Vor 50 Jahren flimmerte die Serie „Michel aus Lönneberga“, der Kinderbuch-Klassiker von Astrid Lindgren, das erste Mal in Deutschland in der ARD über den Bildschirm. Seit 1974 begeistern die Abenteuer und Streiche des frechen Jungen aus dem schwedischen Dorf Katthult Generationen von großen und kleinen Zuschauern. Insbesondere zu Weihnachten sorgen die Serie und Filme für große Begeisterung. Doch was ist eigentlich aus den Schauspielern von damals geworden? Was machen die Darsteller von Michel, Ida, Alfred, Lina und Krösa-Maja heute?
Jan Ohlsson als Michel

Mit neun Jahren schlüpfte Jan Ohlsson in die Rolle des Lausbuben Michel, der im schwedischen Original allerdings Emil heißt. Er spielte den frechen Jungen sowohl in der Fernsehserie als auch in den Kinofilmen, die zwischen 1971 und 1973 produziert wurden. Besonders seine Ähnlichkeit mit der literarischen Figur begeisterte nicht nur Autorin Astrid Lindgren.
Als Jugendlicher spielte er noch in zwei schwedischen Filmen mit, im Horrorfilm „Victor Frankenstein“ (1977) und der Komödie „Dante - Akta're för hajen!“ (1978). Doch er bekam das Lausbuben-Image nicht los und so zog sich Ohlsson sich aus dem Filmgeschäft zurück. Heute arbeitet der 62-Jährige als Systemtechniker in einer Computerfirma in seiner Heimatstadt Uppsala. Er lebt zurückgezogen und lehnt Interviews immer wieder ab.
Lena Wisborg als Michels Schwester Ida

Auch Lena Wisborg, die die kleine Schwester von Michel spielte, geht mittlerweile einem anderen Beruf nach. Als 14-Jährige trat sie noch in der schwedischen TV-Miniserie „Katitzi“ (1979) auf, die aber in Deutschland nie gezeigt wurde. Danach kehrte sie der Schauspielerei den Rücken. Sie lernte Friseurin und Maskenbildnerin, konnte die Berufe dann aber wegen Allergien nicht weiter ausüben. Die heute 59-Jährige arbeitet jetzt als Schneiderin und Designerin in einem Modehaus nahe Stockholm.
Anders als Jan Ohlsson mied sie aber nicht die Öffentlichkeit und gab immer wieder TV-Interviews oder trat im Fernsehen auf. 2005 war sie in der RTL-Sendung „Die größten TV Hits aller Zeiten – Die beliebtesten Kindersendungen“ zu Gast, in der „Michel aus Lönneberga“ den ersten Platz in der Zuschauerwertung belegte. Dort erzählt sie nicht nur über den Dreh für die berühmte Szene, als Michel Ida am Fahnenmast hochzieht, sondern auch darüber, ob sie noch Kontakt zu den anderen Darstellern hat. Sie berichtete, dass sie Björn Gustafson (Knecht Alfred) gelegentlich besuche, wenn es die Zeit erlaube. Zu den anderen Schauspielern, insbesondere zu Jan Ohlsson (Michel), habe sie aber keinen Kontakt.
Emy Storm als Michels Mama Alma

Emy Storm, die die liebevolle, aber oft von den Streichen ihres Sohnes genervte Mutter Alma Svensson spielte, stand bereits davor vor der Kamera. Ihren ersten Film drehte sie im Alter von 23 Jahren im Jahr 1948. In „Sündige Liebe“ spielte sie eine Kellnerin. Doch auch nach den „Michel“-Filmen und der Serie war sie weiter als Schauspielerin tätig. Ihren letzten Auftritt hatte sie im Jahr 2005 in der deutsch-schwedischen Krimiproduktion „Wallander“, die in Südschweden spielt. Außerdem spielte sie Theater.
Gemeinsam mit ihrem Mann Göte Fyhring (1929-2021) engagierte sich Storm politisch, vor allem in der Vereinigung sozialdemokratischer Kulturschaffender. Im Alter von 89 Jahren starb Storm starb im November 2014 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Allan Edwall als Michels Vater Anton

