nicht so gerne.
Wenn Sie sich aussuchen könnten: glamouröser Abend in der Oper oder gemütlicher Filmabend auf dem Sofa?
Ganz klar: glamouröser Abend in der Oper. Und am liebsten natürlich: „Carmen“!