
Viele Menschen schonen sich nicht, wenn eine Erkältung sie gepackt hat. Nach der Devise: So ein bisschen Husten oder Schnupfen – das geht schon. Doch ein grippaler Infekt beschert dem Immunsystem sehr viel Arbeit. Der Körper braucht dafür Ruhe. Schont man sich nicht, riskiert man, dass der Infekt umso länger bleibt. Dann hat man zwei Wochen später eine dicke Nasennebenhöhlenentzündung an der Backe. Oder noch Schlimmeres.
Beim Kampf des Immunsystems gegen die Erreger gerät fast der ganze Körper in Mitleidenschaft. „Hier reagiert der Körper mit diversen Abwehrmechanismen, die sich dann in verschiedenen Symptomen äußern können“, sagt Jakob Maske, Sprecher des Bundesverbandes Kinder- und Jugendärzte BVKJ. Typisch sind Husten, Halsschmerz, Schnupfen und Abgeschlagenheit.
Das Immunsystem beseitigt also die Viren und bildet Antikörper, um möglichst nicht noch einmal am gleichen Erreger zu erkranken. Das geschieht durch die Produktion von sogenannten Gedächtniszellen, die im Körper verbleiben. Bei einer erneuten Infektion können sie reaktiviert werden und so die Viren schneller bekämpfen.
Wie kommt es zu verschleppten Infekten?
„Während einer Erkältung ist es wichtig, den Körper nicht zusätzlich zu belasten“, sagt Torben Ostendorf, Vorsitzender des Hausärzteverbands Sachsen. Heißt: keinen Sport treiben und im Alltag einen Gang zurückschalten. „Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Immunsystem sich nicht auf die Bekämpfung der Entzündung konzentrieren kann“, sagt der Hausarzt. Und das kann dann der Start für einen verschleppten Infekt ein.Das gilt übrigens auch bei leichten Infekten, die nur milde Symptome mit sich bringen. Auch dann kann es zu Komplikationen kommen, weiß Jakob Maske. Komplikation bedeutet dabei: Weil das Immunsystem nicht gut arbeiten kann, breiten sich Viren weiter im Körper aus.
„Die Folgen können sein, dass aus einem Schnupfen eine Nasennebenhöhlenentzündung wird oder aus einem Husten eine Bronchitis oder sogar eine Lungenentzündung entsteht“, sagt Torben Ostendorf. Es kann sogar passieren, dass aus einem vermeintlich harmlosen Infekt eine Herzmuskelentzündung wird. „Spätestens damit ist überhaupt nicht mehr zu scherzen“, betont der Hausarzt. Bei einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) befallen die Viren nämlich Herzmuskelzellen. Auch die Immunreaktion des Körpers kann die Zellen schädigen. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Pumpleistung des Herzens abnimmt oder Herzrhythmusstörungen entstehen.
Warnzeichen für verschleppte Erkältung und mögliche Folgen
Von einer Erkältung erholt man sich meist nach etwa einer Woche. Halten die Symptome länger an, kann das auf einen verschleppten Infekt hindeuten. „Typische Warenzeichen sind, dass man anhaltend körperlich schwach ist oder das Fieber nicht nach spätestens vier Tagen weggegangen ist“, sagt Jakob Maske. Auch eine Verschlechterung der Symptome ist ein Alarmsignal.

Eine Nasennebenhöhlenentzündung zeigt sich meist durch ein starkes Druckgefühl in Stirn, Nase, Wange oder Oberkiefer. „Dieses wird dann beim Bücken in der Regel deutlich stärker“, sagt Torben Ostendorf. Typisches Anzeichen für eine Bronchitis ist Husten mit Auswurf, oft auch Fieber. Die Symptome einer Herzmuskelentzündung sind sehr variabel. Häufig zeigen sich Beschwerden wie Müdigkeit oder Schwindel. Auch Luftnot, Herzstolpern und Brustschmerzen können auf eine Myokarditis zurückgehen.
Wann soll man mit einer Erkältung zum Arzt?
„Immer, wenn die genannten Warnzeichen auftreten oder wenn man für sich ungewohnte Krankheitszeichen wahrnimmt, sollte man ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen“, rät Jakob Maske. Auch hohes Fieber von über 39 Grad kann ein Alarmsignal für die Gesundheit sein und sollte daher ärztlich abgeklärt werden, sagt der Hausarzt Torben Ostendorf. Dies gelte besonders für Risikopatienten mit chronischen Krankheiten.