
Am Sonntag ist in Deutschland Tatort-Zeit – einmal mehr wird es sich ein Millionenpublikum vor dem Fernseher bequem machen, um den neuesten Film aus der Krimi-Reihe zu sehen. Dieses Mal sind die Ermittler aus Frankfurt an der Reihe – mit der Folge „Dunkelheit“. Es geht um einen Toten, der in einer Wohnung entdeckt wird, die folgenden Untersuchungen – und die Verbindung zu einem Serienkiller, der zahlreiche Opfer auf dem Gewissen hat. Was viele Zuschauer nicht wissen: Der Tatort „Dunkelheit“ wurde von einer wahren Geschichte inspiriert. Und den mutmaßlichen Mörder gab es wirklich.
Hessen-Ripper Manfred Seel: Er ist die Inspiration für den neuen „Tatort“
Manfred Seel war es, der als Inspiration für die neueste Folge des Sonntags-Krimis diente. Ein Mann, der als Hessen-Ripper und sogar als Jack the Ripper von Schwalbach in die deutsche Kriminalgeschichte einging. Ein in erster Linie unauffälliger Familienvater, laut LKA ein „völlig unbescholtener Bürger“, in seinem Dorf als Gärtner bekannt. Doch er hatte ein dunkles Geheimnis: Es wird angenommen, dass er im Laufe mehrerer Jahre fünf brutale Morde beging. Vier weitere Fälle sind noch ungeklärt.
Manfred Seel starb bereits im August 2014. Erst nach seinem Ableben kam die mutmaßlich düstere Seite des Familienvaters ans Licht: Beim Entrümpeln einer Garage, die Seel angemietet hatte, fanden seine Tochter und ihr Lebensgefährte nach seinem Tod Leichenteile. Sie informierten die Polizei. Bei der Toten handelte es sich um eine Frau namens Britta Simone Diallo, zum Zeitpunkt des Mordes 43 Jahre alt. Sie arbeitete als Prostituierte, wurde im Herbst 2003 zuletzt lebend gesehen. Manfred Seel soll Stammkunde bei ihr gewesen sein. Besonders schrecklich: Seel richtete die Leiche der Prostituierten furchtbar zu. Mit einer Handsäge trennte er ihr Arme und Beine ab – und bis heute lässt sich nicht ausschließen, ob sie zu dem Zeitpunkt noch lebte. Außerdem wurden unter anderem in Becken, Brüsten und Genitalbereich Nägel gefunden.

Bis heute werden Manfred Seel zahlreiche weitere Morde zugeschrieben
Nach der Entdeckung liefen die Ermittlungen an – und bis heute werden Manfred Seel zahlreiche weitere Morde zugeschrieben. Eines verbindet die Taten: Der mutmaßliche Mörder ging besonders sadistisch ans Werk. Etwa bei Alfenpflegehelferin Gudrun Ebel, deren Leiche bereits 1971 in einer Gartenhütte gefunden wurde. Bei ihr wurde der Unterbauch geöffnet, die Gebärmutter entnommen. Schon kurze Zeit später wurde Hatice Erülkeroğlu ermordet, eine türkische Altenpflegerin. Sie war eine Kollegin von Ebel – und die Arbeitsstätte von Manfred Seel lag in der Nähe des Altenheims, in dem die beiden arbeiteten.

Im Juni 1991 starb Gisela Singh, eine Prostituierte – ihre Leiche wurde in einem Reisighaufen in einem Waldstück gefunden. Sie wurde laut Polizei erdrosselt, außerdem wurden mehrere Stichwunden am Bauch und zahlreiche Narben an den Oberschenkeln gefunden. Auch hier wurde später klar, dass Manfred Seel einer ihrer Freier war. Im Dezember 1993 war es dann die Prostituierte Dominique Monrose, die sterben musste. Ihre Leiche war zerstückelt, die Einzelteile wurden in Müllsäcken an einer Landstraße und der Autobahn A661 gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass der mutmaßliche Mörder die Leichenteile zuvor eine Weile im Kühlschrank aufbewahrte.
Immer wieder tauchten an verschiedenen Orten Leichenteile von Frauen auf
Im Juli 1996 wurde dann in einer Kleingartenanlage der abgetrennte Kopf der 27 Jahre alten Pia Isabel Heym entdeckt. Auch dieser Mord wird mit Manfred Seel in Verbindung gebracht. Die Prostituierte Julia Anne Schröder verschwand im Juli 1998 vom Frankfurter Straßenstrich, ihre Leiche wurde bis heute nicht gefunden. Auch der Verbleib der Prostituierten Gabriele de Haas, die im September 1999 verschwand, ist ungeklärt. Der letzte Fall, der die Ermittler beschäftigt, ist ein im April 2004 gefundener skelettierter Kopf, der in Alufolie eingewickelt war, in der Staustufe Oberbach entdeckt wurde. Bis heute ist unklar, wer das Opfer war.

Wie viele Morde Manfred Seel tatsächlich beging, ist bis heute nicht geklärt
Wie viele Morde Manfred Seel tatsächlich beging, ist bis heute unklar. Er wird mit den Taten in Verbindung gebracht, zweifelsfrei nachgewiesen ist es aber nicht. Den Namen Jack the Ripper von Schwalbach bekam er, weil er es vornehmlich auf Frauen aus dem Rotlichtmilieu abgesehen hatte – und offenbar sehr sadistisch agierte. Auf Computern und Festplatten des Mannes fanden die Ermittler insgesamt 32.000 Bilddateien, auf denen Gewaltdarstellungen zu sehen waren – und die den Taten ähnelten. Den Opfern wurden teilweise Organe entnommen oder Gliedmaßen abgetrennt. Manche Teile sind bis heute nicht aufgetaucht. Bis heute kann auch eine kannibalistische Neigung des mutmaßlichen Serienmörders nicht ausgeschlossen werden. Übrigens: Sogar mit dem Mordfall Tristan wurde Manfred Seel zeitweise in Verbindung gebracht. Der 13-Jährige wurde im Jahr 1998 in einer Unterführung in Frankfurt getötet, der Täter wurde nicht geschnappt.