Er war Michels griesgrämiger Vater Anton in „Michel aus Lönneberga“. Doch Allan Edwall spielte auch den weisen Skalle-Per in „Ronja Räubertochter“. Doch er war nicht nur das Gesicht der Astrid-Lindgren-Verfilmungen. Er spielte auch in über 400 Theaterproduktionen, zahlreichen Filmen und führte selber Regie. Für seinen Film „Åke und seine Welt“, für den er auch das Drehbuch schrieb, bekam er 1985 den Hauptpreis beim Seminci-Filmfestival im spanischen Valladolid. Der enge Weggefährte von Regisseur Ingmar Bergman gilt bis heute als einer der größten schwedischen Schauspieler seiner Zeit.
Auch als Musiker, Autor und Theaterbesitzer trat Allan Edwall auf. Dort war er zeitweise Schauspieler und Kartenabreißer in Personalunion. Sein erstes Musik-Album hieß „Grovdoppa“ und zeichnet sich durch seinen seltsam knorrigen Sprechgesang aus. Edwall starb 1997 in Stockholm an Prostatakrebs.
Björn Gustafson als Knecht Alfred
Am 30. November wird Björn Gustafson 90 Jahre alt – und ist nach wie vor einer der markantesten Schauspieler Schwedens. Er spielte Alfred, dem gutmütigen Knecht auf dem Kattult-Hof. Seine Karriere begann bereits in den 1950er Jahren. Er wirkte in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit. Neben seiner Rolle als Alfred ist er in Schweden vor allem für seine Rolle als Dynamit-Harry in der Filmreihe „Jönssonligan“ bekannt. Außerdem arbeitete er als Synchronsprecher.
Bis 2016 stand er sogar noch auf der Theaterbühne. 2009 wurde er mit der königlichen Medaille für Wissenschaft und Kunst („Litteris et Artibus“) geehrt. Vergangenes Jahr wurde Gustafson mit dem Hedersguldbagge (Ehren-Guldbagge) für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der Guldbagge ist der renommierteste Filmpreis Schwedens und wird jährlich vom Schwedischen Filminstitut verliehen.

Maud Hansson als Magd Lina

Schon fast 30 Jahre war Maud Hansson schon nicht mehr als Schauspielerin tätig, als die Darstellerin der Magd Lina in den „Michel aus Lönneberga“-Filmen am Oktober 2020 im Alter von 82 Jahren starb. Doch durch ihre Rolle als fromme und oft schimpfende Magd Lina, die stets auf der Suche nach einem Mann war, ist legendär. Ihre Schauspielkarriere begann früh, so spielte sie bereits in Ingmar Bergmans Meisterwerken „Das siebente Siegel“ (1957) und „Wilde Erdbeeren“ (1957) mit.
Später stand Maud Hansson nur noch selten vor die Kamera. Ihre Filmkarriere endete 1991. Sie war von 1965 bis 1982 mit dem griechisch-russischen Schauspieler Petros Fissoun (1933-2016) verheiratet und lebte zeitweise in Griechenland.

Carsta Löck als Krösa-Maja
Was viele gar nicht wissen: Auch deutsche Schauspielerinnen wirkten in „Michel aus Lönneberga“. So spielte Hannelore Schroth dies Fru Petrell und Carsta Löck Krösa-Maja, die redselige und leicht hysterische Bewohnerin von Lönneberga. Sie ist dafür bekannt, den Dorfkindern gerne Gruselgeschichten zu erzählen.
Carsta Löck war ein UFA-Star, ihre Schauspielkarriere begann 1930. Sie wirkte in zahlreichen Filmen mit und war bald festgelegt auf das einfache Mädel vom Land und spielte, meist in Nebenrollen und oft mit einer Prise Komik, Mägde, Soldatenbräute, Ehefrauen, Hauswirtschafterinnen, Sekretärinnen und Nachbarinnen. Zahlreiche Filme mit ihr werden heute zum Teil als Vorbehalts- oder NS-Filme eingestuft.
Nach dem Krieg wurde es ruhig um Carsta Löck, durch ihre Rolle als Krösa-Maja erlangte sie Anfang der 1970er Jahre wieder große Popularität. Allerdings wird sie in der deutschen Fassung der Filme von Carola Höhn synchronisiert. Löck starb am 19. Oktober 1993 im Alter von 90 Jahren in Berlin.
