Abrechnung mit dem Fernsehen

Dschungelcamp-Star Pierre Sanoussi-Bliss: DARUM war die DDR besser!

Im Dschungelcamp von RTL belegte er Anfang des Jahres den zweiten Platz. Auf dem Riverboat im MDR folgte jetzt eine Abrechnung im dem Fernsehen.

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Pierre Sanoussi-Bliss äußerte sich jetzt auf dem Riverboat im MDR zu seiner Teilnahme beim Dschungelcamp - und verriet, dass die Arbeit als Schauspieler für ihn in der DDR leichter war.
Pierre Sanoussi-Bliss äußerte sich jetzt auf dem Riverboat im MDR zu seiner Teilnahme beim Dschungelcamp - und verriet, dass die Arbeit als Schauspieler für ihn in der DDR leichter war.Star-Media/imago

Er wurde mit „Der Alte“ zum Krimi-Star – und ist seit Januar wieder in aller Munde: Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss. Der einstige TV-Kommissar gehörte zu den Promis der aktuellen Stafel von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“, blieb im Dschungelcamp von RTL aber einfach er selbst und eroberte damit die Herzen der Zuschauer! Am Ende reichte es nicht für die Krone, stattdessen landete er auf dem zweiten Platz der Reality-Show. Jetzt war Pierre Sanoussi-Bliss auf dem Riverboat im MDR zu Gast, packte dort darüber aus, warum er eigentlich in das RTL-Camp zog. Und verriet, warum die DDR für seinen Schauspiel-Job besser war!

Pierre Sanoussi-Bliss belegte im aktuellen Dschungelcamp von RTL den zweiten Platz

Er schien gar nicht so richtig ins Dschungelcamp von RTL zu passen – und doch entwickelte sich Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss in der Reality-Show nach und nach zum Publikumsliebling. Der Grund: Er ließ sich vom Reality-Gezeter der Show-Promis nicht mitreißen, blieb während der Wochen im australischen Busch ganz er selbst. Und das zeichneten die Zuschauer aus: Sanoussi-Bliss landete in der aktuellen Staffel von „IBES“ („Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“) auf dem zweiten Platz, direkt hinter Boris-Becker-Ex Lilly Becker.

Nun war er auch auf dem „Riverboat“ zu Gast – und berichtete im Gespräch mit Moderatorin Kim Fisher, wie es überhaupt dazu kam, dass er in den Dschungel ging. Die Geschichte seiner Teilnahme reicht nämlich schon Jahre zurück! „Die haben knapp elf Jahre an mir rumgebastelt“, sagte er in der Show. „Ich bin vor über zehn Jahren das erste Mal gefragt worden, da war ich auch noch bei ,Der Alte‘ in Lohn und Brot.“ Er habe sich damals mit einer Producerin von RTL zum Essen getroffen, denn „man soll in unserer Branche ja nicht alles sofort wegschieben“.

Pierre Sanoussi-Bliss im Dschungelcamp von RTL. Er beendete die Reality-Show als Zweitplatzierter.
Pierre Sanoussi-Bliss im Dschungelcamp von RTL. Er beendete die Reality-Show als Zweitplatzierter.RTL

Als er im Restaurant saß, sei plötzlich sein Mann aufgetaucht, habe sich mit an den Tisch gesetzt. „Der hatte so eine Angst, dass ich ‚Ja‘ sage, dass er wirklich einfach mit dazukam und nicht wich, bis er mindestens fünfmal von mir ein ‚Nein‘ gehört hat.“ Doch die Producerin habe nicht locker gelassen, alle zwei Jahre nachgefragt. Als er 60 wurde, habe er dich dazu aufgerafft, beim Dschungelcamp mitzumachen. Er habe auch Sichtbarkeit herstellen wollen, denn Schauspieler mit dunkler Hautfarbe seien im deutschen Fernsehen nicht vertreten. „Machen Sie den Fernseher an, gehen Sie in irgendeinen deutschen Film, zeigen Sie mir auch nur einen alten, schwarzen Mann im deutschen Fernsehen. Wir kommen nicht vor.“

Pierre Sanoussi-Bliss: Ältere, schwarze Männer sind im deutschen Film nicht vertreten

Es gebe Tausende ältere, schwarze Männer in Deutschland, doch Stars wie Morgan Freeman und Denzel Washington gebe es beim deutschen Film nicht, kritisiert Sanoussi-Bliss. „Das ist schade. Und wie kommt man zu einer neuen Sichtbarkeit?“ Als das Angebot vom Dschungelcamp wieder kam, habe er beschlossen, nun an dem Format mitzuwirken. Und: Auch die Gage habe sich nach all den Jahren verdoppelt, sagt er.

Pierre Sanoussi-Bliss (r.) mit seinen Kollegen aus der Krimireihe „Der Alte“.
Pierre Sanoussi-Bliss (r.) mit seinen Kollegen aus der Krimireihe „Der Alte“.Action Pictures/imago

Also: Rein in den australischen Busch. Und, hat es sich gelohnt? Bei der Besetzung von Rollen habe sich nichts getan. Er sei aber auch erst drei Wochen zurück – und gehe nicht davon aus, dass die Leute, die beim Fernsehen etwas entscheiden, das Dschungelcamp gucken. Doch seine Wünsche sind klar und simpel: „Ich möchte, dass Leute auf mich kommen, ohne dass ich ihnen vorher mit dem nackten Arsch ins Gesicht springen muss.“ – „War das zu DDR-Zeiten tatsächlich gar kein Thema?“, fragt Moderatorin Kim Fisher. Nein, antwortet Pierre Sanoussi-Bliss. „Ich bin wirklich erst seit der Wende eine Hautfarbe.“

In der DDR war die Hautfarbe von Pierre Sanoussi-Bliss kein Thema

Bis dahin habe er am Staatsschauspiel in Dresden gearbeitet, habe für die DEFA gedreht, „als Zauberer, der nicht zaubern konnte, im Verflixten Mißgeschick“. Er sei ein französischer Prinz gewesen, ein Todesengel, ein russischer Bauer. Er habe sogar eine Rolle gespielt, die weiße Eltern hatte. „Das Publikum interessiert das nicht! Das interessiert in Deutschland komischerweise nur die Leute, die Filme machen. Und das wundert mich. Die Leute gucken Netflix – die schalten doch nicht weg, weil ein Schwarzer dabei ist.“ Er selbst habe erst im vergangenen Jahr bei einem Casting den Satz gesagt bekommen: „Wir hätten dich schon gern dabei, aber wir haben schon einen. Solche Sachen höre ich.“

Er selbst werde aber nicht mehr erleben, dass er wie ein normaler Schauspieler behandelt wird, der etwas zur Qualität deutscher Filme beitragen kann. „Wir entwickeln uns so langsam zurück zum 50er-Jahre Heimatfilm, habe ich das Gefühl.“ Solange es nicht in der Tagesschau einen schwarzen Sprecher oder eine schwarze Sprecherin gibt, der oder die um 20 Uhr „Guten Abend“ sagt, habe es das Land nicht geschafft, sagt Pierre Sanoussi-Bliss. „Meine Meinung.“ Vielleicht klappt’s nach dem Dschungelcamp ja mit den Rollen nach Wunsch? Immerhin: Er hat sich als ruhiger Pol behauptet. Die ersten drei Tage im Busch sei er in Schockstarre gewesen. „Mir ist einfach nichts eingefallen zu den Menschen um mich herum. Ich war schockiert“, sagt er. Nun hoffe er, dass sich das Leiden für die Karriere gelohnt hat. ■